von Giacomo Puccini, Musik vervollständigt von Franco Alfano, Dramma lirico in drei Akten, Libretto: Giuseppe Adami und Renato Simoni, UA: 26. April 1926, Mailänder Scala
Regie: Detlef Altenbeck, Bühne: Lars Peter
Dirigent: Alois Seidlmeier, Philharmonisches Orchester, Chor und Extrachor Landestheater Coburg
Solisten: Sorina Munteanu (Turandot), Wolfgang Mühlenbeck (Altoum), Michael Lion (Timur), Ernesto Grisales (Kalaf), Sofia Kallio (Liù), Marek Reichert (Ping), Milen Bozhkov (Pong), Karsten Münster (Pang), Jason Tomory (Mandarin), u.a.
Besuchte Aufführung: 16. Januar 2010 (Premiere)
Kurzinhalt
Prinzessin Turandot soll denjenigen heiraten, der die drei Rätsel löst, die sie ihm aufgibt. Versagt er, wird der Freier enthauptet. Als Prinz Kalaf Turandot auf dem Balkon erblickt, verliebt er sich in sie, und nichts kann ihn davon abhalten, sich ihren Fragen zu stellen. Er löst alle Rätsel und bringt dadurch die Prinzessin in Verlegenheit, denn eigentlich will sie niemals heiraten. Kalaf gibt ihr nun seinerseits ein Rätsel auf, nämlich seinen Namen zu erraten. Wenn sie es nicht schaffen sollte, soll sie seine Frau werden. Turandot läßt Liù foltern, um den Namen zu erfahren, weshalb diese sich selbst erdolcht. Schließlich nennt Kalaf seinen Namen, und die Prinzessin beginnt, sich ihre Liebe zu ihm einzugestehen.
Aufführung
Das Bühnenbild besteht nur aus einer großen weißen Rampe, auf der der Chor als Volk oder als Palastwache agiert. Am oberen Ende befindet sich eine Plattform mit einem großen Tor, durch das Turandot, der Kaiser oder seine Minister auftreten und abgehen können. Farbe bringen die Kostüme ins Spiel, farbenfrohe Kostüme im fernöstlichen Stil. Wichtig ist auch die Bewegungschoreographie, die mit dem Erscheinen von Ping, Pang und Pong ihren Höhepunkt erreicht. Es wurde gestenreich gekichert und über die Bühne geschlurft. Man könnte auch sagen: Die komischen Figuren der Commedia dell’arte (sie hatte Puccini im Blick, als er die Rollen komponierte) haben hier ihre würdige Entsprechung in Gestalt chinesischer Clowns gefunden. Das Blut der gescheiterten Kandidaten wird durch den bühnenfüllenden, roten Schleier der Turandot angedeutet. Der von Franco Alfano komponierte Schluß – nach dem Selbstmord Liùs hatte der Tod Puccini die Feder aus der Hand gerissen – wurde durch eine kurze Pause und Lichtprojektionen auf der Bühne deutlich von der übrigen Oper abgesetzt.
Sänger und Orchester
Eindeutiger Höhepunkt des Abends war das Terzett von Ping, Pang und Pong, das erstens musikalisch sehr gut war – stimmlich passen die drei Sänger ausgezeichnet zueinander -, und zweitens durch Gestik, Bewegung, Bühnenbild und Beleuchtung wirkungsvoll unterstützt wurde. Marek Reichert als Ping ist ein sehr variabler Spielbariton, hat gegen Ende jedoch ein paar schwache Momente. Karsten Münster (Pang) und Milen Bozhkov (Pong) stehen etwas im Schatten von Reichert, können aber eine saubere Höhe vorweisen. Sofia Kallio als Liù ist ein jugendlicher, glockenklarer Sopran und trat mit gelungenen Koloraturen und sicherer Höhe und Tiefe in Erscheinung. Der Kolumbianer Ernesto Grisales ist ein sehr durchschlagkräftiger Tenor, dessen Stimme für das Haus in Coburg allerdings zu groß ist; deshalb fallen bei ihm kleinere Unsauberkeiten in der Stimmführung auf, besonders im allseits bekannten Nessun Dorma – Keiner schlafe. Ähnliches ist auch über Sorina Munteanu in der Titelrolle zu sagen. Ihre große, hochdramatische Stimme hat den Weg an die großen Bühnen bereits gefunden, und zwar im schweren italienischen Fach. Das Philharmonische Orchester unter der bewährten Leitung von Alois Seidlmeier konzentrierte sich auf den Part des dezenten Begleitens und unterstrich so die Bedeutung des Gesanges in dieser italienischen Oper.
Fazit
Es sind solche Abende, die belegen, daß Produktionen, die sich szenisch deutlich am Libretto orientieren (in diesem Fall mit viel chinesischem Kolorit) nicht nur ihre Berechtigung haben, sondern, wenn sie so gut gemacht werden wie hier, auch zuverlässig auf Zuspruch beim Publikum stoßen. Heftiger Beifall und Beigeisterung für Inszenierung, Sänger und Dirigenten sind ein deutliches Zeichen. Auch die musikalische Leistung wurde allgemein gelobt.
Oliver Hohlbach
Bild: Henning Rosenbusch
Das Bild zeigt: Ping (Marek Reichert), Pong (Milen Bozhkov), Pang (Karsten Münster) demonstrieren chinesische Beweglichkeit.