von Domenico Cimarosa (1749-1801), Dramma giocoso per musica in zwei Akten, Libretto: Giovanni Bertati nach der Komödie The Clandestine Marriage (1766) von George Colman d. Ä. und David Garrick, UA: Wien 1792
Regie: Matthias Schönfeldt, Bühne/Kostüme: Birgit Angele
Dirigent: Karsten Huschke, Staatsorchester Rheinische Philharmonie
Solisten: Jongmin Lim (Geronimo), Tamara Weimerich (Elisetta), Hana Lee (Carolina), Monica Mascus (Fidalma), Falko Hönisch (Graf Robinson), Martin Shalita (Paolino)
Besuchte Aufführung: 30. Januar 2010 (Premiere)
Kurzinhalt
Carolina, die jüngere Tochter Geronimos, ist heimlich mit dem Haushaltsgehilfen Paolino verheiratet, ihr Vater hätte der Hochzeit niemals zugestimmt. Graf Robinson soll die ältere Tochter Elisetta heiraten. Doch er verliebt sich in Carolina und geht mit dem Vater einen Handel ein: Für die Halbierung der Mitgift wird der Ehevertrag auf Carolina umgeschrieben. Robinson versucht, Elisetta durch eine Aufzählung angeblicher Laster von sich abzubringen. Schließlich wird die heimliche Ehe Carolinas und Paolinos entdeckt, und sie bitten den Vater um Vergebung. Auf die Fürsprache Robinsons hin nimmt der Vater sie an; Robinson heiratet nun doch Elisetta.
Aufführung
Die Handlung spielt sich in der Garage und dem Hinterhof des Hauses ab, geheiratet wird zwischen Mülltonnen und Werkbank. Hauptkulisse ist der BMW der Familie, auch von Autolicht und Hupe wird Gebrauch gemacht. Ein zentrales Mittel der Inszenierung sind die ausführlichen Nebentitel, die auf einer beweglichen Tafel in jugendlichem Slang die Sicht der schwangeren Carolina wiedergeben. In etlichen Umbauphasen wird darauf, zum Klang unterschiedlicher Cembalosonaten von Scarlatti, über die Handlung informiert. Gleichzeitig werden immer kleinere und zahlreichere fahrende Autos an die Wand projiziert. Die Inszenierung ist vor allem auf Carolinas Verheimlichung ihrer Schwangerschaft ausgelegt; Birgit Angele schneidert ihr zu diesem Zwecke ein Schneemannkostüm, einen Weihnachtsmann-Umhang und ein festliches Fastnachtskostüm. Neben den bereits erwähnten Einfügungen gibt es Jazzinterpretationen u.a. von Mendelssohns Hochzeitsmarsch, Mancinis Pink Panther-Musik, Bizets Habanera. Jüngere Zuschauer dürften über die Hinweise auf die Internetplattform Youtube und den als Geschenk verpackten MacBook-Computer geschmunzelt haben.
Sänger und Orchester
Musikalisch ist der Abend eine reife Leistung. Jongmin Lim (Geronimo) glänzt mit dem weichen Klang und der warmen Tiefe seiner ausdrucksstarken Baßstimme; im 7. Bild in der Arie Udite, tutti udite – Hört alle, hört demonstriert er sein beeindruckendes Volumen und die Beweglichkeit seiner Stimme. Falko Hönisch (Graf Robinson) steht dem mit weichem Timbre, exakter Intonation und Kraft in Höhen und Tiefen in nichts nach. Auch Hana Lee (Carolina) überrascht mit ihrer hellen, kraftvollen Sopranstimme. Vor allem bei länger ausgehaltenen Tönen entfaltet sie ihr sehr kontrolliertes Vibrato. Monica Mascus (Fidalma) ist mit ihrer agilen Stimme sowie ihrer schauspielerischen Leistung bei der Streitschlichtung zwischen den Schwestern ein weiterer Glanzpunkt des Abends. Martin Shalita (Paolino) singt mit weichem, warmen Klang, aber in den Höhen fehlt es seinem Tenor vor allem im ersten Akt an Substanz. Tamara Weimerich (Elisetta) hat eine ähnlich klare, agile Sopranstimme wie Hana Lee. Allerdings sticht sie vor allem im Tutti durch eine oft zu hohe Intonation unangenehm aus dem Gesamtklang hervor.
Das Orchester unter der Leitung von Karsten Huschke trägt mit der nötigen Leichtigkeit und einer angenehm gestalteten Dynamik seinen Teil zum Gelingen des Abends bei. Sowohl die Streicher als auch die Bläser sind äußerst agil. Auch die Hammerklavier-Passagen (Olga Bojkova-Bicanic) fügen sich gut in den Klang ein.
Fazit
Matthias Schönfeldt bringt eine lustige und originelle Inszenierung auf die Bühne, deren Ausgestaltung bis hin zu Nebentiteln und Programmheft aus einem Guß ist. Die Verlegung der Oper in die heutige Zeit mit Anspielungen auf Yogaübungen und Youtube, schnelle Autos und mitleidlose Banken gefällt dem Publikum. Ein Abend, der auch durch die schauspielerischen Fähigkeiten der Sänger zum Vergnügen wird. Die Schwerelosigkeit, die der Musik innewohnt, setzt Karsten Huschke mit seinem Orchester gut um.
Julia Korst
Bild: Matthias Baus
Das Bild zeigt: Das heimliche Ehepaar: Wie lange können Martin Shalita (Paolino) und Hana Lee (Carolina) Heirat und Babybauch noch vertuschen?