Aachen, Stadttheater – EUGEN ONEGIN

von Peter I. Tschaikowsky, lyrische Szenen in drei Akten, Libretto von Alexander Puschkin, UA: 29. März 1879, Moskau
Regie: Ludger Engels, Bühne: Ric Schachtebeck, Kostüme: Julia Kaschlinski
Dirigent: Daniel Jakobi, Aachener Sinfonieorchester und Opernchor des Theater Aachen, Choreinstudierung: Frank Flade
Solisten: Leila Pfister (Larina), Irina Popova (Tatjana), Mélanie Forgeron (Olga), Rebecca Raffell (Filipjewna), Hrólfur Saemundsson (Eugen Onegin), Yikun Chung (Lenski), Randall Jakobsh (Fürst Gremin)
Besuchte Aufführung: 7. Februar 2010 (Premiere)

Kurzinhalt
aachen-eugen-onegin.jpgDie Gutsbesitzerin Larina hat zwei Töchter, Olga und Tatjana. Der Dichter Lenski ist in Olga verliebt und stattet der Familie zusammen mit seinem Freund, dem dandyhaften Eugen Onegin, einen Besuch ab. Tatjana verliebt sich augenblicklich in Onegin. In einem Liebesbrief gesteht sie ihm ihre Gefühle. Doch Onegin weist sie zurück. Auf Tatjanas Namenstag wirbt Onegin um Olga, um Lenski eifersüchtig zu machen, der ihn zum Duell fordert. Im Zweikampf tötet Onegin Lenski. Jahre später trifft Onegin Tatjana wieder. Sie ist inzwischen verheiratet. Plötzlich bemerkt Onegin, daß er in Tatjana verliebt ist und bereut seine Taten. Tatjana, die Onegin trotz allem noch liebt, gibt ihm aber keine zweite Chance, da sie ihrem Mann treu bleiben will. Enttäuscht erkennt Onegin, daß er sein Leben verschenkt hat.
Aufführung
Ein Einheitsbühnenbild deutete zu Beginn der Oper das Larinische Gut an, lediglich ein paar gefällte Bäume sollten ländliche Atmosphäre erzeugen. Ansonsten sah man auf der Bühne: graue Holzverkleidung am Boden und an der hinteren Wand. Die Kostüme paßten sich dem an. Sie waren einfach gehalten in schwarz, grau und weiß. Ein burschikoser Hosenanzug mit Reitstiefeln kleidete die Gutsherrin Larina. Ihre Töchter Tatjana und Olga trugen züchtige schwarze Röcke mit weißen Blusen; ebenso präsentierte sich die Landbevölkerung. Eugen Onegin hob sich von der traditionsbewußten Gesellschaft ab: Er erschien im schwarzen Anzug mit Lederjackett und klobigen Stiefeln, ein Auftritt als Draufgänger. Russisches Lokalkolorit wurde nur sehr dezent miteingebracht, z.B. durch klischeehaft beständiges Wodkatrinken bei den Feiern und die russischen Volkstänze.
Sänger und Orchester
Leila Pfister (Larina) verkörperte die herrische Gutsbesitzerin mit Hilfe ihrer warmen aber gut forcierten Mezzosopranstimme und kommandierender Gesten. An ihrer Seite spielte Rebecca Raffell (Filipjewna) die ergebene Amme. Sie paßte durch ihre ausnehmend dumpfe und dunkle Stimme, die eine warmherzige Mütterlichkeit ausstrahlte, sehr gut in die Rolle. Irina Popovas (Tatjana) anspruchsvolle Aufgabe war es, sich vor allem in der Briefsszene Puskai pobignu ya – Und wenn es mein Ende wäre die vielen verschiedenen Gefühlslagen der Tatjana deutlich zu machen. Dies gelang ihr mit ihrer klaren, sehr metallischen Sopranstimme, ebenso wie mit ihrem grüblerischen, mädchenhaft schwärmerischen Schauspiel. Hrólfur Saemundsson (Eugen Onegin) bestach durch eine stoische, selbstherrliche Haltung. Sein kraftvoller Bariton unterstrich den herben Charme des Onegin in der Arie Kogda bi zhizn domashnim krugom – Wenn ich mein Leben so verbringen wollte, auch wenn man ihm anmerkte, daß er es mit dieser Rolle nicht ganz leicht hatte. Ebenso zu erwähnen ist Mélanie Forgeron (Olga), die ihren samtenen, tiefgründigen Mezzosopran zur Verkörperung ihrer lebenslustigeren Figur gekonnt einsetzte. Ihr Verehrer wurde von Yikun Chung (Lenski) ins gesungen. Er glänzte durch einen strahlend hellen, voluminösen Tenor, den er in Höhe und Tiefe kontrolliert einsetzte. Randall Jakobsh (Fürst Gremin) konnte seine stolze Haltung durch seinen tiefen und sonoren Baß unterstreichen, was vom Publikum positiv aufgenommen wurde. Unter der Leitung von Daniel Jakobi stellte das Orchester sein Können unter Beweis. Die Lautstärke wurde den Sängern angepaßt, so daß der Gesang nie überdeckt wurde.
Fazit
Man interpretierte Tschaikowskys Musik an diesem Abend gut. Besonders die Leistung des hochkarätigen Ensembles ist zu loben. Applaus gab es vor allem für Randall Jakobsh, Irina Popova, Rebecca Raffell und Yikung Chung, Buhs hingegen für das Regieteam.
Melanie Joannidis

Bild: Wil van Iersel
Das Bild zeigt: Irina Popova (Tatjana)

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