von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Dramma giocoso in zwei Akten, Libretto: Lorenzo Da Ponte, UA: 29. Oktober 1787 Prag
Regie: Andrea Moses, Bühne/Kostüme: Christian Wiehle, Licht: Christian Kemmet-Müller, Choreographie: Jacqueline Davenport
Dirigent: Markus Poschner, Bremer Philharmoniker
Solisten: Juan Orozco (Don Giovanni), Sara Hershkowitz (Donna Anna), Luis Olivares Sandoval (Don Ottavio), Jose Gallisa (Komtur), Nadja Stefanoff (Donna Elvira), George Stevens (Leporello), Alberto Albarrán (Masetto), Nadine Lehner (Zerlina) u.a.
Besuchte Aufführung: 6. Februar 2010 (Premiere)
Kurzinhalt
Don Giovanni tötet Donna Annas Vater. Sie findet seine Leiche, und ihr Verlobter Don Ottavio muß ihr schwören, sich an dem Mörder zu rächen. Don Giovannis Diener Leporello macht Donna Elvira deutlich, daß sie nur eine von seinen vielen Geliebten ist. Als Donna Anna und ihr Verlobter auf der Suche nach dem Mörder Don Giovanni erkennen, versucht dieser, sie als verrückt hinzustellen und Zerlina mit einem Heiratsversprechen zu betören. Zerlina geht darauf ein. Für eine weitere Eroberung tauschen Don Giovanni und Leporello ihre Kleider, doch Don Giovanni wird von Masetto und anderen Bauern gefunden, auch Leporello wird enttarnt und flieht. Sie gelangen auf den Friedhof, wo eine geisterhafte Stimme aus einer Statue dringt und Don Giovanni bedroht. Sie fordert ihn auf, seine Taten zu bereuen, doch er weigert sich entschieden. Die Erde öffnet sich, Flammen schlagen empor und verschlingen ihn.
Aufführung
Andrea Moses läßt die Oper über den Wüstling und Frauenheld Don Giovanni in seinem „DG Star Hotel“ spielen, das auf einer Drehbühne von allen Seiten sichtbar gemacht wird. Mindestens in einem der Zimmer liegt immer jemand im Bett, darunter befindet sich die Bar, in der Garage wird eine Party mit Grill und Bierkästen gefeiert, in der Hotelhalle lümmelt man sich auf der Hollywoodschaukel. Die Geliebten von Don Giovanni werden als Diashow auf das Innere der Garage projiziert. Die Freunde Masettos treten mit Schlagstöcken auf. Es gibt keine Statue, der Komtur wird in einer Art Bademantel wieder lebendig und guckt nach dem Selbstmord Don Giovannis rauchend von der ersten Etage des Hotels zu, wie der Leiche des Verführers ein Kranz auf den Bauch gelegt wird.
Die Sänger bewegen sich ständig, ihre emotionale Lage mit teils heftiger Gestik verstärkend. Die Frauen schlagen und treten mitunter zu, die Männer fuchteln vor allem im zweiten Akt mit Revolvern herum, um ihrem Vorhaben Nachdruck zu verleihen. Don Giovanni ist als südländischer Lebemann im weißen Anzug optisch charakterisiert, Zerlina tritt in glänzenden Leggins mit Stiefeletten als Girlie auf.
Die deutsche Übersetzung in den Übertiteln ist mit umgangssprachlichen Begriffen gespickt und gibt den italienisch gesungenen Inhalt nur mangelhaft wieder.
Sänger und Orchester
Nach einer etwas schwammigen Ouvertüre spielen die Bremer Philharmoniker – abgesehen von einigen schräg gespielten Tönen – in gewohnter Qualität. Die Rezitative wurden vom Hammerklavier begleitet, das zwar manchmal etwas leise, aber sonst eine warm klingende Alternative zum Cembalo ist.
Juan Orosco (Don Giovanni) singt mit differenziertem Bariton, wird allerdings von seinem Diener George Stevens als Leporello sowohl schauspielerisch und als sängerisch in den Schatten gestellt. Nadja Stefanoff stellt die verlassene Geliebte Donna Elvira, die zwischen Zuneigung und Wut auf Don Giovanni schwankt, mit großer Stimmintensität dar. Olivares Sandivals (Don Ottavio) Tenor schmeichelt seiner Rolle. Nadine Lehner (Zerlina) und Sara Hershkowitz (Donna Anna) hätten mit einem Rollentausch vielleicht noch besser ihre klaren Sopranstimmen und ihre darstellerischen Fähigkeiten zur Kennzeichnung der beiden Frauencharaktere nutzen können.
Fazit
Die Aufführung überzeugte sicherlich mehr musikalisch als über die doch ziemlich beliebig gehaltene Inszenierung, deren Personengestaltung nicht eindringlich genug war, die zeitweilig etwas komisch wirkte und kaum finstere Dramatik oder Leiden und Triebhaftes spürbar werden ließ.
Ein Teil des Publikums klatschte und lachte während der Aufführung – unentschieden, ob es die Aufführung nun gut finden sollten oder nicht.
Der Beifall am Ende war dann überzeugender, und es wurde deutlich, daß man sich durch diese „lockere Aufführung“ kurzweilig unterhalten fühlte.
Carola Jakubowski
Bild: Jörg Landsberg
Das Bild zeigt: Alberto Albarrán (Masetto), George Stevens (Leporello), Nadine Lehner (Zerlina), Juan Orosco (Don Giovanni), von links