Staatsoper Wien – NORMA

von Vincenzo Bellini (1801-1835), Melodramma in zwei Akten, Libretto: Felice Romani nach der Tragödie von Alexandre Soumet
UA: 26. Dezember 1831, Mailand, Scala
Dirigent: Friedrich Haider, Orchester und Chor der Wiener Staatsoper (Janko Kastelic)
Solisten: José Cura, Pollione (römischer Prokonsul), Dan Paul Dumitrescu (Oroveso), Edita Gruberova (Norma), Elina Garanca (Adalgisa) Caroline Wenborne (Clotilde), Marian Talaba (Flavio)
Konzertante Aufführung: 1. Dezember 2007 (Staatsoper)

Kurzinhalt
NormaBellinis Oper um Liebe, Liebesverrat, weibliche Großmut und Opfertod ist eine Herausforderung an Regie und Ausstatter. Ist es doch nicht einfach, Personen und Handlung in einer für den heutigen Betrachter verständlichen Bildsprache auf die Bühne zu bringen. Das führt dazu, daß diese Oper in szenischer Darbietung nicht häufig zu sehen ist. Darüber hinaus stellt die Partitur enorme Anforderungen an die Gesangssolisten.

In der Wiener Staatsoper kamen an diesem Dezemberabend die Freunde des Belcantogesangs auf ihre Kosten. Die beiden, das Werk dominierenden Frauenstimmen Norma und Adalgisa, gesungen von Edita Gruberova und Elina Garanca sind wohl das beste, was in diesen Partien zur Zeit gehört werden kann. Frau Gruberova sang intensiv und spannungsgeladen und mit bedrohlichem Unterton, gerade auch in den Pianopassagen. Da gab es keine Unsicherheit, keine Ungenauigkeit. Ihre Auftrittsarie wurde zu Recht mit frenetischem Beifall bedacht. Auch ihre Duette mit Elina Garanca, waren der reine Genuß. Wunderschön, wie die Stimmen der beiden Damen zueinander passen. Herrlich, wie uns die Sängerinnen, einander genau beobachtend und auf einander eingehend, Belcanto in höchster Vollendung darboten, wie sie quasi im Belcantohimmel schwebten und auch die Zuhörer dorthin entführten.
José Cura als Pollione konnte da nicht mithalten und fiel unsanft aus dem Belcantohimmel heraus. Er ist eben kein Belcantist.
Als Tenor gefiel mir Marian Talaba (Flavio) jedenfalls besser. Auch Caroline Wenborne als Clotilde und Dan Paul Dumitrescu als Oroveso sangen tadellos und ohne Intonationstrübung.
Friedrich Haider führte Chor und Orchester untedelig so, wie man es erwarten darf.
Ein großer Opernabend für Freunde des Belcantogesangs!
Zu Recht gab es riesigen Applaus und stehende Ovation.
Nur ein Wagnerianer, zur Wiener Premiere der Walküre am nächsten Tag angereist, konnte mit Bellinis hinreißender Melodik wohl nichts anfangen und verließ die Staatsoper vorzeitig. Wie ich meine, zu seinem eigenen Schaden.

Dr. Rolf Jürgen Schaffer                                           Bild: Dr. Rolf Jürgen Schaffer

Veröffentlicht unter Opern, Wien, Staatsoper

Schreibe einen Kommentar