von Richard Strauss (1864-1949), Komödie für Musik in drei Aufzügen, Libretto: Hugo von Hofmannsthal
UA: 26. Januar 1911, Dresden
Regie: Peter Lund, Bühne/Kostüme: Claudia Doderer, Choreinstudierung: André Weiss
Dirigent: Constantin Trinks, Staatsorchester, Chor, Kinderchor und Statisterie des Staatstheaters Darmstadt
Solisten: Yamina Maamar (Feldmarschallin Fürstin Werdenberg), Albert Pesendorfer (Baron Ochs von Lerchenau), Carine Séchaye (Octavian), Werner Volker Meyer (Herr von Faninal), Aki Hashimoto (Sophie), Susanne Serfling (Jungfer Marianne Leitmetzerin), Jeffrey Treganza (Valzacchi), Elisabeth Hornung (Annina) u.a.
Besuchte Aufführung: 13. März 2010 (Premiere)
Kurzinhalt
Die Feldmarschallin hat die Nacht mit ihrem Geliebten Octavian verbracht, doch plötzlich steht ihr Vetter Baron Ochs vor der Tür und Octavian kann sich gerade noch als Kammerzofe Mariandl verkleiden. Er wird vom Baron bedrängt, der allerdings auch von seinen Heiratsplänen mit Sophie erzählt und die Marschallin um die Vermittlung eines Rosenkavaliers bittet. Sie schlägt daraufhin Octavian vor. Nachdem Bittsteller und Händler der Marschallin ihre Aufwartung gemacht haben, prophezeit sie Octavian, daß er sie eines Tages wegen einer jüngeren Frau verlassen werde. Im Palais des Herrn Faninal wird der Rosenkavalier sehnsüchtig erwartet, und als Octavian eintritt, verliebt er sich sogleich in Sophie, die Braut des Barons. Als Ochs dies erfährt, duelliert er sich mit Octavian. Dieser wird aus dem Haus gejagt, spielt aber Ochs einen Brief zu, in dem er ihn zu einem Treffen mit Mariandl bittet. In einem Gasthaus wird der Baron nun in eine Falle gelockt. Er wird vom herbeigerufenen Kommissar beschuldigt, ein ehrbares Bürgermädchen verführt zu haben, und daraufhin kann die Verlobung mit Sophie von ihrem Vater Faninal gelöst werden. Die Marschallin erscheint und klärt die Zusammenhänge auf. Octavian muß sich nun zwischen der Marschallin und Sophie entscheiden, doch die Marschallin sieht ihre Vision erfüllt und überläßt ihn der jüngeren Konkurrentin.
Aufführung
Einem sehr schlichten Bühnenbild mit wenigen Requisiten auf der einen Seite stehen in der Darmstädter Aufführung prächtige, ausladende Rokoko-Kostüme entgegen, welche dem Handlungsort, dem Wien der Mitte des 18. Jahrhunderts, Rechnung tragen. Die Bühne wird in jedem Akt in neue Farben getaucht, bleibt aber durchweg weich schimmernd und hell und versucht nicht, mit den Akteuren in Konkurrenz zu treten. Nicht ganz deutlich wird allerdings die Symbolik des kleinen Engels im Glaskasten, der im dritten Akt auf der Bühne steht.
Sänger und Orchester
Der Abend gehörte eindeutig den Damen: Yamina Maamar (Feldmarschallin) und Aki Hashimoto (Sophie) verzauberten das Publikum durch ihre ausdrucksstarken Stimmen. Auf der schlicht gehaltenen Bühne fühlten sich beide sichtlich wohl, und besonders Yamina Maamar konnte ihr Stimmvolumen sehr gut entfalten. Absolut herausragend war Carine Séchaye als Octavian, die sich mit ihrer wendigen Stimme in jede Szene perfekt hinein versetzen konnte. Sie glänzte als eher schüchterne Zofe Mariandl, die sich der Annäherungsversuche zu wehren versucht, genauso wie in der Rolle des Liebhabers, der sich schließlich hin- und hergerissen für Sophie entscheidet. Albert Pesendorfer in der Rolle des Baron Ochs von Lerchenau beeindruckte das Publikum durch eine Bruststimme, die auch in den tiefen Lagen dieser Partie durchweg präsent ist und nichts an ihrer Tonsicherheit einbüßt. Werner Volker Meyer gab den Faninal mit gewohnt warmer und angenehmer Stimme. Schön war bei allen Darstellern die Komik, die durch Gestik und Mimik hervorgerufen wurde und ohne andere Hilfsmittel auskam. Auch die Aktionen zwischen den Darstellern auf der Bühne waren durchgehend ausdrucksstark und natürlich. Stellenweise hätte man sich mehr dynamische Differenzierung von seiten des Kapellmeisters gewünscht, denn gegen die instrumentale Masse kamen die Sänger in den Pianopassagen zum Teil nur schwer an. Constantin Trinks versteht es, die musikalischen Stimmungswechsel umzusetzen. Die Wechsel zwischen den massiv instrumentierten Orchesterpassagen und kammermusikalischen Abschnitten dirigierte er mit viel Enthusiasmus und einem sehr feinen Gespür für die richtigen Akzente. Das Darmstädter Staatsorchester folgte seinen Vorstellungen mit Flexibilität und Leichtigkeit.
Fazit
Leider wurden auch bei diesem Stück wieder Übertitel eingeblendet, die vom Geschehen auf der Bühne oft ablenkten. Das Publikum honorierte jedoch die musikalische Leistung mit lauten Bravorufen schon nach dem zweiten Akt und war vom Darmstädter Rosenkavalier sichtbar begeistert. Endlich wieder eine nicht zwanghaft modernisierte Fassung!
Sophia Krüger
Bild: Barbara Aumüller
Das Bild zeigt Albert Pesendorfer (Baron Ochs), Carine Séchaye (Octavian) und Aki Hashimoto (Sophie).