von Kurt Weill (1900-1950), Bühnenspiel in drei Akten, Libretto: Georg Kaiser, schwedische Übersetzung von Iwar Bergkwist, UA: 18. Februar 1933, Leipzig, Neues Theater
Regie: Oskaras Korsunovas, Bühne: Peter Lundquist, Kostüme: Kajsa Larsson, Licht: Torkel Blomkvist
Dirigent: Joakim Unander, Folkoperans Orkester und Chor
Solisten: Torkel Petersson (Olim), Daniel Frank (Severin), Ulrika Mjörndal (Fennimore), Ulrika Tenstam (Frau von Luber), Kaj Hagstrand (Baron Laur/Lotterieagent/Arzt), Martin Rask (erster Kamerad), Anders Kjellstrand (zweiter Kamerad), Frida Engström (erste Verkäuferin/Hausangestellte), Katja Zhylevich (zweite Verkäuferin/Hausangestellte), Conny Thimander (Polizist) und Ulrika Nilsson (Krankenschwester/Zofe)
Besuchte Aufführung: 23. Feburar 2010 (Premiere), Gesang in schwedischer Sprache
Kurzinhalt
Polizist Olim schießt den obdachlosen Severin an, obwohl er nur eine Ananas gestohlen hat. Der Dieb lebt als gesellschaftlicher Außenseiter am Silbersee. Olim gewinnt in der Lotterie und entschließt sich, das Schloß am Silbersee zu kaufen. Die Gewissensbisse plagen ihn so schwer, daß er den verletzten Severin bei sich aufnimmt und ihn als Freund gewinnen will. Severin, der Depressionen von seiner Verwundung davonträgt, erfährt bald, daß es Olim ist, an dem er Rache nehmen will. Die Haushälterin Frau von Luber spielt die beiden Männer gegeneinander aus, so daß sich Olim bedroht fühlt und ihr seinen ganzen Besitz überträgt. Frau von Luber feiert mit Baron Laur ihren Triumph und vertreibt Olim und Severin aus dem Schloß. Die beiden Männer sind gezwungen zum Silbersee zurückzukehren. Sie werden Freunde und wollen gemeinsam in den Tod gehen. Der Silbersee friert zu, obwohl es Frühling ist. So können Olim und Severin letztendlich ein neues Leben auf der anderen Seite des Sees beginnen.
Aufführung
Das Bühnenbild zeigt eine Art silbermetallenes Baugerüst, das zu beiden Seiten symmetrisch aufgebaut ist. An den Seiten befinden sich Treppenstufen und in der Mitte eine Wendeltreppe, wodurch auf der Bühne drei Ebenen geschaffen sind. Da alles transparent gehalten ist, ist im Hintergrund das Orchester zu erkennen, wie oft in der Folkopera. Im Vordergrund befindet sich ein doppelter Boden, aus dem Requisiten und auch Darsteller hervorkommen. Die Kostüme sind durchweg am Silbersee orientiert: Schwarz, grau und weiß sind die dominierenden Farben. Das Bühnenbild wird auf den Leinwänden durch Dias und Filme ergänzt. So sind unter anderem der Silbersee, Arbeitsszenen aus den 30er Jahren, Einkaufswaren, ein Kronleuchter, Ananas und Röntgenbilder zu erkennen. Die Bilder sind bewegt und wandern manchmal von einer Leinwand zur anderen.
Sänger und Orchester
Das Orchester unter der Leitung von Joakim Unander bringt eine ordentliche Leistung, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Die Einsätze sind exakt. Bei der Ouvertüre muß das Trompetenspiel lobend hervorgehoben werden. Erwähnenswert ist, daß die Musiker in einer Szene mitspielen und wildes Gemurmel von sich geben. Torkel Petersson als Olim kommt mit seiner Körpergröße und auch seinem Baß gewaltig daher. Er zeigt eine konstante Leistung, sowohl seine Sprech- als auch seine Singstimme sind ausdrucksstark, und seine Tanzeinlagen und akrobatischen Einlagen an der höchsten Wendeltreppe sind beeindruckend und beängstigend zugleich. Daniel Frank als Severin verkörpert den obdachlosen Landstreicher und den traumatisierten Verletzten glaubwürdig. Sein Solo im Rollstuhl ist mit seinem großen Tonumfang einer der Höhepunkte des Abends. Ulrika Tenstam als Frau von Luber wirkt wie eine exzentrische, durchtriebene Herrin, die auf alle anderen hinabschaut. Die Arroganz ist auch in ihrer Stimme wiederzuerkennen, und ihre Höhen sind schrill und eindringend. Erwähnenswert sind weiterhin die Chorszenen, in denen die Stimmen den ganzen Raum füllen. Auch tänzerisch ist der Chor gut aufeinander abgestimmt, hier gilt ein besonderes Lob der Choreographin Edita Stundyte.
Fazit
Ein sagenhafter Abend in der Folkopera. Die schwedische Übersetzung von Iwar Bergkwist läßt eine überzeugende Inszenierung zu. Der reale Winter und die Kälte Schwedens werden auf das Wintermärchen auf der Bühne übertragen.
Frederike Arns
Bild: Mats Bäcker
Das Bild zeigt: Ulrika Mjörndal (Fennimore)