PARSIFAL – Münster, Städtische Bühnen

von Richard Wagner (1813-1883), Bühnenweihfestspiel, Dichtung: Richard Wagner
Regie/Bühne: Frank Martin Widmaier, Kostüme: Patricia Walczak, Licht: Jörg Schwarzer, Choreinstudierung: Donka Miteva
Dirigent: Fabrizio Ventura, Sinfonieorchester Münster,
Solisten: Matteo Suk (Amfortas), Jurij Zinovenko (Titurel), Reinhard Hagen (Gurnemanz), Paul McNamara (Parsifal), Wieland Satter (Klingsor), Elizabeth Whitehouse (Kundry), Jin-Chul Jung, Hee-Sung Yoon (Gralsritter) u.a.
Besuchte Aufführung: 28. März 2010 (Premiere)

Kurzinhalt
Gralskönig Amfortas leidet an einer nicht heilenden Wunde, die ihm Klingsor mit der heiligen Lanze beibrachte. Um diese Wunde zu schließen bedarf es eines „durch Mitleid wissenden, reinen Toren“, der die Lanze erobert. Eines Tages dringt ein Jüngling, der seinen Namen nicht kennt, ins Gralsgebiet ein. Ritter Gurnemanz sieht in ihm den „reinen Toren“ und läßt ihn am Gralsritual teilhaben. Amfortas will das lebensspendende Ritual zuerst nicht vollziehen will, letztlich gibt er aber nach. Da der Jüngling kein Verständnis für das Ritual zeigt, schickt Gurnemanz ihn fort. Der Jüngling gelangt in Klingsors Reich. Um ihn zu besiegen befiehlt Klingsor Kundry ihn zu verführen. Kundry nennt den Jüngling bei seinem Namen, Parsifal, und küßt ihn. Parsifal wird „welthellsichtig“ und erkennt Kundrys und Amfortas Schicksal. Kundrys Verführung mißlingt, Parsifal entreißt Klingsor die heilige Lanze. Nach Jahren gelangt Parsifal erneut in das Gralsgebiet. Dort trifft er auf Gurnemanz und die zur Büßerin gewandelte Kundry. Gurnemanz salbt Parsifal zum neuen Gralskönig. Parsifal erlöst Kundry, eint die Ritterschaft, heilt Amfortas und wird der neue Gralskönig.
Aufführung
Der erste Akt wird von einem, mit Schriftzeichen bedeckten Kubus dominiert, welcher sich in der zweiten Akthälfte öffnet und den Blick auf den heiligen Gral, das Bildnis einer jungen Frau, freigibt. Klingsors Garten im zweiten Akt wird lediglich durch einen Blumenvorhang dargestellt. Im dritten Akt sieht man die Ruine einer Wand mit daran befestigtem Gralsbildnis. Nach der erneuten Enthüllung erscheint das Gralsbildnis nun als alte Frau. Zum Ende des Stückes wird von der Bühnendecke eine weiße, ins Nichts führende Treppe herabgelassen.
Die Handlung auf der Bühne ist eher zurückhalten: Jede Bewegung wird von den Akteuren sehr langsam und bewußt ausgeführt.
Sänger und Orchester
Die solistischen Leistungen der Sänger waren sehr gut an die jeweiligen Rollen angepaßt. Besonders eindrucksvoll war die Leistung von Reinhardt Hagen (Gurnemanz), welcher seine Partie sehr stimmgewaltig und sicher sang. Seine Töne traf er fehlerfrei, seine Stimme paßte sich den jeweils gegebenen Anforderungen in Dynamik und Ausdruck an. Paul McNamaras (Parsifal) Darstellung eines Toren war zwar gesanglich wie auch schauspielerisch überzeugend, leider ist der Klang seine Stimme meist etwas nasal und flach. Im zweiten Akt, in welchem er fast durchgängig präsent ist, zeigte er stimmliche Variabilität und ein reiches Spektrum an Ausdruck und Dynamik. Die Rolle der Kundry durch Elizabeth Whitehouse zu besetzen war keine ganz schlechte Wahl. In den Höhen klang sie jedoch manchmal etwas kreischend und der Text war größtenteils schwer verständlich. Matteo Suk (Amfortas) verlieh der Rolle des leidenden durch eine etwas matte Stimme den richtigen Ausdruck. Als Bösewicht brillierte Wieland Satter (Klingsor). Seine Stimme klang in den tiefen Lagen rauh und unnachgiebig, in den hohen Lagen etwas psychotisch und ließ Klingsor dadurch sehr realistisch und furchteinflößend erscheinen. Die Leistung der Chöre und des Orchesters war eher mittelmäßig. Gerade der Männerchor, die Ritterschaft darstellend, glänzte nicht durch Enthusiasmus. Ihre Stimmen wirkten wenig trainiert und klangen überwiegend nicht gut zusammen. Auch das Sinfonieorchester Münster tat sich diesmal etwas schwer. Gerade beim Gralsamt im ersten Akt paßte das Orchesterspiel nicht gut mit dem Frauenchor zusammen.
Fazit
Durch die manchmal fast schon stehende Langsamkeit der Oper, wurde die fünfstündige Aufführung teilweise etwas zäh. Da die Sängeraktionen und das Bühnenbild sehr spärlich ausgefallen sind, lag es an der Musik für Kurzweile sorgen. Dies gelang leider nicht immer.

Fabian Schäfer

Bild: Michael Hörnschemeyer
Das Bild zeigt: Ensemble mit Paul McNamara (Parsifal) im Hintergrund

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