WEST SIDE STORY – Magdeburg, Theater

von Leonard Bernstein (1918-1990), Musical in 2 Akten, Libretto: Gesangstexte: Stephen Sondheim, Buch: Arthur Laurents, UA: 1957, New York Regie: Andreas Gergen, Christian Sruppeck, Bühne: Court Watson, Kostüme: Regina Schill, Choreographie: Natalie Holtom, Kampfchoreographie: Jochen Schmidtke Dirigent: Johannes Stert, Magdeburgische Philharmonie Solisten: Evmorfia Metaxaki (Maria), Carsten Lepper (Tony), Vasiliki Roussi (Anita), Jochen Schmidtke (Riff), Serkan Kaya (Bernardo), Alejandro Munoz Castillo (Chino), Peter Wittig (Doc), Markus Liske (Schrank), Bartek Bukowski (Krupke) u.a.
Besuchte Aufführung: 10. April 2010 (Premiere, in deutscher Sprache)

Kurzinhalt
Zwei Gangs, die amerikanischen Jets und die eingewanderten Sharks aus Puerto Rico, machen New York im Jahre 1957 mit zahlreichen Straßenkämpfen unsicher. Riff, der Anführer der Jets, will dem ein endgültiges Ende setzen und fordert Bernardo, den Anführer der Sharks, bei einem Tanz zum Kriegsrat in Doc’s Laden heraus. Tony, der Mitbegründer der Jets, unterstützt beim Tanz nochmal seine alten Freunde und begegnet dort Maria, der Schwester von Bernardo. Beide verlieben sich ineinander. Maria bittet Tony, den Kampf zu verhindern, aber nachdem Riff von Bernardo erstochen wird, ergreift auch Tony ein Messer und tötet Bernardo. Maria und Tony wollen fliehen, doch Anita, Bernardos Frau, verbreitet ein Lüge: Chino habe Maria erschossen. Daraufhin will Tony auch von Chino erschossen werden. Als Maria ihm entgegen tritt und beide auf einander zulaufen, wird sein Wille erfüllt. Tony stirbt in Marias Armen.
Aufführung

Das Bühnenbild ist sehr raffiniert gestaltet. Die vorderen Seitenwände präsentieren jeweils links und rechts zwei zeittypische Hintergassenbalkone, welche von den Gangs bespielt werden. Die Bühne selbst ist leer, nur der Hintergrund zeigt einen doppelstöckigen alten Bahnhofsdurchgang. Genutzt wird dieser hauptsächlich für akrobatische und tänzerische Einfügungen. Durch das schnelle Austauschen der Hinterwand können sich optimal neue Szenen entfalten. Eine große Treppe verwandelt sich in Doc’s Laden und durch Licht und Raumeffekte werden andere Schauplätze gekonnt verkörpert. Die Kostüme sind sportlich für die Männer und elegant für die Frauen gehalten. Die Puertoricaner sind dabei gut von den Amerikanern zu unterscheiden.
Sänger und Orchester

Evmorfia Metaxaki
(Maria) zeigte eine hervorragende Leistung im Spiel und auch im Gesang. Ihre kehlige Stimme fügte sich gut in die Rolle ein. Mit großem Stimmumfang und Charme verkörperte sie die unschuldige Maria. Im Duett Heut Nacht (1. Akt) überdeckte sie Ihren Partner mit besonderer Brillanz. Schon allein ihre grazilen Bewegungen verzauberten das Publikum. Carsten Lepper (Tony) wirkte zunächst etwas ungehalten, weshalb zu Beginn einige Intonationstrübungen entstanden und die Stimme wegbrach. Insgesamt hatte er einen eher nasalen Klang den er aber in den Höhen und Tiefen weich einzusetzen wußte. Schauspielerisch paßte er nicht immer in seine Rolle, obwohl er die Sympathie der Zuschauer auf seiner Seite hatte. Star des Abends war Vasiliki Roussi (Anita). Ihre nuancierte, kraftvolle und dynamische Stimme vereinten sich mit einem herausragenden Schauspiel- und Tanztalent. Durch ihre Klangvielfalt konnte sie verschiedene Emotionen souverän zum Ausdruck bringen. Im Gegensatz zu Maria besaß sie einen hellen Stimmklang. Die Spannung ihres Körper und ihrer Stimme erlaubten dem Publikum gänzlich in das Geschehen einzutauchen. Einen Beitrag zum einem guten Ensembleklang der Jets trug Jochen Schmidtke (Riff) bei. Seine spielerische Leichtigkeit und lockere Art versprühten viel Charme. Selbst professioneller Tänzer, konnte er mit seinen guten stimmlichen Qualitäten glänzen. Unreinheiten waren nur kurz zu Beginn nach einigen Kampfszenen zu vernehmen. Dies konnte er jedoch mit seiner warmen und reinen Stimme wettmachen. Außen vor blieb leider Serkan Kaya (Bernardo), welcher zwar wegen seiner komplett schwarzen Kostümierung auffiel, aber in seinen Gesangs- und Sprechrollen nicht wirklich kraftvoll wirkte. Das Orchester konnte unter der Leitung von Johannes Stert sein Können unter Beweis stellen. Es paßte sich durch nahezu perfekte Dynamik den Stimmen der Sänger an und begeisterte mit besonderer Klangqualität.
Fazit

Ungewöhnlich für das Stück war eine Art Einleitung, welche das Ende schon vorweg nahm. Für manchen Zuschauer waren die deutschen Liedtexte sehr gewöhnungsbedürftig. Für Verwirrung sorgte ein immer wieder auftauchender kleiner Junge in der Szenerie. Alles in allem war es dennoch ein kurzweiliger und mitreißender Abend.

Diana Roßberg

Bild: Nilz Böhme
Das Bild zeigt: Tatjana Andreia Duarte de Sousa (Margarita), Jenny Stark (Rosalia), Vasiliki Roussi (Anita), Heide Kalisch (Consuela), Nuria Salado Fuste (Estella) (v.l.n.r.)

Veröffentlicht unter Magdeburg, Theater, Opern