von Richard Strauss (1864-1949), Libretto: Richard Strauss nach Oskar Wildes gleichnamiger Dichtung, UA: 1905, Dresden, Königliches Opernhaus Dresden
Regie: Aurelia Eggers, Bühne: Stefan Mannteuffel, Kostüme: Veronika Lindner, Dramaturgin: Tina Hartmann
Dirigent: Cornelius Meister, Philharmonisches Orchester der Stadt Heidelberg
Solisten: Jusitine Viani (Salome), Winfrid Mikus (Herodes), Carolyn Frank (Herodias), Peter Felix Bauer (Jochanaan), Emilio Pons (Narraboth), Christina Müskens (Page der Herodias)
Besuchte Aufführung: 10. April 2010 (Premiere)
Kurzinhalt
Salome, die Tochter der Herodias, flieht bei einer Gesellschaft des Herodes vor dessen Blicken nach draußen. Hier hört sie die Stimme des Propheten Jochanaan, der als Gefangener in der Zisterne laut predigt. Aus Neugier befiehlt sie den Wachen, ihn, entgegen des Verbots des Herodes, zu ihr zu bringen. Hauptmann Narraboth, der ihr verfallen ist, sorgt für die Ausführung ihres Befehls. Als Salome Jochanaan gegenübersteht, überkommt sie das Verlangen, ihn zu berühren. Sie steigert sich in den unbändigen Wunsch, ihn zu küssen, doch Jochanaan verweigert sich ihr standhaft und geht zurück in den Kerker. Herodes verlegt die Gesellschaft nach draußen und bittet Salome, für ihn zu tanzen. Er schwört, ihr als Belohnung alles zu geben, was sie sich wünscht. Salome tanzt und fordert anschließend Jochanaans Kopf. Herodes bleibt nichts übrig, als ihr diesen Wunsch mit großem Widerwillen zu erfüllen. Salome triumphiert, als sie Jochanaan endlich küßt. Herodes befiehlt, dies Ungeheuer zu töten.
Aufführung
Im Hintergrund der halbrunden grauen Bühne befindet sich eine etwa ein Meter hohe durchgehende Stufe, davor ist, ebenfalls durchgehend, eine halb so hohe Bank angebracht. Das Zentrum der Bühne stellt eine an zwei Seiten geschlossene bewegliche Glasvitrine dar. Auf der Bühne befinden sich außerdem ein Früchtekorb, eine Wasserflasche und mehrere Eimer mit Sand.
Die Kostüme sind modern gehalten, fast alle in unauffälligen Farben wie schwarz, weiß, grau oder beige. Salome trägt ein weißes Kleid, schwarze Lederjacke und blaue Stiefel, die Gäste und Herodes tragen schwarze Anzüge, Herodias ein langes dunkles Ballkleid. Die Sänger stehen sich meist auf den Stufen im Hintergrund, von wo aus sie das Geschehen beobachten und kommentieren. Die Haupthandlung findet in und um die Glasvitrine statt, die Nazarener singen jedoch auch aus dem Publikum. Außerdem hat Aurelia Eggers auch einige Veränderungen an der Handlung vorgenommen, so wird Jochanaan zum Beispiel von Herodias getötet, der Sklave von Herodes erwürgt.
Sänger und Orchester
In der Titelrolle begeisterte Justine Viani: sie sang ihre Rolle mit erstaunlicher Sicherheit und hat ihre Stimme fest im Griff; sogar im Liegen büßte ihr Gesang nichts an Präzision ein. Ihre Stimme ist zwar in den tieferen Lagen etwas unscharf, in den hohen dagegen glasklar klanggewaltig. Im Mittelteil schien Viani etwas nachzulassen, um Kraft zu sparen. Das Finale strotze dann aber wieder vor Konzentration und Ausdrucksstärke. Peter Felix Bauer (Jochanaan) verfügt über ein enormes Stimmvolumen, er ließ sich nicht einmal vom Orchester im Forte übertönen. Seine Rolle sang er sehr einfühlsam und mit einer erstaunlichen Textverständlichkeit, die nicht einmal, durchs Sprachrohr gesungen, leiden mußte. Emilio Pons bot mit seiner samtartigen Stimme einen glaubhaft verliebten und leidenden Narraboth. Winfrid Mikus in der Rolle des Herodes wußte seine zarte weiche Stimme durchaus auch herrscherisch einzusetzen und spielte seine Rolle mit beeindruckender Sicherheit und Präsenz. Carolyn Frank dagegen lieh der Herodias ihre kräftige Stimme, die manchmal beinahe spitz klang.
Hervorzuheben ist auch die Rollenbesetzung insgesamt, hier paßte jede Stimme zum Charakter des Dargestellten. Das gesamte Ensemble wirkte beeindruckend sicher, als stände es schon seit Wochen mit Salome auf der Bühne. Schauspielerisch war es hervorragend aufeinander abgestimmt, keine der Rollen stach heraus. Den Akteuren gelang es ohne Anstrengung in einem harmonischen Gesamtbild zu agieren und zeigte auch im Zusammenspiel mit dem Orchester genauste Präzision und viel Feingefühl.
Cornelius Meister leitete das Orchester mit kraftvoller Dynamik und führte es dabei zu erstaunlich differenziertem Klangreichtum. Er präsentierte eine konzentriert bis ins Feinste zugespitzte Musik, wobei es ihm gelang, die Sänger mit der Präsenz des Orchesters dennoch nicht zu erdrücken, sondern sie vielmehr stützend ins Rampenlicht zu stellen.
Fazit
Mit dieser in sich geschlossenen und beeindruckenden Darbietung wurde die Premiere von Salome zu einem großen Erfolg. Das Publikum honorierte diese gelungene Aufführung mit stürmischem und ausgiebigem Applaus und bedachte sowohl die Sänger als auch das Orchester mit begeisterten Bravorufen.
Pia- Aatonia Lai
Bild: Markus Kaesler
Das Bild zeigt: Peter Felix Bauer (Jochanaan), Justine Viani (Salome) (v.l.n.r.)