DAS RHEINGOLD – Frankfurt, Oper

von Richard Wagner (1813-1883), Vorabend zum Bühnenfestspiel Der Ring des Nibelungen, Libretto vom Komponisten
Regie: Vera Nemirova, Bühne: Jens Kilian, Kostüme: Ingeborg Bernerth, Dramaturgie: Malte Krasting, Licht: Olaf Winter, Videosequenzen: Bibi Abel
Dirigent: Sebastian Weigle, Frankfurter Opern- und Museumsorchester
Solisten: Terje Stensvold (Wotan), Dietrich Volle (Donner), Richard Cox (Froh), Kurt Streit (Loge), Jochen Schmeckenbecher (Alberich), Hans-Jürgen Lazar (Mime), Alfred Reiter (Fasolt), Magnus Baldvinsson (Fafner), Martina Dike (Fricka), Barbara Zechmeister (Freia), Meredith Arwady (Erda), Britta Stallmeister (Woglinde), Jenny Carlstedt (Wellgunde), Katharina Magiera (Floßhilde)
Besuchte Aufführung: 2. Mai 2010 (Premiere)

Kurzinhalt
Alberich wirbt um die drei Rheintöchter, die ihn aber nur verspotten. Daraufhin entsagt er der Liebe und stiehlt ihren Schatz, das Rheingold. Aus diesem Gold läßt er einen machtvollen Ring schmieden, mit dessen Kraft er sich die Nibelungen untertänig macht. Die Riesenbrüder Fafner und Fasolt haben für den höchsten Gott Wotan die Burg Walhall erbaut, und fordern nun von ihm als ihren Lohn die Göttin Freia. Doch Wotan will Freia nicht herausgeben, und der intrigante Gott Loge überzeugt ihn davon, Alberich den Ring und das Rheingold zu entwendet, um damit die Riesen zu entlohnen. Alberich verflucht den Ring. Wotan gibt den Ring an Fasolt. Fafner erschlägt seinen Bruder und die Götter ziehen in die Burg Walhall ein.
Aufführung
Alle Lichter werden gelöscht und aus dem Orchestergraben steigen die ersten Töne der Oper. Auf den geschlossenen Vorhang der Bühne projiziert eine Videosequenz immer wieder einen, in eine Wasserlache fallenden Tropfen, der weite konzentrische Ringe zieht. Der Vorhang geht auf und sieht  man, wie aus den Kreisen des Wassertropfens eine aus fünf Ringen bestehende blaue Scheibe wird. Im weiteren Handlungsverlauf wir dies zum Schauplatz des Geschehens, indem auf der Scheibe Wotans Welt und unterhalb derselben das Reich Alberichs sich zeigt. Aus der Mitte der fünf Reifen entsteigen die nixenhaften Rheintöchter. Die Kostüme der Akteure sind moderat gestaltet, einzig Loge trägt einen bunten Bastrock über seiner Hose. Für die beiden Verwandlungsszenen Alberichs findet die Inszenierung eine ebenso simple und unspektakuläre Lösung: rosafarbene Handschuhe versinnbildlichen den Wurm, ein grüner die Kröte. Wotan und Loge schneiden, um an den Ring zu kommen, gemeinsam Alberich den Finger ab. Wenn am Ende die Götter über die Brücke in Walhall einziehen, verlassen die Akteure – nun in schwarzer Abendgarderobe – die Bühne und betreten den Zuschauerraum. Loge, der zu Beginn auf die Bühne abgeseilt worden war, entschwebt dann in gleicher Form in der Schlußszene.
Sänger und Orchester
Dynamisch beweglich und rhythmisch sicher meistern alle Sängerinnen und Sänger die ohne Pause aufgeführte Oper. Der musikalische Glanzpunkt des Abends setzt indes Terje Stensvold (Wotan), mit seinem klangreichen, schmelzenden Bariton, der der Figur Wotans Substanz gibt, immer im Zwiespalt von Recht und Unrecht. Ebenso glänzt Kurt Streit (Loge) mit seinem schlanken, grazilen und strahlenden Tenor, dem es an Durchschlagskraft nie mangelt. Schließlich ist Jochen Schmeckenbecher (Alberich) zu nennen, der sich sehr gut darauf versteht, seine ganzen Emotionen unmittelbar in den Gesang einfließen zu lassen und so seiner Rolle besonders gerecht wird. Die drei Rheintöchter Britta Stallmeister (Woglinde), Jenny Carlstedt (Wellgunde) und Katharina Magiera (Floßhilde) harmonieren stimmlich gut, allerdings überlagert der Sopran des Trios ab und an die beiden tieferen Stimmen, so daß es im Zusammenspiel ein wenig unausgeglichen schien. Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung von Sebastian Weigle spielt äußerst akkurat und differenziert. Lobenswert an diesem Abend sind auch die Blechbläser, die in elegant und in keiner Weise schwerfällig musizieren.
Fazit
Nach dem letzten Ton der Oper ertönte sofort ein Buh-Ruf, der eine ganze Reihe von Bravos nach sich zog. Der Abend schien mir phasenweise etwas langatmig, was wohl dem monotonen Bühnenbild zu verdanken war. Hinsichtlich des Regieteams hielten sich Buhs und Bravos die Waage. Das Orchester und die Sänger wurden enthusiastisch vom Publikum gefeiert.

Isabell Seider

Bild: Monika Rittershaus
Das Bild zeigt v.l.n.r.: Dietrich Volle (Donner), Martina Dike (Fricka), Kurt Streit (Loge), Richard Cox (Froh), Terje Stensvold (Wotan), unten Statisterie der Oper Frankfurt

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