Hercules – Luzern, Theater

von Georg Friedrich Händel (1685 –1759), Drama per musica in drei Akten, Libretto: Thomas Broughton. UA: 1745 in London

Regie: Dominique Mentha, Bühne: Werner Hutterli, Kostüme: Anna Ardelius, Dramaturgie: Ursula Benzing, Licht: Peter Weiß

Dirigent: Howard Arman, Luzerner Sinfonieorchester, Chor und Extrachor des Luzerner Theaters, Choreinstudierung: Lev Vernik

Solisten: Marc-Olivier Oetterli (Hercules), Caroline Vitale (Dejanira), Utku Kuzuluk (Hyllus), Simone Stock (Iole), Olga Privalova (Lichas), Marco Bappert (Priester des Zeus)

Besuchte Aufführung: 8. Mai 2010 (Premiere, in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln)

Kurzinhalt

Hercules kehrt lange nicht aus dem Krieg gegen Oechalia zurück. Seine Frau Dejanira erwartete trauernd und sehnsuchtsvoll Hercules. Ihre Trauer wegen Hercules’ langer Abwesenheit verwandelt sich in Raserei, als ihr geliebter Mann die schöne Prinzessin Iole als Gefangene aus Oechalia mitbringt. Ihr und nicht seiner Frau schenkt er seine volle Aufmerksamkeit. Aber auch sein Sohn Hyllus ist von der Anmut der Prinzessin berührt.

Dejanira greift zu übernatürlichen Mitteln, um ihre Eifersucht zu befriedigen. Vor Jahren hat der  Zentaurer Nessos Dejanira über das Wasser getragen, und sie wegen ihrer Schönheit berührt. Dabei rief sie Hercules um Hilfe, der Nessos mit Giftpfeilen tötete. Nessos versprach sterbend, daß sein Blut Treue und Liebe bewirken würde.

Dejanira erinnert sich an die Weisung Nessos, holt dessen blutiges Gewand und läßt Lichas es Hercules zu einer Opferhandlung im Tempel überbringen. Hercules legt das Gewand an und in der Hitze der Opferung verklebt das Gewand an seinem Körper, wodurch das im Gewand enthaltene Gift auf Hercules übergeht.

Von unerträglichen Schmerzen gepeinigt bittet Hercules seinen Sohn Hyllus, ihn auf dem Berg Oeta auf einem Scheiterhaufen zu verbrennen, damit seine Seele zu den Göttern gelangen kann. Dejanira verfällt daraufhin dem Wahnsinn. Hyllus heiratet nun die begehrte Iole.

Aufführung

Bühne bleibt lange Zeit hell. Weiße Stoffwände mit aufgemalten architektonischen Umrissen, dazu passend ein schwarzweißer Boden. In griechischen Gewändern gekleidete stumme Mitspieler sind weiß im Gesicht und am Körper gefärbt. Die Bühne wird rasch umgestaltet. Manchmal erwecken die herunter schwingenden Wände den Eindruck der Schwerelosigkeit und das Gefühl des Abhebens der Hauptdarsteller. Die Räumlichkeit der Bühne wird dreidimensional ausgenutzt: Sänger stehen auf Podesten, schwingen auf Schaukeln herab, sind permanent in Bewegung. Die bunten Kostüme sind in klaren Farben und verschiedenen Formen geschneidert. Die Chormitglieder wechseln zu jeder Szene ihre Kleidung. Hinzu kommen Notenständer, Bücher, Taschen, Hüte, Fotokameras und andere Accessoires. Die Beleuchtung setzt Akzente und illustriert die Stimmung. Das Blut des Hercules zur Sterbeszene wird mit roten Lichteffekten dargestellt.

Sänger und Orchester

Der Chor des Luzerner Theaters sang ausdruckstark. Der Chorklang war leicht vibratogefärbt, doch schön intoniert. Das Orchester verzichtete auf Vibrato, spielte aber doch etwas monoton. Störend waren die eher schnellen Tempi und der manche Sänger übertönende Orchesterklang. Das Sängerensemble konnte mit attraktiven Stimmen brillieren. Simone Stock (Iole) sang klar, elegant und ließ makellose Koloraturen hören. Besonders empfindsam gestaltete sie die Arien How blest the maid Selig ist das Mädchen (2. Akt) und My breast with tender pity swells – Mein Herz aus sanftem Mitleid schwillt (3. Akt). Olga Privalova (Lichas) spielte fortwährend leidenschaftlich und konnte ihre angenehme und durchdringende Stimme unter Beweis stellen. Caroline Vitale (Dejanira) wurde oftmals vom Orchesterklang übertönt und spielte die Eifersüchtige hervorragend. Gute Leistung zeigte sie mit der Arie Cease, ruler of the day, to riseSonne, gehe nicht mehr auf (2. Akt). In einem ungewöhnlich schnellen Tempo sang sie das Recitativ Some kinder power inspire me –  Eine liebe Macht soll mich beflügeln (2. Akt). Marc-Olivier Oetterli (Hercules) sang deutlich artikuliert und ansprechend mit seinem warmen Baßbariton alle seine Partien ausgezeichnet, die Arie I rage – O Qual (3. Akt) war im Einklang mit dem Orchester und einwandfrei intoniert. Utku Kuzuluk (Hyllus) überraschte mit kräftiger und durchdringender Stimme.

Fazit

Nicht die königlichen Gemächer, sondern das Museum sollte die spannende Idee der Bühnengestaltung und der Dramaturgie sein. Die Bühne war wohltuend durch die einfallsreich gewählten Gegenstände gestaltet. Durch das Weglassen der Arie des Herold Lichas im ersten Akt konnte man Dejaniras Trauer eigentlich nicht so gut nachvollziehen. Sehenswert war die Aufführung aber allein schon durch die bunten Kostüme. Das Publikum fand offenbar Wohlgefallen an der Darstellung, denn Beifall begleitete auch schon viele Chorauftritte wie auch die Arien. Der Schlußapplaus  zeigte große positive Anteilnahme.

Ruta Akelyte Hermann

Bild: Ingo Höhn

Das Bild zeigt: Caroline Vitale (Dejanira), Marc-Olivier Oetterli (Hercules)

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