Aida – Hamburg, Staatsoper

von Giuseppe Verdi (1813-1901), Oper in vier Akten, Libretto: Antonio Ghislanzoni nach einem Entwurf von Auguste Mariette Bey und einem Szenarium von Camille du Locle, UA: 1871, Dar Elopera Al Misria, Kairo

Regie: Guy Joosten, Bühne: Johannes Leiacker, Kostüme: Jorge Jara, Licht: Davy Cunningham

Dirigent: Carlo Montanaro, Philharmoniker Hamburg, Chor und Sonderchor der Staatsoper Hamburg, Choreinstudierung: Florian Csizmadia

Solisten: Wilhelm Schwinghammer (Il Re), Laura Brioli (Amneris), Latonia Moore (Aida), Franco Farina (Radamès), Diogenes Randes (Ramfis), Andrzej Dobber (Amonasro), u.a.

Besuchte Aufführung: 16. Mai 2010 (Premiere)

Kurzinhalt

Ägypten, zur Zeit der Pharaonen: Die äthiopische Prinzessin Aida wird in Ägypten als Sklavin gefangen gehalten. Sie liebt den Heerführer Radamès, der die Ägypter gegen Aidas Volk, die Äthiopier, in den Krieg führen will, obwohl auch er in Aida verliebt ist. Aus diesem Grund meidet Radamès die Gegenwart der Pharaonentochter Amneris, die sich ihrerseits nach Radamès Liebe sehnt und hofft, ihn heiraten zu können.

Nach der siegreichen Rückkehr der Ägypter erkennt Aida ihren geliebten Vater Amonasro unter den Kriegsgefangenen. Er drängt Aida dazu, Radamès den geheimen Kriegsplan der ägyptischen Streitmacht zu entlocken, was ihr auch gelingt. Amonasro, der alles aus einem Versteck belauscht hat, tritt nach der Preisgabe des Geheimnisses hervor. Alle drei werden von dem Oberpriester Ramfis und Amneris überrascht. Radamès drängt Aida und ihren Vater zur Flucht, er selbst stellt sich der Strafe der Priester: Er soll eingemauert werden. Aida kehrt heimlich zu Radamès zurück, um mit ihm gemeinsam zu sterben.

Aufführung

Guy Joosten hat in seiner Inszenierung auf jegliches historisches Lokalkolorit verzichtet, der auf das alte Ägypten verweist. Man sieht weder Palmen noch der Glanz des Pharaonenhofs, auch der berühmte Tanz der Priesterinnen wurde gestrichen. Einzige Anspielung auf den Originalschauplatz der Oper ist das Bühnenbild: Es mutet durch seine fahrbaren, weißen Elemente, die sich ständig verschieben, wie ein undurchdringliches Labyrinth an, wie es sie im Inneren der Pyramiden gab. Unzählige Ameisen, die auf die Wände projiziert werden, weisen schon zu Anfang darauf hin, daß diese für die beiden Liebenden zur Grabkammer werden.

Sänger und Orchester

Das gesamte musikalische Ensemble der Staatsoper Hamburg brachte unter der Leitung von Carlo Montanero eine hervorragende Leistung. Orchester, Chor und Solisten musizierten und sangen auf hohem musikalischen Niveau. Die Bläsersoli an transparenten Stellen waren durchgehend sauber in der Intonation und differenziert im Klang. Die Aida-Trompeten erklangen klar und federnd von einem der obersten Ränge; auch hier gelang das Zusammenspiel mit dem Orchester dadurch, daß sich der Dirigent ihnen öfters zuwandte und sie direkt dirigierte. Der Chor meisterte sowohl Fortestellen (wie etwa in dem berühmten Marsch im zweiten Akt) als auch leise, spannungsreiche Stellen mit deutlicher Textaussprache und reiner Intonation.

Unter den Solisten verdient die Sopranistin Latonia Moore besondere Würdigung. Sie sang und spielte die Rolle der Aida mit großer Leidenschaft, stimmlicher Fülle und Kraft. Ihre farbenreiche Sopranstimme hatte auch in der Höhe ein geschmeidiges Legato und ihr Vibrato klang selbst an Pianostellen nicht gepreßt. Mühelos konnte sie sich mit ihrer Stimme gegen Chor und Orchester durchsetzen. Diese Meisterleistung wurde mit mehrfachen Szenenapplaus gewürdigt. Franco Farina (Radamès) war ihr stimmlich gesehen nicht unterlegen, jedoch wirkte er auf der Bühne manchmal etwas verloren. Seine Gestik und Mimik war manchmal teilnahmslos und der Tiefe und Tragik der Rolle nicht immer angemessen. Die Gestaltung des Schlußduetts der beiden Sänger war der Höhepunkt des Abends.

Die Mezzosopranistin Laura Brioli in der Rolle der Amneris war im ersten Teil stimmlich deutlich schwächer als im zweiten. Die hohen Lagen klangen metallen und gepresst. Nach der Pause ließ sich jedoch eine deutliche Steigerung ausmachen.

Fazit

Die um ihre traditionellen Elemente reduzierte Inszenierung lenkt den Blick des Zuschauers konsequent auf das Schicksal der Hauptdarsteller Aida und Radamès, die sich entscheiden müssen zwischen individuellem Liebesglück und der großen, überpersönlichen Verantwortung, die sie für ihre jeweiligen Völker tragen.

Musikalisch gesehen war es ein gelungener Opernabend, was von den Zuschauern mit Bravorufen und langanhaltendem Beifall gewürdigt wurde. Die vereinzelten Buh-Rufe gingen unter. Auch das Regie- und Bühnenteam bekam kräftigen Applaus.

Annika Klanke

Bild: Forster
Das Bild zeigt:  Latonia Moore (Aida), Andrzej Dobber (Amonasro), Chor der Hamburgischen Staatsoper und Statisterie

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