von Bedřich Smetana (1824 – 1884), Komische Oper in 3 Akten, Libretto: Karel Boromejský Jan Sabina, UA: Prag 1866
Regie: Tatjana Gürbaca, Bühne: Marc Weeger, Kostüme: Silke Willrett
Dirigent: Andreas Hotz, Philharmonisches Staatsorchester und Chor des Staatstheaters
Solisten: Milen Stradalski (Krusina), Patricia Roach (Ludmilla), Susanne Geb (Marie), Ion Grigorescu (Micha), Katherine Marriott (Agnes), Alexander Kröner (Wenzel), Alexander Spemann (Hans), Hans-Otto Weiß (Kecal), Ks. Jürgen Rust (Direktor), Inga-Britt Andersson (Esmeralda), Hans-Helge Gerlik (Indianer)
Besuchte Aufführung: 19. Juni 2010 (Premiere)
Marie liebt Hans, doch ihre Eltern schließen mit Heiratsvermittler Kecal einen Vertrag: Marie soll den unbeholfenen Wenzel heiraten, den Sohn von Micha. Marie, die sich nicht zu erkennen gibt, rät Wenzel davon ab, sie zu heiraten; ihm werde Böses widerfahren. Hans willigt gegen 300 Gulden ein, auf Marie zu verzichten, wenn diese einen Sohn Michas heiratet. Marie ist empört. Wie sich jedoch herausstellt, ist Hans der Sohn Michas aus erster Ehe – so nimmt die Entrüstung über die „verkaufte Braut“ ein gutes Ende. Wenzel trifft indes auf einen Wanderzirkus und springt dort für einen der Darsteller ein. Am Ende nimmt er sich mit dem Strick das Leben.
Aufführung
Das Bühnenbild zeigt ein verblaßtes Alpenpanorama als Hintergrund. Ab und an leuchten Sterne auf. Beim späteren Zirkusspektakel dient ein rundes Bühnenelement als Manege, im Hintergrund schimmert jetzt ein goldener Vorhang. Hauptrequisite ist eine Hochzeitstorte, die Opfer von Naschereien wird und zudem Material für diverse Sahne-Schlachten liefert. Die Kostüme reichen von bäuerlich-bayerisch (Marie, Krusina, Ludmilla) bis hin zu spießig-elegant (Kecar, Micha, Agnes), Hans trägt ein legeres Freizeit-Outfit.
Die Regisseurin nimmt die aktuellen wirtschaftlichen Probleme in Europa zum Anlaß und läßt das Ensemble mit Plakaten „gegen die Schließung“ und einem Schriftzug „Gegen die allgemeine Käuflichkeit“ auftreten. Die blau-weißen Papierfähnchen, die der Chor zu Beginn des zweiten Aktes schwingt, erinnern an Griechenlands Flagge.
Die Figur Wenzel rückt in der Mainzer Inszenierung stärker in den Mittelpunkt. In den Sologesängen agiert der stotternde Wenzel mit einer Bauchrednerpuppe, die ihm sehr ähnelt – eine Verdeutlichung seiner Probleme mit dem eigenen Ich. Er flüchtet vor dem spottenden Dorf in die Arme von Esmeralda und dem Zirkus.
Sänger und Orchester
Herausragend ist die Leistung von Alexander Kröner (Wenzel). In seinem Sologesang Ma-mein Mü-Mütterlein ha-hat zu mir gesagt stellt er schauspielerisch wie gesanglich sein großartiges Können unter Beweis. Durch seine klaren und zwischen den stotternden Ausbrüchen weichen Klänge gelingt es ihm, einen Wenzel zu erschaffen, der tragisches Mitleid statt Spott erregt. Susanne Geb (Marie) singt mit schöner Stimme. Ihre Intonation, die während der Arie Wenn ich das einmal erfahre noch wackelt, wird im Verlauf der Oper zunehmend besser. Sie singt stimmgewaltig, und stößt nur in lauten Höhen an ihre Grenzen. Alexander Spemann (Hans) ist äußerst sicher in der Intonation, er singt klar und kräftig. Sein Denn wahre Liebe braucht nicht Geld und Gold! im zweiten Akt ist gut verständlich, und vor allem bei den ausgehaltenen Tönen entfaltet er den Klang seiner Stimme ausdrucksvoll. Der Baß von Hans-Otto Weiß (Kecal) ist volltönend, klingt aber stellenweise gequält in den Höhen.
Andreas Hotz gelingt es, dem Philharmonischen Staatsorchester Mainz zarte Streicherklänge und wohlklingende Holzbläserpassagen zu entlocken. Die flinken Wendungen in der Ouvertüre sind zudem ebenso klangschön, wie die luftigen Töne in der Polka und im Komödianten-Marsch beschwingt sind. Ein glanzvoller Auftritt von Dirigent und Orchester. Der Chor steht dem mit seinen präzisen Einsätzen und dem vollen Klang in nichts nach.
Fazit
Die Mainzer Inszenierung der Verkauften Braut ist bühnentechnisch und in der Inszenierung spärlich und bis auf wenige Akzente einfallslos. Umso mehr ist die hervorragende Leistung von Alexander Kröner hervorzuheben, der gesanglich wie schauspielerisch einen bleibenden Eindruck und Lust auf mehr hinterläßt. Die Sänger in den weiteren Hauptrollen leisten einen soliden Beitrag zum Gelingen des Abends. Orchester und Chor demonstrieren eindrucksvoll, daß sie der Smetana-Partitur mit ihren träumerischen Abschnitten wie auch den quirligen Tanzpassagen voll und ganz gewachsen sind.
Julia Korst
Bild: Martina Pipprich
Das Bild zeigt: Mit Susanne Geb (Marie) zur Frau würde sich Alexander Kröner (Wenzel) auch zufrieden geben.