von Jacques Offenbach (1819 – 1880), phantastische Oper in fünf Akten, Libretto nach dem gleichnamigen Drama von Jules Barbier und Michel Carré; UA: 10. Februar 1881
Regie: Angela Brandt, Bühnenbild: Johannes Haufe
Dirigent: Raoul Grüneis, Regensburger Philharmoniker, Opernchor, Einstudierung (Christoph Heil)
Solisten: Hoffmann (Michael Suttner), Muse (Mirna Ores), Olympia (Julia Amos), Antonia (Gesche Geier), Giulietta (Anna Peshes), Stella (Myriam Chávez de Kühner), Lindorf, Coppelius, Mirakel, Dapertutto (Adam Kruzel), Andreas, Cochenille, Franz, Pitichinaccio (Kalle Koiso-Kanttila), Mutter (Silvia Fichtl), Spalanzani (Berthold Gronwald), Crespel (Martin-Jan Nijhof), Schlemihl (Seymur Karimov), Nathanael (Christian Schossig), Hermann (Steffen Köllner), Luther (Thomas Brinkel)
Besuchte Aufführung: 13. November 2007 (Premiere, 2. November 2007)
Die Aufführung
Rausch und Traum sind Brüder, aller Menschen Hüter…unter diesem Motto wurde Offenbachs unvollendete, autobiographische Oper, die uns in surrealer Weise mit Offenbachs/Hoffmanns Sehnsüchten, Erinnerungen, Räuschen und Träumen bekannt macht, zur Aufführung gebracht.
Vom Vorhang blickt uns ein überdimensionales Auge fragend an. Die Inszenierung von Angela Brandt in Bühnenbildern von Johannes Haufe läßt die winterliche Operntrendfarbe schwarz dominieren. Hoffmann dreht sich aus einem Fenster in einem bühnenfüllenden Raumteiler, der von innen beleuchtet ist, in die Szene, während sich Lindorf aus einem zweiten Fenster herausdreht, derweil die Muse aus einem Fahrstuhl entstiegen ist. Dieser Raumteiler steht genau in der Mitte der Bühne, er dreht sich jeweils um 180˚ und ermöglicht so als quasi interne Drehbühne die Abfolge der Schauplätze. Die 1. Drehung versetzt uns in Luthers Bar, die 2. Drehung zeigt uns einen Operationsraum, in dem eine Video-Reklame für plastische Operationen läuft. Dort wird gerade Olympia von einem Vertreter der sog. Heilkunst zugerichtet. Hoffmanns Zauberbrille erzeugt einen stimmigen Umkehreffekt: Er selbst sieht die natürlichen Menschen damit als künstlich und die künstliche Menschin Olympia als natürlich. Die natürlichen Menschen lassen sich davon natürlich nicht blenden und Hoffmann wird in eine Zwangsjacke gesteckt während Olympias Körperteile mal wieder durch die Gegend fliegen. Bei Antonia hängt der Himmel voller Geigen und roter Rosen, der Geist der Mutter fährt hoch und über ihr, auf so einer Art Brücken-Bühne, weilt Doktor Mirakel. Giulietta erscheint so gewandet wie man es von ihrem, dem Vernehmen nach, ältesten Berufsstand der Welt, erwartet – und ganz zum Schluß werden Hoffmanns Erzählungen signiert und verteilt.
Dirigent und Sänger
Mit viel Schwung führt GMD Raoul Grüneis durch das farbenprächtige Phantasie-Spektakel. Er nimmt viel Rücksicht auf die Sänger, läßt diesen großen Raum ohne sie mit der Wucht der Musik zuzuschütten. Das ist nicht selbstverständlich – Hoffmann ist eine Oper, die instrumental schnell überborden kann. Sehr gut auch der von Christoph Heil vorzüglich einstudierte Chor. Besonders erfreut hat ein ausgezeichneter Michael Suttner als Hoffmann. Gerne begrüßen wir diesen jungen, vielversprechenden Tenor nach längerer Zeit einmal wieder in Regensburg. Er zeigt das gewohnt kraftvolle tenorale Material, widersteht der Versuchung zu forcieren, was er ja auch gar nicht nötig hätte, und beeindruckt mit unglaublich engagiertem Spiel: das ist Hoffmann, nicht mehr Suttner. Sicher eine Partie, mit der der sympathische Sänger derzeit seine Grenzen austestet. Mirna Ores begleitet ihn als feine Muse durch die rauschhaften Träume, aber am meisten überzeugt hat doch wieder einmal eine großartige Julia Amos als Olympia, optisch, sängerisch und darstellerisch große Klasse! Anna Peshes als Giulietta, Silvia Fichtl als Erscheinung der Mutter und Myriam Chávez de Kühner als Stella waren absolut rollendeckend. Stimmliche Opulenz ist bei den Herren zu verzeichnen: Der Regensburger Bariton-Liebling Adam Kruzel glänzte mit seinem weichen, immer sauber geführtem Bariton gleich in vier Rollen, nämlich als Lindorf, Coppelius, Mirakel und Dapertutto. Ebenfalls vierfach rollendeckend der finnische Tenor Kalle Koiso-Kanttila als Andreas, Cochenille, Franz und Pitichinaccio. Auch für die kleineren Partien ist Lob ohne Abstriche fällig: Martin-Jan Nijhof als Crespel, Seymour Karimov als Schlemihl, Berthold Gronwald als Spalanzani, Christian Schossig als Nathanael, Stefan Köllner als Herrmann und Thomas Brinkel als Luther.
Große Oper in Regensburg in einer durchaus werkgerechten Inszenierung und mit über den Erwartungen liegenden Sängerleistungen – entsprechend der Beifall der sonst eher zurückhaltenden Oberpfälzer.
Rüdiger Ehlert Bild: Theater Regensburg
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.