DIE ZAUBERFLÖTE – Bad Hersfeld – Oper in der Stiftsruine

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Eine große Oper in zwei Aufzügen, Libretto: Emanuel Schikaneder, UA: 30. September 1791, Theater im Freihaus auf der Wieden, Wien

Regie: Hugo Wieg, Bühnenbild: fehlt, Kostüme: Ute Krajewski

Dirigent: Tilo Lehmann, Orchester: Virtuosi Brunensis Chor: Hersfelder Festspielchor

Solisten: Daniel Wagner (Tamino), Iris Stefanie Maier (Königin der Nacht), Olivia Ohl-Szulik, Amber Opheim, Teresa Smolnik (Drei Damen), Irina Küppers (Pamina), Tina Herrmann (Papagena), Johannes Wollrab (Papageno), Arian David Stettler (Monastatos), Laszlo Varga (Sarastro), Mitglieder des Knabenchors capella vocalis Reutlingen (Drei Knaben), u.a.

Besuchte Aufführung: 16. August 2010

Kurzinhalt

Pamina wurde von Sarastro auf seine Burg entführt. Ihre Mutter, die Königin der Nacht, beauftragt Prinz Tamino, sie zu retten. Er erhält ein Bild Paminas und ist sofort in sie verliebt. Als Unterstützung für die Rettung bekommt Tamino eine Zauberflöte, Papageno ein magisches Glockenspiel. Beiden gelingt unter mannigfaltigen Schwierigkeiten Paminas Befreiung aus der Gewalt Sarastros. Pamina hat sich indessen auch in Tamino verliebt. Sarastro, der die Fliehenden wieder eingefangen hatte, entläßt am Ende beide, da er bemerkt, daß Tamino und Pamina füreinander bestimmt sind.

Aufführung

Auch für Mozarts Märchenoper war die Stiftsruine ein geeigneter Ort, die Welt Sarastros würdig darzustellen. Der Auftritt der Königin der Nacht im schwarzblauen, langen Gewand war wahrscheinlich wegen des an diesem Abend andauernden Regens auf die geschützte Vorderbühne in gleißendem Lichtkegel verlegt worden, was ihrem Erscheinen viel Geheimnisvolles raubte. Eine züngelnde, grünliche Schlange, deren Leib, mit Neonlichtern gespickt, ihr etwas Drohendes verlieh, war ein Regieeinfall, der der Illusion der Märchenoper Gestalt verlieh. Das Riesenschloß vor dem Mund Papagenos als Strafe für seine Lügen, der Wald zu beiden Seiten als Attrappe, der Zaubergarten zum Opernende, der aus spiegelnden, silbernen und goldenen Wände bestand und schließlich zwei lächelnde Löwen bildeten die Requisiten und Kulissen. Die Drei Damen erschienen in langen blau- schwarzen Gewändern und die weißen Kostüme der drei Knaben unterstrichen deren Unschuld. Sarastros weißer Umhang und ähnlich bei seinen Brüder gab ihren Worten und Gesänge große Würde. Pamina trug ein hellblaues, langes Kleid und Prinz Tamino ein zweiteiliges, weiß-braunes Kostüm. Bunt wie seine Vögel mit ebensolcher Kopfbedeckung überraschte Papageno die Zuschauer. Seine Papagena ergänzte dieses Kostüm wie ein Zwillingspaar in gleicher Buntheit.

Sänger und Orchester

Mit großem Engagement und genauer Rhythmik läßt Dirigent Lehmann die Ouvertüre erklingen, wobei besonders die Bläser hervorzuhaben sind. Daniel Wagner (Tamino) singt, unbekümmert um dynamische Schattierungen, seine Arien, etwa Das Bildchen ist bezaubernd schön oder Wie stark ist nicht dein Zauberton (mit den Flötensoli), ähnlich dem, der unbekümmert ein Volkslied trällert. Und in dieser Art nimmt man ihm die  Rolle eines naiven jungen Manns auch ab. Seine Artikulation ist allerdings ausgezeichnet. Seiner Partnerin Irina Küppers (Pamina) gelingt nicht immer eine makellose Intonation, auffallend bei Ach, ich fühl, es ist verschwunden (2. Aufzug), wo die einzelnen Noten der Koloraturläufe leider nicht getrennt genug herauskommen. Die Duette Tamino/Pamina sind aussprachegenau und intonationsgerecht. Bei Männern, welche Liebe fühlen gelingt es ihnen darüber hinaus, den beabsichtigten Geist zweier unschuldiger Menschen rollengerecht darzustellen. Die drei Damen führen ihre Stimmen ausgezeichnet. Iris Stefanie Maier als Königin der Nacht meistert ihre Rolle einigermaßen, doch das Verlangsamen der Triolen in der Arie Der Hölle Rache bei alle Bande der Natur nimmt allerdings viel vom Drive dieser berühmten Arie hinweg! Die in Unschuldsweiß gekleideten Knaben hätten doch etwas mehr hinsichtlich Intonation arbeiten müssen. Der meiste Beifall war ihnen dennoch sicher, da wohl manches Mutterherz hier die Hände beim Klatschen führte. Hätte Laszlo Varga (Sarastro) etwas weniger Vibrationen in seiner Baßstimme, hätte man seinen Vortrag akzeptieren können, zumal er die sehr tief (bis zum F der großen Oktav) geführten Töne einigermaßen ordentlich meisterte. Seine Bühnenpräsenz war allerdings der Würde eines Sarastro gerecht. Der Lorbeer in Darstellung und Gesang gebührt allerdings Johannes Wollrab (Papageno), der mit seinem völlig natürlichen Spiel die Zuschauer begeisterte. Er ist der Star des Abends!

Fazit

Mozarts Zauberflöte ist weltweit die am häufigsten aufgeführte Oper. Aus diesem Grund kann man die Regie nur beglückwünschen, eine Inszenierung zuwege gebracht zu haben, die den Respekt vor den Autoren einmal nicht verleugnete. Das ist deshalb hervorzuheben, da gerade diese Oper unter der „neuen Sicht“ vieler Regisseure ihre einmalige Eigentümlichkeit allzuhäufig einbüßen muß. Die Zuschauer dankten es mit viel Zwischen- und langem Schußapplaus.

Dr. Olaf Zenner

Bild: Elisabeth Mühleder

Das Bild zeigt: Laszlo Varga (Sarastro) in der Mitte, Daniel Wagner (Tamino), mit brauner Hose und Chor

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