von Gaetano Donizetti, Melodrama in zwei Akten, Libretto von Felice Romani
UA: 12. Mai 1832, Mailand
Regie: Andràs Fricsay Kali Son, Bühnenbild: Tina Kitzing
Dirigent: Pierre-Dominique Ponnelle, Duisburger Philhamoniker, Chor: Christoph Kurig
Solisten: Andrej Dunaev (Nemorino), Netta Or (Adina), Dimitri Vargin (Belcore), Bruno Balmelli (Dulcamara), Iryna Vakula (Gianetta)
Besuchte Aufführung: 9. Februar 2008 (Premiere)
Kurzinhalt
Im Zentrum der Handlung steht der schüchterne Landmann Nemorino, der verzweifelt in die schöne Pächterin Adina verliebt ist. Diese treibt mit seiner Liebe aber nur ein Spiel und zieht ihm zunächst den Sergeant Belcore vor. Dieser kommt mit seinen Soldaten in ihr Dorf einmarschiert und macht Adina einen Heiratsantrag.
Als letzte Rettung, Adina nicht zu verlieren, greift Nemorino auf die Hilfe des geschwätzigen Doktors Dulcamara zurück. Dieser war ins Dorf gekommen und verkauft unter anderem ein Liebestrank, der in Wirklichkeit aber eine Flasche Bordeaux ist. Dulcamara gaukelt ihm vor, daß der Trank erst nach einem Tag zu wirken beginnt. Nemorino, durch Alkohol übermütig, spielt Adina den Gleichgültigen vor. Doch Adina ist schlau und versucht ihn aus der Reserve zu locken und will Belcore noch am selben Tag heiraten. Um das Geld für eine weitere Flasche des Liebestrankes zu bekommen, verdingt sich Nemorino als Soldat bei Belcore. Bevor es Nemorino eigentlich selbst erfuhr, wußten die Dorfbewohner, daß er Erbe eines großen Vermögens geworden war. Also machen sich alle schönen Mädchen des Dorfs an ihn heran. Doch der naive Nemorino glaubt, dies sei allein dem Liebestrank zuzuschreiben. Er gebärdet sich als umschwärmter Mann souverän gegenüber Adina, was diese, da sie ihn noch liebt, völlig verunsichert. Als sie dann noch erfährt, daß er sich, um den Liebestrank zu bekommen, als Soldat verpflichtet hat, kauft sie ihn frei, gesteht ihm ihre Liebe und beide werden unter Anteilnahme des ganzen Dorfes ein glückliches Paar.
Aufführung
Die Duisburger Inszenierung versetzte das Geschehen in ein Bergdorf.
Dementsprechend wurde das Bühnenbild gestaltet: eine Miniaturlandschaft mit Bergkulisse im hinteren Teil der Bühne, eine Almhütte im vorderen Teil. Die riesengroße Nachbildung eines nackten Frauenoberkörpers mit gigantischen blanken Brüsten ragte aus den Bergen heraus. Als Liebesgöttin war die nackte Frau allerdings schwer zu deuten.
Die Kostüme waren, passend zum Bühnenbild, sehr farbenfroh gewählt: die Damen trugen bonbonfarbene Dirndl mit bunten lockigen Perücken, die Herren erdfarbene Almtracht.
Hervorzuheben ist besonders die gesamte musikalische Leistung des Abends, die unter der Leitung Pierre-Dominique Ponnelles vom ersten Moment an überzeugte. Donizettis Musik wurde von ihm mit ihrem lebendigen und leichten Charakter überzeugend dargestellt. Ebenso beeindruckend war Andrej Dunaev (Nemorino).Die unbeholfene Schüchternheit Nemorinos spielte er mit sehr viel Gestik und Mimik. Sein klarer und leicht metallischer Tenor paßte gut zu der Rolle und war der Höhepunkt des Abends. Spätestens nach der Romanza Una furtiva lagrima- eine flüchtige Träne, für die er stürmischen Applaus und Bravorufe kassierte, stand Dunaev als Publikumsliebling fest.
Der Chor, der ja in dem Stück sehr präsent ist, harmonierte zwar nicht optisch, dafür aber gesanglich durch sein klangliches Volumen. Netta Or (Adina) konnte nach dem ersten Akt wegen Krankheit nicht mehr weiter singen. Im zweiten Akt spielte sie die Rolle nur noch und wurde von Elena Brilova (aus der Kulisse) lippensynchron gesungen. Der lyrische Sopran Brilovas war aber, im Vergleich zu Ors angeschlagener Stimme, eine musikalische Bereicherung für das Stück.
Die schauspielerische Leistung war darauf angelegt, besonders die komischen Aspekte der Oper zu unterstreichen. Obszöne Gesten wurden in dem Stück sehr zahlreich eingesetzt: ein kleiner Po-Klatscher hier, ein unverschämtes Grabschen dort; immer mit einem leichten Augenzwinkern, so wie man es von der Opera buffa gewohnt ist. Hier wäre Bruno Balmelli (Dulcamara) zu erwähnen, der seine Baritonstimme sehr lautmalerisch einsetzte (grölen, jauchzen etc.) Aber auch Dimitri Vargin (Belcore) wurde seiner Rolle des arroganten Belcore gerecht. Sehr überzeichnet spielte und sang er den marschierenden Sergeant.
Das Publikum lachte und applaudierte mit großer Anteilnahme.
Fazit
Alles in allem eine sehr bunte, schrille und komische Umsetzung der Oper Donizettis, die musikalisch kaum einen Wunsch offen läßt und szenisch einen kurzweiligen Abend garantiert. Allein wegen Andrej Dunaev lohnt es, die Aufführung zu besuchen.
Melanie Joannidis Bild: Eduard Straub
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