LES PÊCHEURS DE PERLES – DIE PERLENFISCHER – Zürich, Opernhaus

von Georges Bizet (1838-1875), Oper in drei Akten, in französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln. Libretto: Michèl Florentin Carré und Eugène Cormon. UA: 1863 Paris

Regie: Jens-Daniel Herzog, Bühne: Mathis Neidhardt, Kostüme: Sybille Gädeke, Licht: Jürgen Hoffmann

Dirigent: Carlo Rizzi, Orchester der Oper Zürich, Chor der Oper Zürich, Choreinstudierung: Jürg Hämmerli

Solisten: Marlin Hartelius (Léïla), Javier Camarena (Nadir), Franco Pomponi (Zurga), Pavel Daniluk (Nourabad)

Besuchte Aufführung: 22. September 2010

Kurzinhalt

Die Perlenfischer Ceylons wählen Zurga zu ihrem König. Bald darauf wird er von seinem Jugendfreund Nadir besucht. Zurga und Nadir haben nicht nur eine gemeinsame Vergangenheit, sie verbindet und trennt auch die Leidenschaft zu einer Frau. Zufällig ist ihre Jugendliebe die Jungfrau, die zum Gebet und Gesang zu den Perlenfischern eingeladen wird. Da das Volk sehr harte und gefährliche Arbeit leisten muß, wird als magische Kraftquelle eine verschleierte Sängerin eingesetzt. Die junge Frau schwört Treue ihrem Dienste: dem Singen, dem Beten, der Entsagung der Liebe und daß sie stets verschleiert bleibt. Sie bricht den Schwur als Nadir zu ihr kommt und sie sich gegenseitig ihre Liebe bekennen. Der Priester Nourabad entdeckt und verrät die Liebenden. Zurga entflammt in Eifersucht und will das Paar töten lassen. Doch bald erkennt er in Léïla seine Retterin aus seiner Jugendzeit. Er ermöglicht dem Paar die Flucht und läßt sich töten.

Aufführung

Die Bühne ist als ein dreistöckiges Bauwerk in Schiffsgestalt in Form eines Querschnitts errichtet, in dessen unterem Geschoß sich der Chor hauptsächlich aufhält. Die einfache und uniformierte Menschenmasse verrichtet dort ihre Arbeit. Der Anführer und König hat seinen Platz in dem mittleren Stockwerk. Ganz oben bekommt Léïla einen Platz. Exotik wird in Form der Beleuchtung, wie auch durch die zauberhafte Ankunft der Priesterin und ihre regenbogenfarbige Kleidung eingebracht. Das stellt die fremde Jungfrau in eine dissonante Position mit dem Volk, wie sich auch die schöne Musik stark von dem rostigen starren Bühnenbild abhebt. Für einen Augenblick im zweiten Akt sinkt die Bühne. Ein tiefblauer Hintergrund erlaubt das Aufkommen einer romantischen Stimmung. Die instrumentalen Passagen werden durch und durch mit den Alltagsbewegungen der Arbeiter choreographisch synchronisiert, der Chor bleibt ständig in Bewegung. Lichteffekte werden reichlich genutzt, um verschiedene Stimmungen oder Geschehnisse zu illustrieren.

Sänger und Orchester

Das Orchester der Oper Zürich unter der Leitung von Carlo Rizzi interpretiert die Musik von Georges Bizet sehr harmonisch, klar im Klang und in gutem Ausgleich mit dem Gesang. Die Solisten wie auch die Sänger des Chors singen gefühlsbetont und virtuos. Der Chorklang ist vibratoreich und durchsetzungsstark. Die verschiedenen Klangfarben der Musikinstrumente gehen eine Wechselwirkung mit dem Gesang ein. Das musikalische Ineinandergreifen zwischen dem Gesang und der Harfe ist stets stimmig. Solopartien, Duette und Chorsätze werden ansprechend gestaltet. Ansprechend sind auch die Singstimmen dieses Abends, vor allem der temperamentvolle Bariton Franco Pomponi (Zurga) und der ausdruckstarke Tenor Javier Camarena (Nadir), die ihre Stimmen klangschön im Duett des ersten Aktes Au fond du temple saint – In der Tiefe des heiligen Tempels vereinen. Der Tenorsänger führt ein makelloses Legato in Verbindung mit seiner kräftigen Stimme vor.  Die intonations- und klangfeste Marlin Hartelius (Léïla) ragt durch ihre Romanze Dans le ciel sans voile – Unter dem unverschleierten Himmel am Ende des ersten Akts heraus, vor allem mit ihre elegant vibratoarmen Koloraturen in den Ensembles. Auch im zweiten Akt begeistert sie das Publikum mit Me voilà seule dans la nuit – In einsamer Nacht, hier ein romantischer Höhepunkt des Abends. Der sanfte, warmklingende Baß von Pavel Daniluk (Nourabad) ergänzt das Ensemble mit seinen wenigen aber wichtigen Passagen.

Fazit

Ein musikalischer Gewinn ist diese Aufführung, die sich nach der von Brad Cohens im Jahre 2002 als kritische Urtextausgabe rekonstruierten Fassung der Oper richtet. Hauptquellen dafür waren Bizets Klavierauszug von 1864 und seine Dirigierpartitur. Zuletzt waren Les Pêcheurs de perles in Zürich in der Spielsaison 1933/34 aufgeführt worden und erleben in Zürich nun ihre Renaissance. Die Reaktionen des Publikums waren überaus positiv. Begeistert würdigte die Zuhörerschaft einzelne Szenen und Akte. Ein besonderer Applaus begleitete vor allem die Auftritte des Tenorsängers Javier Camarena (Nadir), die brillant gesungenen Partien der Sopranistin Marlin Hartelius (Léïla) und die wunderbare Leistung des Chors.

Ruta Akelyte Hermann

Bild: Suzanne Schwiertz

Das Bild zeigt: Die Ankunft der Léïla (Marlin Hartelius) im Königreich Zurgas (Franco Pomponi)

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