Richard Wagner (1813–1883), Romantische Oper in drei Aufzügen, Text vom Komponisten, UA: 28.August 1850, Weimar
Regie: Michael Sturm, Bühne/Kostüme: Hannes Neumaier, Licht: Martin Stevens
Dirigent: Tetsuro Ban, Regensburger Philharmoniker Opernchor und Extrachor, Einstudierung: Christoph Heil
Solisten: Heinrich der Vogler (Sung-Heon Ha), Lohengrin (Michael Putsch), Elsa von Brabant (Allison Oakes), Graf Friedrich von Telramund (Adam Kruzel), Ortrud, seine Gemahlin (Chariklia Mavropoulou) u.a.
Besuchte Aufführung: 26. September 2010 (Premiere)
Am Hofe von Brabant wird Elsa von ihrem verschmähten Liebhaber, dem Grafen von Telramund, der inzwischen mit Ortrud verheiratet ist, beschuldigt, ihren Bruder Gottfried, dessen Leichnam allerdings unauffindbar ist, beseitigt zu haben, um selbst die Herrschaft an sich zu reißen. Elsa unterwirft sich dem Gottesurteil des deutschen Königs. Ihr Gebet wird erhört: Auf einem Schwan erscheint ein Ritter, der für sie kämpfen möchte und sie auch noch heiraten will, unter Bedingung, daß sie ihn niemals um Namen und Herkunft fragen dürfe. Nach ein paar Schwerthieben ist Telramund besiegt, jedoch der Ritter schenkt ihm das Leben. Da Telramund mit dem Ergebnis des Kampfes, das ihn in Acht und Bann ließ, nicht zufrieden ist, wird gehetzt: Wer wohl der merkwürdige Ritter sei, wahrscheinlich ein Zauberer? So stellt Elsa in der Hochzeitsnacht die unerlaubte Frage nach Name und Herkunft. Der Ritter tötet Telramund und erklärt öffentlich, daß er Lohengrin, ein Gralsritter, sei. Nun müsse er aber, da seine Identität enthüllt wurde, Brabant und Elsa verlassen und nach der Burg Montsalvat zurück kehren. Da erscheint wieder der Schwan, Gottfried wird von Ortruds Zauber erlöst und Elsa sinkt tot zu Boden.
Aufführung
Bereits beim Vorspiel öffnet sich der Vorhang und gibt den Blick auf die Bühne frei: Ein rundum holzgetäfelter Raum, der uns durch die gesamte Oper begleiten wird, mit Bildern an den Wänden. In der Mitte ein gewaltiger Tisch, an dem die Edlen Brabants sitzen. Links davon fällt plötzlich Gottfried von einem Schaukelpferd herunter. Die Kostüme wirken irgendwie uneinheitlich: Manche sind in kontemporäre Straßenanzüge gewandet, andere sehen wie Militärs des 19.Jahrhunderts aus, wieder andere sind offenbar Mitglieder einer Studentenverbindung. Die Szene Ortrud-Telramund zeigt einen roten Stuhl vor schwarzer Bühne. Das Hochzeitsbett ist ein Futon auf einer schiefen Ebene, umrahmt von einem Bilderrahmen. Lohengrin enthüllt nach der fatalen Frage seine wahre Identität, jetzt ganz in schwarz gewandet und mit einer schwarzen Feder wedelnd. Der Schwan erscheint quasi als Monstranz. Gottfried, greift zur allseitigen Verblüffung zum Messer und ersticht seine Schwester Elsa.
Sänger und Orchester
Tetsuro Ban und seine Philharmoniker waren beim Vorspiel noch nicht so ganz in der Spur, fanden aber rasch zu einem ausdrucksstarken Wagner. Es wurde durchweg kräftig aufgespielt – man hätte sich ein bißchen mehr Stimmung in den lyrischen Momenten gewünscht. Ganz großartige Leistung von einem über sich selbst hinauswachsenden Chor – das war schon staatsoperngemäß. Sein Debüt als Lohengrin meisterte souverän ein derzeit am Heldentenor-Himmel aufgehender Stern: Michael Putsch, Amerikaner deutscher Herkunft und mit deutschem Wohnsitz. Kräftig strahlende Höhen, mit Ausdauer und Ausdruck vorgetragen sind sein Markenzeichen. Wer wird wohl den Lohengrin in Regensburg meistern? So fragte sich jeder. Nun wissen wir es. Als zweiter Gast profilierte sich Allison Oakes in ihrer ersten Wagner-Partie überhaupt. Auch hier heißt es: Klassenziel bestens erreicht. Oakes ist eine emotional ungemein berührende Sängerin; sie nimmt einen mit in die Höhen und Tiefen der Elsa von Brabant, im wahrsten Sinne des Wortes eine packende Darstellung. Die gefürchtete Partie der Ortrud meisterte als dritter Gast im Bunde die Mezzosopranistin Chariklia Mavropoulou mit gewaltigem Stimmumfang. Ihr Partner aus dem hiesigen Ensemble als Graf von Telramund war der hier überaus beliebte Adam Kruzel. Singen tut er immer wunderbar auf perfekter Linie, aber wird Wagner sein Lieblingskomponist? Ich weiß nicht. Ganz souverän mit großem Baß beeindruckte Sung-Heon Ha als deutscher König. Besonders gefallen hat mir wieder Seymour Karimov mit feinem und dennoch starkem Bariton in der etwas undankbaren Rolle des Herrrufers. Hier blüht ein weiterer Wagner-Sänger auf.
Fazit
Stehende Ovationen und langanhaltender Applaus mit vielen Bravi dankten den Künstlern für eine hervorragende Leistung. Auch das Regieteam wurde zu Recht mit üppigem Beifall bedacht. Eine Aufführung, die einem großen Haus wohl zu Gesicht gestanden hätte. Kompliment an Intendant Ernö Weil, der dies so erfolgreich gemeistert hat.
Dr. Rüdiger Ehlert
Bild: Juliane Zitzlsperger
Das Bild zeigt: ganz links Seymur Karimov als Heerrufer, rechts Michael Putsch als Lohengrin. Opernchor des Theaters Regensburg