Von Giuseppe Verdi, Oper in drei Akten, Libretto: Francesco Maria Piave
Uraufführung: 11. März 1851, Venedig
Regie: Ewa Teilmans, Bühnenbild: Elisabeth Pedross
Dirigent: Daniel Jakobi, Sinfonieorchester Aachen, Opernchor Extrachor
Jean François Borras (Herzog von Mantua), Igor Morosow (Rigoletto), Michaela Maria Mayer (Gilda), Woong-jo Choi (Graf von Monterone), Johannes Piorek (Graf von Ceprano), Martin Berner (Marullo), Andreas Joost (Matteo Borsa), Pawel Lawreszuk (Sparafucile), Iva Danova (Maddalena), Anne Lafeber (Giovanna)
Besuchte Aufführung: 16.02.2008 (Premiere 03.02.2008)
Kurzinhalt
Rigoletto ist der Hofnarr des Herzogs von Mantua. Auf einem Fest im Palast verhöhnt Rigoletto das Leid des Grafen Monterone, dessen Tochter vom Grafen geschändet wurde. Monterone spricht einen Fluch über Rigoletto aus. Rigoletto zeigt sich betroffen und kehrt nach Hause zu seiner Tochter Gilda zurück, die sein ganzer Lebensinhalt ist und die er vor dem Hof versteckt hält. Er weiß jedoch nicht, daß Gilda schon längst das Objekt der Begierde des Herzogs geworden ist. In seiner Abwesenheit sucht der Herzog Gilda auf und versucht sie zu verführen, wird aber kurz vor dem Ziel von Rigolettos Rückkehr unterbrochen. Kurz darauf rächt sich die Hofgesellschaft an Rigoletto. Getäuscht von den Höflingen wirkt er unwissentlich an der Entführung seiner eigenen Tochter mit. Zu spät bemerkt er die Täuschung.
Der Herzog erfährt von den Entführern, daß Gilda sich durch einen glücklichen Zufall im Palast befindet und verführt sie. Währenddessen fordert Rigoletto von den Höflingen die Herausgabe seiner Tochter, doch die Höflinge weiden sich an Rigolettos Schmerz. Gilda erscheint. Voller Scham erzählt sie ihrem Vater die Wahrheit über ihre heimliche Liebe. Obwohl sie der Herzog betrogen hat, will sie ihm verzeihen. Doch Rigoletto will nur noch Rache nehmen an dem Mann, der seine Tochter entehrt hat. Er heuert den Berufsmörder Sparafucile an, den Herzog zu ermorden. Vorher will er Gilda aber beweisen, daß ihr Geliebter in Wahrheit ein treuloser Herzensbrecher ist. Er zwingt sie anzusehen, wie der Herzog in einem Gasthof mit Maddalena, der Schwester und Komplizin Sparafuciles flirtet. Aber auch Maddalena erliegt dem Charme des Herzogs und überredet ihren Bruder diesen zu verschonen und statt dessen den nächsten Besucher der Gaststätte zu ermorden und als Opfer auszugeben. Gilda hat die Unterhaltung angehört und handelt: sie läßt sich aus Liebe zum Herzog umbringen.
Rigoletto muß mit Erschrecken feststellen, daß der Sack, der ihm von Sparafucile übergeben wurde nicht den toten Herzog, sondern seine sterbende Tochter enthält. Damit hat sich der Fluch des Monterone erfüllt und Rigolettos Schicksal besiegelt.
Die Aufführung
Die Aachener Inszenierung ist eine sehr originalgetreue Umsetzung der Oper Verdis.
Die ständig wechselnden Schauplätze wurden durch eine bemalte Leinwandkonstruktion aufgegriffen, die sich drehen ließ. Zu Beginn zeigte diese das Innere einer Palasthalle in Olivtönen, später die Palastmauern in gelb und violett. Auch Kostüme und Lichteffekte blieben in dem Farbenspektrum. Die Hofdamen trugen violette Ballkleider die Herren hatten schwarze Fracks an und hielten Gehstöcke.
Zwei Welten wurden hier kunstvoll in Szene gesetzt: die an Spaß orientierte Hofgesellschaft auf der einen Seite und die bürgerliche Spießigkeit auf der anderen. Die Höflinge wurden schauspielerisch vor allem durch Andreas Joost (Matteo Borsa) und Martin Berner (Marullo) vertreten. Beide hatten eine sehr starke Bühnenpräsenz und stellten ihre Rolle sehr überzeugend dar durch ihre sexistischen Anspielungen. Hier ist auch Jean François Borras (Herzog von Mantua) zu erwähnen, der mit seinem strahlenden Tenor der Rolle sehr viel Aristokratisches verlieh, von seinem äußeren Erscheinungsbild einmal abgesehen, daß weniger zu einem jugendlichen Frauenhelden paßte.
Die bürgerliche Welt, vertreten von Igor Morosow (Rigoletto) und Michaela Maria Mayer (Gilda), spielte den Gegenpart. Morosows kräftige Baritonstimme verlieh dem vom Haß und Schmerz zerfressenen Narren viel Nachdruck, doch als liebevoller Vater war die Stimme weich und sanft. Mayer, die in Rigoletto in Aachen ihr Debüt gab, war für die Rolle der Gilda wie geschaffen; denn ihr lyrischer Sopran paßte gut zu der mädchenhaften Unschuld Gildas. Ihr Aussehen (lang gelockte, blonde Haare, schlanke Figur) entsprach sie dem Bild einer Frau mit den Zügen eines Engels voll und ganz. Woong-Jo Choi (Monterone) brachte durch seinen kurzen, aber eindrucksvollen Auftritt den Saal mit seinem schmetternden Baßbariton zum Erbeben.
Die Handlung des Stückes wurde ständig angetrieben und baute eine große Spannungskurve auf, die von der ersten bis zur letzten Minute aufrechterhalten werden konnte.
Nicht zuletzt sollte hier die Leistung des Orchesters erwähnt werden, daß von Daniel Jakobi dirigiert wurde. Die Stimmungswechsel in Verdis Musik – von Erheiterung am Anfang bis Erschütterung ganz zum Schluß – wurden gut umgesetzt.
Das ausverkaufte Haus war tief beeindruckt: am Ende erhob sich das Publikum sogar von den Sitzen, wobei Michaela Maria Meyer hier den stürmischsten Applaus einheimste.
Fazit
Eine zutiefst bewegende Inszenierung. Man fühlte sich miteinbezogen in das Geschehen, das dank der brillanten Besetzung und der großartigen musikalischen Leistung allen Ansprüchen gerecht wurde.
Melanie Joannidis
Bild: Ludwig Koerfer
Das Bild zeigt von links nach rechts:
Yikun Chung, Andreas Joost, Igor Morosow, Woong-jo Choi, Opernchor und Extrachor des Theater Aachen
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