von Engelbert Humperdinck (1854-1921), Märchenoper in drei Akten, Libretto: Adelheid Wette; UA: 23. Dezember 1893 Weimar
Regie: Herbert Adler; Bühne: Thomas Döll; Kostüme: Sabine Rietman, Licht: Harald Hentschel/Helge Draack Dramaturgie: Diane Ackermann
Dirigent: Philippe Bach, Philharmonisches Orchester, Extrachor Kinder- und Jugendchor Vocalino des Theaters (Einstudierung Gudrun Schröder) und der Musik- und Kunstschule Lübeck
Solisten: Wioletta Hebrowska (Hänsel), Andrea Stadel (Gretel), Antonio Yang (Vater Peter), Veronika Waldner (Mutter Gertrud), Patrick Busert (Knusperhexe), Eunshil Jung (Sandmännchen), Agnieszka Sokolnicka (Taumännchen)
Besuchte Aufführung: 12. November 2010 (Premiere)
Kurzinhalt
Hänsel und Gretel, die Kinder eines armen Besenbinders, müßten ihre Aufgaben im Hause erledigen. Stattdessen machen sie aber lieber Unsinn, weswegen die wütende Mutter sie zum Beerensuchen in den Wald schickt. Als der Vatter nach Hause kommt und von den weggeschickten Kindern erfährt, ängstigt er sich, denn im Wald wohnt die böse Knusperhexe. Hänsel und Gretel haben sich im Wald verirrt. In der Dunkelheit lauern ein seltsames Echo und geheimnisvolle Nebelfrauen. Doch dann taucht das Sandmännchen auf und bereitet den Kindern einen sorglosen Schlaf. Am nächsten Tag werden Hänsel und Gretel vom Taumännchen geweckt. Sie entdecken ein buntes Lebkuchenhaus, von dem sie naschen. Da taucht die Knusperhexe auf und versetzt die beiden in eine Starre. Hänsel soll gemästet werden und Gretel muß im Haushalt helfen. Als Gretel gebacken werden soll, kann sie die Hexe überwältigen und ins Feuer stoßen. So werden auch alle anderen Kinder befreit, die die Hexe gebacken hat und sie selbst wird zum Lebkuchen. Am Schluß ist die Familie wieder glücklich vereint.
Aufführung
Das Bühnenbild von Thomas Döll ist konventionell gehalten. Das erste Bild zeigt die wacklige, dürftig eingerichtete Hütte der Familie, in der nur das Nötigste zum Leben vorhanden ist. Im Hintergrund ist der düstere Wald zu erkennen, der im zweiten Bild sein ganzes Ausmaß zeigt. Das Geäst von wilden, dunkelgrünen Bäumen ragt aus allen Ecken und wirft dunkle Schatten: Ein Baum sieht aus wie eine mächtige Faust. Als die Nacht hereinbricht, ist ein Sternenhimmel zu erkennen und grünes, blaues und rotes Licht schafft eine magische Atmosphäre. Das dritte Bild zeigt das Lebkuchenhaus der Hexe: Der Lebkuchen ist mit weißem Zuckerguß verziert während auf dem Dach eine rosa Masse verläuft, in die sich bunte Perlen mischen. Die Kostüme von Sabine Rietman spiegeln die ärmlichen Verhältnisse der Familie und auch der gefangen genommenen Kinder wider. Die vierzehn Engel sehen genauso aus wie man sich sie vorstellt: Sie haben weite, lange, weiße Roben und federbesetzte große Flügel. Auch die Knusperhexe entspricht dem in den Märchenbüchern oft zu findenden Abbildungen mit riesigen Pranken, langen Fingernägel, einer langen Nase und einem Buckel.
Sänger und Orchester
Wioletta Hebrowska (Hänsel) und Andrea Stadel (Gretel) gelingt es gut, die vielen Facetten ihrer kindlichen Charaktere darzustellen: Wenn sie spielen, wird ihr Gesang manchmal wacklig, zuweilen auch rein und sanft, genauso wie man es sich von unbekümmerten Kindern vorstellt. Im Wald, als sie auf sich allein gestellt sind, wirken ihre Stimmen gefestigter und reifer und ihr Abendgebet am Ende des zweiten Aktes ist innig. Antonio Yang und Weronika Waldner agieren in den Rollen der Eltern glaubwürdig. Die Wut der Mutter, die Freude des Vaters und die gemeinsame Sorge um die Kinder wirken natürlich. Waldners Spitzentöne sind markerschütternd, und Yangs Artikulation ist überaus deutlich. Das Philharmonische Orchester der Hansestadt Lübeck unter der Leitung von Philippe Bach ist für diesen Abend besonders zu loben für seine stimmungsvolle Wiedergabe der Musik, angefangen beim Vorspiel zum ersten Akt. Der Auftritt des Kinder- und Jugendchors Vocalino war der musikalische Höhepunkt der Aufführung.
Fazit
Die Erwartungen der Zuschauer wurden erfüllt durch eine runde, malerische Inszenierung. Man bedankte sich mit tosendem Applaus für einen schönen Abend.
Frederike Arns
Bild: Oliver Fantitsch
Das Bild zeigt: Andrea Stadel (Gretel), Patrick Busert (Die Knusperhexe) und Wioletta Hebrowska (Hänsel).