von Ralph Benatzky (1884-1957), Singspiel in drei Akten, Libretto: Hans Müller und Eric Charell (nach dem gleichnamigen Lustspiel von Oskar Blumenthal und Gustav
Kadelburg), UA: 1930, Berlin, Großes Schauspielhaus
Regie: Ulrich Fischer, Bühne: Heiko Mönnich, Kostüme: Barbara Schwarzenberger
Dirigent: Michel Roberge, Hofer Symphoniker, Opernchor theater hof (Einstudierung: Michel Roberge) Ballett theater hof (Choreographie: Barbara Buser)
Solisten: Ingrid Katzengruber (Josepha Vogelhuber), Karsten Jesgarz (Leopold Brandmeyer), Uwe Drechsel (Wilhelm Giesecke), Inga Lisa Lehr (Ottilie),
Christoph Kayser (Dr. Otto Siedler), Thilo Andersson (Sigismund Sülzheimer), Peer Schüssler / Jürgen Schultz (Professor Dr. Hinzelmann), Lisa Henningsohn (Klärchen), Aki
Yamamura & Hans-Peter Leinhos (Ein Hochzeitspaar), Florian Bänsch (Piccolo), Marianne Lang (Kathi), Christian Seidel (Heurigensänger), Annett Tsoungui (Reiseführerin)
Besuchte Aufführung: 03. Dezember 2010 (Premiere)
Aufgrund der unerwiderten Liebe zu Josepha, der Wirtin des ‚Weißen Rössl‘, vernachlässigt der Zahlkellner Leopold seine Pflichten und erregt den Unwillen der Gäste und seiner Angebeteten, welche für Dr. Siedler, einen Rechtsanwalt, schwärmt. Dieser ist jedoch in Ottilie verliebt, die Tochter des Fabrikanten Giesecke. Währenddessen kommt es zu Streitigkeiten zwischen Josepha und Leopold, so dass dieser enttäuscht das Gasthaus verlässt. Ein weiterer Gast ist Sigismund, der Sohn des Konkurrenten von Giesecke, welcher im laufenden Prozess von Dr. Siedler vertreten wird. Um nun mehr Zeit mit der von ihm verehrten Ottilie zu verbringen gibt Dr. Siedler vor, diese mit Sigismund verkuppeln zu wollen, um den weiteren Prozessverlauf für Giesecke zu begünstigen. Weil der Kaiser persönlich anreist, braucht Josepha die Unterstützung Leopolds und stellt ihn wieder ein. Dieser rächt sich, indem er Josepha vor dem Kaiser blamiert. Es endet jedoch glücklich: Josepha erhört Leopold und Dr. Siedler kommt mit Ottilie zusammen.
Aufführung
Die Handlung findet in einem Einheitsbühnenbild statt: Eingerahmt in die Koordinaten einer Wanderkarte der Region St. Wolfgangsee stellt eine große, auf der linken Bühnenhälfte aufgestellte Hotelrechnung das Gasthaus zum ‚Weißen Rössl‘ dar. Im oberen Bereich lässt sich ein mit Geranien geschmückter Balkon umklappen, im unteren Bereich ist mittig die Tür, rechts daneben ein Fenster. Der rechte Bühnenrand wird durch eine überdimensional aufgefaltete Wanderkarte markiert. Den Himmel schmücken Comic-artige Wolken und eine Sonne. Im Vordergrund stehen weiße Gartentische mit Stühlen auf dem Grün ausgekleideten Bühnenboden. Der Orchestergraben ist bis auf einen Spalt abgedeckt, da dieser Platz ebenfalls bespielt wird. In der Badeanstalt-Szene wird der Graben, blau ausgekleidet, zum ‚Schwimmbecken‘ umfunktioniert. Ortswechsel werden durch einen Zwischenvorhang verdeutlicht, der ebenfalls eine Wanderkarte darstellt. Die Gäste reisen in einer kleinen, rot-weiß gestreiften Dampflokomotive oder einem als Dampfer fungierendem Papierschiffchen an. Die Ausstattung ist insgesamt eher schlicht, aber sehr authentisch und ansprechend, ebenso die Kostüme: Die Österreicher tragen Dirndl und Tracht, die Touristen Alltagskleidung. Die Besetzung wurde leicht geändert, der Reiseführer wurde zu einer Reiseführerin. Außerdem wurde aus Kaiser Franz Joseph II. der ‚Kaiser‘ Franz Beckenbauer, eine stumme Rolle. Bei dessen Ankunft wurde das Lied ‚Gute Freunde kann niemand trennen‘ vom Band eingespielt.
Sänger und Orchester
Das ganze Ensemble zeigte mitreißende Spielfreude und großes Engagement. Zu Beginn zwar noch etwas zurückhaltender, steigerte sich Karsten Jesgarz im Verlauf der Vorstellung und verkörperte einen innbrünstigen und leidenschaftlichen Leopold. Ingrid Katzengruber stand ihm als wunderbar herrische Josepha in nichts nach und konnte ihr teilweise starkes Tremolo hervorragend in die Rolle integrieren. Ebenso überzeugte Uwe Drechsel in seiner Rolle als mürrischer Giesecke. Besonders komisch war Thilo Andersson in der Rolle des Sigismund, zu welchem seine jugendlich-frische Stimme hervorragend passte. Auffallend war Inga Lisa Lehr als Ottilie mit ihrem kraftvollen und klaren Sopran, die mit dem klangvollen Christoph Kayser als Dr. Siedler selbst in Tanz-Szenen ausgezeichnet harmonierte. Weniger gewinnend waren jedoch Aki Yamamura und Hans-Peter Leinhos als Hochzeitspaar, die eher schauspielerisch als gesanglich überzeugten. Die bekannte Chorszene Wenn es hier mal richtig regnet (1. Akt) wurde so aufwendig und temperamentvoll choreographiert, dass der musikalische Eindruck dabei leider in den Hintergrund trat. Die Hofer Symphoniker wurden von Michel Roberge leicht und beschwingt durch den Abend geleitet und trafen den spritzigen Revue-Charakter des Stückes, auch wenn die Dynamik manches Mal differenzierter hätte sein können.
Die wirklich unterhaltsame Vorstellung brachte das Publikum oftmals zum Lachen. Die kurzweilige Produktion garantiert einen amüsanten und mitreißenden Operetten-Abend und entführt ihre Besucher für einige Stunden in die heile Urlaubswelt des Weißen Rössls am Wolfgangsee.
Laura Knoll
Bild: SFF-Fotodesign, Hof
Das Bild zeigt: Vorne: Inga Lisa Lehr (Ottilie) und Christoph Kayser (Dr. Otto Siedler); hinten: Ensemble