von Engelbert Humperdinck (1854-1921), Märchenoper in drei Bildern, Libretto: Adelheid Wette, UA: 23. Dezember 1893, Weimar
Regie: Andrea Schwalbach; Bühne und Kostüme: Anne Neuser; Licht: Peter Scharneweber; Dramaturgie: Katharina Ortmann
Dirigent: Thomas Dorsch, Oldenburgisches Staatsorchester, Kinder- und Jugendchor, Einstudierung: Edwina Treptow und Birgit Wendt-Thorne
Solisten: Katerina Helbelkova (Hänsel), Mareke Freudenberg (Gretel), Paul Brady (Vater), Marcia Parks (Mutter), Michael J. Pegher (Knusperhexe), Ingela Onstad (Sandmännchen/Taumännchen)
Besuchte Aufführung: 27. November 2010 (Premiere)
Hänsel und Gretel, die Kinder eines armen Besenbinders, leiden Hunger. Die Mutter schickt die Kinder in den Wald. Als der Vater davon erfährt, befürchtet er, seine Kinder könnten im Wald von der bösen Knusperhexe gebacken und verspeist werden, und stürzt mit seiner Frau in den Wald. Derweil schlafen Hänsel und Gretel im Wald mit Hilfe des Sandmännchens ein. Am nächsten Tag entdecken sie ein Lebkuchenhaus, von dem sie naschen. Als die Knusperhexe erscheint, bannt sie sie. Hänsel soll gemästet werden. Doch als sie Gretel zu Lebkuchen backen will, kann sie die Hexe überwältigen und ins Feuer stoßen. So wird auch der Zauber rückgängig gemacht, der andere Kinder in Lebkuchen verwandelte, und Hänsel und Gretel werden wieder mit ihren Eltern vereint.
Aufführung
Für diese Produktion im Fliegerhorst, der vom Staatstheater für ein Jahr wegen der Restaurierung bespielt wird, wird die Bühne in einen Nadelwald verwandelt, in dem Wegweiser aufgestellt sind. Im dritten Bild lichtet er sich und zeigt einen mit Äpfeln und Lebkuchenblumen bestückten, in Schilf eingefaßten Gabentisch, der als Ersatz für das Knusperhäuschen der Hexe dient. Die Hexe fängt Hänsel mit einem Käscher. Die Hexe wird in eine Art Aquarium gestoßen, das den Ofen ersetzt. Gretel erscheint mit schwarz geschminktem Mund und rotkariertem Faltenrock, Hänsel in Jeans und T-Shirt, mit kurzen Haaren, schwarz geschminkten Augen und einer langen Haarsträhne über dem Gesicht. Die männliche Knusperhexe tritt zunächst mit Brille, Hut, buntem Sommerkleid und pinkfarbenen Lackstiefeln auf. Unter ihrem Mantel kommt im weiteren Verlauf ein silbernes, eng anliegendes Kleid zum Vorschein, über das sie später einen Bademantel zieht. Das Sand- bzw. Taumännchen trägt ein einohriges Bärenkostüm, das es zum Schluß auszieht. Die Engel wie auch die in Lebkuchen verwandelten Kinder haben schlichte weiße Kleider und Augenbinden, die ihnen am Ende abgenommen werden.
Sänger und Orchester
Beim Oldenburgischen Staatsorchester fallen die Bläser angenehm auf, und das vor allem in der Ouvertüre und dem Orchesterzwischenspiel, dem Hexenritt. Thomas Dorsch bemüht sich, die Lautstärke niedrig zu halten, so daß das Verhältnis der eher geringen Stimmvolumen der Sänger zum Orchester ausgeglichen bleibt. Den musikalischen Höhepunkt – neben dem innig musizierten Abendgebet – bildet der Abschlußchor, in dem die gut präparierten Kinder und Jugendlichen des Chores ihre Stimmen strahlen lassen: Wenn die Not aufs Höchste steigt, Gott der Herr die Hand uns reicht. Paul Bradys (Vater) Bariton füllt die Halle im Unterschied zu der eher verhalten singenden Marcia Parks (Mutter), die ihrer Rolle als arme und überforderte Mutter auch nicht nachkommen kann. Bradys Artikulation war darüberhinaus ausgezeichnet. Katerina Hebelkova (Hänsel) und Mareke Freudenberg (Gretel) spielen zwei Jugendliche, ihre Stimmen und Bewegungen wirken zeitweise sicher und zeitweise unsicher. Es fehlt ihrem Gesang an Lyrik, im Duett klingen die beiden am besten. Mit Michael J. Pegher ist die Knusperhexe nicht gerade optimal besetzt. Die angedeuteten Tanzschritte wirken komisch und sein Gesang undeutlich. Ingela Onstad (Sand- und Taumännchen) bewegt sich und steht etwas verloren auf der Bühne, singt ihre Parts jedoch überzeugend.
Fazit
Diese Märchenoper ist deplaziert in einer Werkshalle. Die Figuren in dem dichten, labyrinthischen Wald wirken schauspielerisch wie musikalisch recht beliebig und lassen eher Fragen als eine schaurige oder romantische Atmosphäre entstehen. Das Publikum klatscht höflich.
Carola Jakubowski
Bild: Andreas Etter
Das Bild zeigt: Katerina Helbelkova (Hänsel), Mareke Freudenberg (Gretel), Michael J. Pegher (Knusperhexe)