München, Staatstheater am Gärtnerplatz – I MASNADIERI

von Giuseppe Verdi, Oper in vier Akten, Libretto von Andrea Maffei nach dem Drama
Die Räuber von Friedrich Schiller, UA: 22. Juli 1847 in Her Majesty’s Theatre, Haymarket, London
Regie: Thomas Wünsch, Bühnenbild/Kostüme: Heiko Mönnich, Licht: Wieland Müller-Haslinger, Dramaturgie: Sonja Westerbeck
Dirigent: Henrik Nánási, Orchester, Chor und Extrachor des Staatstheaters
Choreinstudierung: Hans-Joachim Willrich
Solisten: Guido Jentjens (Massimiliano), Zurab Zurabaishvili (Carlo), Mikael Babajanyan (Francesco), Elaine Ortiz Arandes (Amalia), Adrian Xhema (Arminio), Holger Ohlmann (Moser), Florian Simson (Rolla)
Besuchte Aufführung: 15.3.2008 (Premiere)

Kurzinhalt
i-masnadieri.jpgCarlo, der Sohn des Grafen Massimiliano Moor, ist des Lebens im Kreise der Räuberbande der er sich angeschlossen hat; überdrüssig und will an den Hof des Vaters zu seiner Geliebten Amalia zurück. Als er einen Brief erhält, in dem sein Vater ihn verstößt verwirft er diesen Gedanken und läßt sich zum Anführer der Räuber ernennen. In Wahrheit stammt der Brief jedoch von seinem machtgierigen Bruder Francesco, der sich an seinem bevorzugten Bruder rächen will. Seinem Vater und Amalia erzählt Francesco, daß Carlo gefallen sei, woraufhin der alte Graf Massimiliano tot zusammenbricht.
Als Amalia an dessen Grab betet gesteht ihr Francescos Diener Arminio, daß sowohl der Graf als auch ihr Geliebter Carlo am Leben seien. Sie weist den werbenden Francesco zurück und flieht. Im Wald trifft sie zufällig auf Carlo. Als dieser erfährt was geschehen ist, will er sich an seinem Bruder rächen, verschweigt das aber Amalia. Er sendet seine Räuberbande nach Francesco aus. Dieser kann ihnen entkommen, die statt seiner Amalia herbeischleppen. Um ihr ein Leben in Schande zu ersparen ersticht Carlo seine Geliebte und verläßt die Räuber, um sich zu stellen.
Die Aufführung
Für die Münchner Erstaufführung der selten gespielten Oper holte Intendant Peters erstmals mehrere Gastsolisten ans Gärtnerplatztheater, was sich ebenso als Glücksgriff herausstellen sollte, wie die Aufführung in italienischer Originalsprache. Das Regieteam um den Verdi erfahrenen Thomas Wünsch siedelte die Handlung in den kaputten Stahlträgern eines Wolkenkratzers aus dem Jahr 2056 an, welcher zusammen mit einigen Fragmenten der Freiheitsstatue das Einheitsbühnenbild darstellt. Die Ruine auf der Bühne ist gleichzeitig Sinnbild für den zerrütteten Zustand der Gesellschaft in Verdis Oper – eine Idee, die sich nicht unbedingt aufdrängt, den Kern der Oper jedoch stimmig darzustellen vermag. Wünsch gelingen so mit einfachen Mitteln viele starke Bilder. Stark auch die Personenführung: selbst in den großen Massenszenen kommt es durch die geschickte, aber dennoch nie übertriebene Choreographie nicht zu einem oratorienhaften Stehtheater, wie es bei Verdi-Aufführungen allzu oft zu beobachten ist. Henrik Nánási und das Gärtnerplatzorchester lieferten dazu dramatischen, energiegeladenen, wenngleich bisweilen sehr lauten Verdi-Sound aus dem Graben. So wurde deutlich, daß die dramaturgisch eher konventionelle Oper musikalisch durchaus in die Zukunft weist. Von den Sängern erbrachte Mikael Babajanyan das stimmigste Rollenportrait. Mit kernigem Bariton und großartigen darstellerischen Fähigkeiten war er ein idealer Francesco. Überzeugend auch der noble Baß des Bayreuth erfahrenen Guido Jentjens und der Carlo von Zurab Zurabaishvili, dessen Timbre ungemein an Neil Shicoff erinnert. Einziger Wermutstropfen bei Zurabaishvili waren einige Intonationsprobleme, vor allem im großen Duett mit Amalia. Ensemblemitglied Elaine Ortiz Arandes hat einen schweren Stand gegen die hervorragenden Gäste und stößt in der Partie der Amalia mit flackernder Stimme an ihre Grenzen. Ihr Gestaltungswille und die scheinbar unendliche Klangfarbenpalette ließen den Abend trotzdem auch für sie zu einem Erfolg werden. Die Nebenrollen waren sehr gut aus dem Ensemble besetzt. Großer Beifall für alle Beteiligten!
Fazit
Es muß nicht immer die große Staatsoper in München sein! Wie der Abend am Gärtnerplatztheater zeigt gibt es auch an kleineren Häusern große Oper!

Christoph Lang
Bild: Ida Zenna, Das Bild zeigt Elaine Ortiz Arandes als Amalia

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