AIDA – Köln, Oper

von Giuseppe Verdi (1813-1901), Oper in vier Akten, Text von Antonio Ghislanzoni nach einem Szenarium von Auguste Mariette, UA: 1871 Kairo

Regie: Johannes Erath, Bühne: Kaspar Glarner, Kostüme: Christian Lacroix, Licht: Johannes Erath und Nicol Hungsberg, Dramaturgie: Francis Hüsers, Birgit Meyer

Dirigent: Will Humburg, Gürzenich-Orchester Köln, Chor und Extrachor der Oper Köln, Einstudierung: Andrew Ollivant

Solisten: Hui He (Aida), Jovita Vaskeviciute (Amneris), Kathleen Parker (Sacerdotessa), Scott MacAllister (Radamès), Samuel Youn (Amonasro), Mikhail Kazakov (Ramfis), Wilfried Staber (König) u.a.

Besuchte Aufführung: 15. Januar 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Es herrscht Krieg zwischen Ägypten und Äthiopien. Aida, die Tochter des äthiopischen Königs Amonasro befindet sich in ägyptischer Gefangenschaft, wo sie sich in den ägyptischen Feldherrn Radamès verliebt. Auch die Pharaonentochter Amneris liebt Radamès und erkennt in Aida ihre Rivalin. Radamès selbst empfindet tiefe Gefühle für Aida, muß aber gegen ihr Volk in den Krieg ziehen. Nach dem Sieg über Äthiopien hofft er, Aida heiraten zu können, jedoch soll er als Lohn Amneris bekommen und selbst König von Ägypten werden. Während eines Treffens mit Aida entlockt sie ihm einen geheimen Kriegsplan, ohne zu wissen, daß sie von ihrem Vater und seinem Gegner Amonasro belauscht wird. Als letzterer triumphierend aus seinem Versteck heraustritt, ahnt Radamès, was er getan hat: Kriegsverrat, auf den eine harte Strafe steht: Radamès soll bei lebendigem Leibe eingemauert werden. Als der letzte Stein gesetzt wird, sieht er Aida, die sich ebenfalls heimlich in die Gruft geschlichen hat und mit ihm in den Tod gehen will. Gemeinsam nehmen beide Abschied vom irdischen Leben.

Aufführung

Wer ägyptische Pyramiden als Bühnenbild erwartete, der wurde enttäuscht: Von Ägypten gab es keine Spur, abgesehen von einer umgekippten Palme, die zwischenzeitlich auf der Bühne zu sehen waren. Das Bühnenbild war überwiegend äußerst schlicht gehalten, so daß man sich oftmals Dinge hinzudenken mußte. Es dominierte ein großer schwarzer Raum. Der ägyptische Pharao erschien als gebrechlicher katholischer Priester, der stets von etlichen Geistlichen in lila (als Farbe der Buße) Gewänder umgeben war. Aida selbst trug ein hellblaues Gewand. In der letzten Szene, die in einem großen schwarzen kahlen Raum spielte, sah man Amneris im weißen Gewand als Geist durch den Raum taumeln, das Liebespaar beobachtend, ehe sie aus einer Seitentür verschwindet. Aida und Radamès sterben auf dem Boden liegend Hand in Hand.

Sänger und Orchester

Wie schon bei mehreren Premieren in dieser Spielzeit der Fall gab es auch an diesem Abend eine musikalische Meisterleistung zu erleben. Alle Sänger präsentierten sich mit großem Stimmvolumen und dramatischem Ausdruck. Allen voran ist die Sopranistin Hui He in der Rolle der Aida zu nennen. Äußerst stimmgewaltig und mit einer herausragender Technik sowie einem guten Gespür für dynamische Nuancen meisterte sie die Rolle grandios. Ihre Stimme verlor auch in hohen Lagen nichts an Klarheit. Sie hätte der Star des Abends sein können, wäre da nicht die ebenfalls noch junge Mezzosopranistin Jovita Vaskeviciute in der Rolle der Rivalin Amneris an ihrer Seite gewesen. Ihr farbenreicher Mezzosopran beeindruckte. Samuel Youn (Amonasro) gab einen stimmlich starken und klangschönen Amonasro, wofür er zu Recht reichlich Applaus bekam. Scott Mac Allister (Radamès) zeigte eine mächtige und der Rolle angemessene Stimme, wobei sie jedoch in den sehr lauten Passagen etwas an Farbe verlor. Über längere Zeit hinweg wirkte seine Stimmgebung hier und da leicht gepreßt und zugeschnürt. Wilfried Staber (König) gefiel durch einen sauberen, klaren und ausdrucksstarken Baß.

Will Humburg dirigierte mit großen Gesten, energisch und schwungvoll. Das auftrumpfende Gürzenich-Orchester folgte seinen deutlichen Anweisungen. Nie wirkte die Musik gehetzt, oftmals zügelte er nämlich das Tempo etwas, wodurch sich ein feinfühliger und differenzierter Klang ergab. Einzig das Gloria all’Egitto, ad Iside – Ruhm für Ägypten und Isis am Ende des zweiten Akts kam eine Spur zu schnell daher, wodurch das gesamte musikalische Gebilde ein wenig ins Wanken geriet. Eine insgesamt starke Leistung zeigte der Kölner Opernchor.

Fazit

Die musikalische Leistung war derart überzeugend, daß der Abend einfach ein Erfolg werden mußte. Die Reaktion des Publikums war positiv, jedoch nicht euphorisch. Szenenapplaus gab es nur selten. Beim Erscheinen des Regieteams blieb das Publikum neutral, nur sehr vereinzelt gab es Bravo-Rufe.

Roman Bonitz

Bild: Karl Forster

Das Bild zeigt: Wilfried Staber (Der König)

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