SALOME – Kiel, Theater

von Richard Strauss (1864–1949), Musikdrama in einem Aufzug, Libretto: Oscar Wilde, in der deutschen Übertragung von Hedwig Lachmann; UA: 9. Dezember 1905 Dresden

Regie: Silvana Schröder, Ausstattung und Video: Andreas Auerbach, Dramaturgie: Ulrich Frey
Dirigent: Georg Fritzsch, Philharmonisches Orchester Kiel

Solisten: Ks. Wolfgang Schmidt (Herodes), Daniela Denschlag (Herodias), Agnieszka Hauzer (Salome), Ralf Lukas (Jochanaan), Yoonki Baek (Narraboth) u.a.

Besuchte Aufführung: 22. Januar 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Die schöne Prinzessin Salome entflieht dem Bankett ihres Stiefvaters Herodes, der ihr aufdringliche Blicke zuwirft. Draußen trifft sie auf Narraboth, der für die Prinzessin schwärmt. Doch Salomes einziges Interesse gilt dem in einer Zisterne gefangenen Propheten Jochanaan. Sie nutzt Narraboths Verliebtheit, so daß dieser die Zisterne trotz des Verbotes des Herrschers Herodes öffnet. Salome verliebt sich auf den ersten Blick in Jochanaan, weshalb sich Narraboth vor Eifersucht selbst tötet. Doch Jochanaan stößt sie zurück und verflucht sie. Tödlich beleidigt entlockt sie dem ihren verfallenen Stiefvater, ihr bedingungslos einen Wunsch zu erfüllen, wenn sie für ihn tanzt. Sie fordert das Haupt des Jochanaan. Widerwillig erfüllt Herodes ihren Wunsch und muß ansehen, wie Salome in Ekstase den abgeschlagenen Kopf küßt. Entsetzt läßt Herodes Salome töten.

Aufführung

Auf den blickdurchlässigen Vorhang wird der Mond projiziert. Das Bühnenbild wirkt kahl und minimalistisch. Der Raum ist als Halbkreis geformt und neben der Tür zu Jochanaans Verlies ist lediglich eine in grau gehaltene Sofaecke mit mehreren Stehlampen zu sehen. Die Kostüme der Darsteller sind ausschließlich in Weiß, Grau und Schwarz gehalten. Salome trägt ein weißes Kleid, Herodes von Kopf bis Fuß Leder, seine Frau Herodias einen Lederrock und eine Bluse, die Angestellten entweder gestreifte Dienerkleidung oder schwarze Anzüge. Der gefangene, verwahrloste Jochannaan sticht mit seinem knielangen, schmutzigem Hemd, seinem verwundeten Gesicht und seinen langen Haaren heraus. Erwähnenswert sind die Bild- oder Videoprojektionen an der abgerundeten Rückwand. Zunächst ist ein steifes Familienfoto zu sehen. Bei Salomes Tanz-Szene, bei der sie nur wenig tanzt und stattdessen von ihrem Vater zum Oralsex gezwungen wird, schaltet Herodes sein voyeuristisches „Salome-Programm“ an, das sie in einem Film unschuldig schlafend in ihrem Bett zeigt. Nach und nach werden ihre mehreren Decken weggezogen, und es ist Herodes Hand zu erkennen, die sich langsam zu ihr hinbewegt. Am Ende ist die Wand von Jochanaans Kopf erfüllt. Die zwei Nazarener treten in der Inszenierung vom ersten Rang aus auf und werfen Flugblätter mit Zitaten von Jochanaan ins Publikum.

Sänger und Orchester

Yoonki Baek als Narraboth verkörpert glaubhaft, wie ihn die Geschehnisse um Salome überfordern. Mit seiner sanften Stimme versucht er Salome aufzuhalten. Die bizarre, übergroße Gestalt von Daniela Denschlag als Herodias paßt zu ihrer Rolle. Jedoch ist der Einsatz ihrer Stimme manchmal allzu verhalten. Wolfgang Schmidt (Herodes) gelingt eine durch und durch Salome-besessene, „unmoralische“ Darstellung seiner Rolle. Seine Blicke sind für den Zuschauer widerwärtig und seine klare, durchdringende Stimme verleiht seinem Auftreten Glaubwürdigkeit. Ralf Lukas (Jochanaan) brilliert schon aus der Tiefe seines Verlieses heraus. Seine Stimme ist eindringlich, und der Text, den er singt, ist deutlich zu verstehen, z.B. Du bist verflucht, Salome! Agnieszka Hauzer (Salome) verkörpert die verschiedenen Facetten ihrer Rolle, so daß sie dem Zuschauer nachvollziehbar wird. Sie zeigt sich als die junge, aber doch reife Prinzessin, als das Objekt der Begierde und am Schluß als die Wahnsinnige. Auch stimmlich setzt sie diese Entwicklung ihrer Rolle um, und bei Den Kopf des Jochanaan! ist man als Zuhörer schockiert und fasziniert zugleich. Dem Orchester unter der Leitung von Georg Fritzsch gelingt die atmosphärische Untermalung des Geschehens, es ist aber zeitweise etwas zu laut für die Sänger.
Fazit

Diese Salome erlebt man schockiert, angewidert und zugleich fasziniert. Der Überfluß an Eindrücken überfordert das Publikum zunächst, doch dann entlädt sich die Spannung im tosenden Schlußapplaus.

Frederike Arns

Bild:struck-foto

Das Bild zeigt: Ks. Wolfgang Schmidt (Herodes), Agnieszka Hauzer (Salome)

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