DON GIOVANNI – Aachen, Stadttheater

von W.A.  Mozart, Oper in zwei Akten, Libretto: Lorenzo da Ponte, UA: 29. Oktober 1787, Prag

Regie: Eva-Maria Höckmayr,  Bühne: Ric Schachtebeck, Kostüme: Julia Rösler

Dirigent: Marcus R. Bosch, Aachener Sinfonieorchester und Opernchor des Theater Aachen, Choreinstudierung: Andreas Klippert

Solisten: István Kovács (Don Giovanni), Marek Gasztecki (Der Komtur), Eva Bernard (Donna Anna), Patricio Arroyo (Don Ottavio), Antonia Bourvé (Donna Elvira), Hrólfur Saemundsson (Leporello), Pawel Lawreszuk (Masetto),  Michaela Maria Mayer (Zerlina)

Besuchte Aufführung: 25. Februar 2011( B-Premiere)

Kurzinhalt

Don Giovanni ist ein Frauenheld ohne Skrupel. In Verkleidung versucht er Donna Anna, die Verlobte Ottavios zu verführen. Ihr Vater, der Komtur kämpft mit ihm und wird erstochen. Als Donna Anna herausfindet, daß Don Giovanni der Mörder ihres Vaters ist, plant sie Rache. Donna Elvira, eine Verflossene Don Giovannis, kommt Don Ottavio und Donna Anna zur Hilfe. Auf Don Giovannis Maskenfest schließen die drei einen Bund. Als er versucht, das Bauernmädchen Zerlina, Masettos Braut, zu verführen, kommt es zum Eklat. Nun schließt sich auch das Bauernpaar den Rächern an. Doch auch das hält Don Giovanni nicht auf. Er tauscht mit seinem Diener Leporello die Rollen, und hintergeht alle Beteiligten. Die Statue des toten Komturs sucht Don Giovanni heim und fordert ihn auf sein Leben zu ändern. Doch dieser bleibt bis zum letzten Moment uneinsichtig. Don Giovanni wird hinuntergezogen in die Tiefen der Hölle.

Aufführung

Eine karges Einheitsbühnenbild eröffnete die Szene: ein offener quadratischer Bau in altrosa war in der Mitte aufgebaut. An den Seiten waren eine Reihe von Klapptüren angebracht, durch welche die Sänger ein- und austreten konnten. Das sorgte für Lebendigkeit und richtete den Fokus ganz auf die Handlung. Don Giovanni verkörperte den galanten Draufgänger in Anzug mit rotem Hemd und Mantel mit Pelzkragen. Die Kostüme waren insgesamt elegant und zeitlos. Vor allen Dingen die Frauen verkörperten starke Charaktere: Donna Elvira als verführerische Diva mit Kleopatrafrisur und satinblauem Minikleid, Donna Anna damenhaft und selbstbewußt im kleinen Schwarzen und Zerlina mädchenhaft keck (im zweiten Akt zog sie ihr Brautkleid  aus und stolzierte im Unterkleid über die Bühne). Insgesamt war die Inszenierung zurückhaltend, dafür lag der Fokus auf der musikalischen Darbietung.

Sänger und Orchester

Aus dem vorzüglichen Sängerensemble sei István Kovács (Don Giovanni) erwähnt, der kurzfristig für die Rolle einsprang, da die erste Besetzung erkrankt war. Er paßte rein optisch schon hervorragend durch sein mediterranes Aussehen (schwarzes Haar und „machohafter“ Bart) in die Rolle. Sehr temperamentvoll sang er den Don Giovanni mit dynamischem Bariton. Sein Diener, gespielt von Hrólfur Saemundsson (Leporello), bildete den komischen Kontrast zu seinem Herrn. Er brillierte mit einem kraftvollen und satten Baß, wenn auch seine Kostümierung eher irritierte – mit einer Mütze und einem Ripphemdchen unter der Lederjacke erinnerte er an einen Bettler. Die Damen des Abends zeigten sehr unterschiedliche Facetten. Eva Bernard (Donna Anna) bestach durch ihr damenhaftes Auftreten, das von einem dramatischen Timbre ihres metallischen Soprans unterstützt wurde. Antonia Bourvés (Donna Elvira) Sopran war eher klar und weich und unterstrich das Wesen der verzweifelten Verliebten ausgenommen gut. Michaela Maria Mayer (Zerlina) fiel auf durch einen lyrischen Sopran, der in den Höhen schimmerte und so der Rolle der Zerlina etwas Unschuldiges und zugleich Freches verlieh. Im Zusammenspiel sorgten die Stimmen für einen ausgewogenen Klang und ergaben eine sehr gute Mischung. Bei den Männern konnte Patricio Arroyo (Don Ottavio) durch seinen zarten, fast zerbrechlichen Tenor einen Gegenpart zu den starken Baß- und Baritonstimmen bilden. Ein gesangliches Highlight war der kurze aber intensive Auftritt von Marek Gasztecki (Der Komtur). Sein Erschütterung hervorrufender Baß hallte in den Ohren der Zuschauer nach und erzielte die unheimliche Wirkung des Komturs – dies wurde allerdings auch durch eine technische Verstärkung hervorgerufen. Leider war sein Aussehen etwas flach: ein weißgeschminktes Gesicht mit Hut und schwarzem Anzug reichte nicht aus um die Assoziation zu einem Geist zu wecken. Doch die Musik konnte diesen dramatischen Höhepunkt unterstreichen. Unter der Leitung von Marcus R. Bosch zeigte das Orchester wie gewohnt seine Flexibilität, Es wurden die richtigen Tempi genommen und Lautstärke überdeckte nicht die Sänger. Das Zusammenspiel mit den Sängerensembles harmonierte perfekt.

Fazit

Durch ein Aufgebot an hervorragenden Sängern wurde die Aufführung musikalisch zum absoluten Genuß, der Inszenierung fehlte es aber an originellen Einfällen. Vor allem der dramatische Höhepunkt am Ende der Oper wurde nicht genug hervorgehoben. Das Ensemble spielte und sang mit Bravour. Auch das Publikum nahm dies so wahr und applaudierte ausgelassen für die Sänger und das Orchester.

Melani Joannidis

Bild: Wil van Iersel

Das Bild zeigt: Eva Bernard (Donna Anna), Patricio Arroyo (Don Ottavio)

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