AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY – Köln, Oper

von Kurt Weill (1900-1950), Oper in drei Akten, Libretto: Bertolt Brecht, UA: 09. März 1930 Leipzig

Regie: Katharina Thalbach, Bühne: Momme Röhrbein, Kostüme: Angelika Rieck, Beleuchtung: Nicol Hungsberg, Dramaturgie: Wenka von Mikulicz

Drigent: Lothar Koenigs, Gürzenich Orchester, Chor der Oper Köln, Einstudierung: Andrew Ollivant

Solisten: Dalia Schaechter (Leokadja Begbick), Martin Koch (Fatty, der „Prokurist“), Dennis Wilgenhof (Dreieinigkeitsmoses), Regina Richter (Jenny), Matthias Klink (Jim Mahoney), John Heuzenroeder (Jack O‘ Brien), Miljenko Turk (Bill), Wolf Matthias Friedrich (Joe), Alexander Fedin (Tobby Higgins) u.a.

Besuchte Aufführung: 23. März 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Die drei Ganoven Leokadja Bebbick, Dreieinigkeitsmoses und der „Prokurist“ Fatty beschließen, mitten in der Wüste eine Stadt mit dem Namen Mahagonny zu gründen. Zweck der Stadt soll es sein, den Goldgräbern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Schon bald kommen die ersten neuen Bewohner der Stadt an, unter ihnen auch die Hure Jenny und der Holzfäller Jim Mahoney. Eines Tages bedroht ein Taifun die Stadt und ihre Bewohner fürchten ihren Untergang. Jim verkündet in seiner Todesangst ein Gesetz, daß jeder nun das tun dürfe, was ihm Spaß macht. In der Praxis heißt das: Fressen, Liebe, Kämpfen und Saufen. Nachdem der Sturm an der Stadt vorbeigezogen ist, herrscht völlige Anarchie. Nur eines gilt als Verbrechen: kein Geld zu haben. Dies bekommt nun gerade Jimmy zu spüren, der angibt die Zeche nicht zahlen zu können. Niemand ist bereit, ihm zu helfen. Ein äußerst zweifelhaftes Gericht verurteilt ihn zu Tode.

Aufführung

Vor dem Beginn der Aufführung sieht man rechts und links von der Bühne zwei große Leinwände, auf denen zunächst ein großes „Wanted-Schild“ eingeblendet ist. Gesucht werden Leokadja, Fatty und Dreieinigkeitsmoses wegen Betrug. Über den beiden Leinwänden sind Lautsprecher angebracht, durch die der von Brecht und Weill vorgesehene Erzähler den Verlauf der Handlung dem Publikum lautstark entgegen brüllt. Nach dem Öffnen des Vorhangs sieht man eine Wüste, die einst ein Meer war. Leokadja, Fatty und Dreieinigkeitsmoses kommen mit einem Auto aus der Vorkriegszeit hineingerollt. Die Handlung nimmt ihren Lauf und, nachdem die neuen Bewohner der Stadt angekommen sind, wird dem Publikum Brechts episches Theater verdeutlich. Auf den beiden Leinwänden gibt es die Inschriften wie Singen verboten! Machen Sie keinen Krach! Benehmen Sie sich!!!!. Nach der Pause sieht man ein neues Bühnenbild. Hauptort der Handlung ist ein nun in der Wüste gestrandetes und abgewracktes Schiff, das sich in einer großen Schräglage befindet. Als Jim nach der „großen Sause“ die Zeche nicht zahlen kann, wird er neben dem Schiff auf ein Podest gebunden, hochgefahren und vom Oberdeck aus erschossen.

Sänger und Orchester

Musikalisch war der Abend äußerst hochwertig. Ausfälle waren nicht zu beklagen. Schon zum Beginn bei Leoskadjas erster Arie im ersten Akt wird deutlich, daß ihre Interpretin Dalia Schaechter eine beeindruckend große und farbenreiche Stimme vorweisen kann. Martin Koch (Fatty) bot eine klare und kräftige Tenorstimme, zudem war seine Aussprache sehr deutlich. Auch die Rolle des Dreieinigkeitsmoses war mit Dennis Wilgenhof, der einen ausdrucksstarken Baß-Bariton präsentierte, sehr gut besetzt. Zum Held des Abends wurde jedoch Matthias Klink in der Rolle des Jim Mahoney: Neben starken schauspielerischen Leistungen fielen die zahlreich eingesetzten dynamischen Abstufungen auf, die seine Stimme besonders interessant machten. Erwähnenswert ferner die noch relativ junge Mezzosopranistin Regina Richter, die sich jedoch im gesamten Stück auf Grund ihrer Rolle nicht ganz so sehr in den Vordergrund stellen konnte. Die brillante Technik ihrer klaren und hellen Stimme, durch die sie jeden Takt mühelos meisterte, bleibt im Gedächtnis haften. Ein kleiner Makel in der Aufführung war jedoch der allseits bekannte Alabama Song aus dem ersten Akt, der deutlich zu blaß herüber kam. Lothar Koenigs dirigierte das rhythmisch nicht immer einfache Stück äußerst souverän mit einem klaren, breiten und unaufgeregten Dirigat.

Fazit

Großer, wenn auch nicht überwältigender Beifall in der ausverkauften Kölner Oper. Applaus auch für das Regie-Team um Regisseurin Katharina Thalbach. Als junge Frau war sie Schülerin von Brechts Frau Helene Waigel und später im Berliner Ensemble tätig. Daß sie sich mit Brecht gut auskannte, merkte man von der ersten bis zur letzten Minute. Eine überzeugende Vorstellung!

Roman Bonitz

Bild: Paul Leclaire

Das Bild zeigt: Matthias Klink (Jim Mahoney ), der kurz vor seinem Tod steht, re. Regina Richter (Hure Jenny)

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