von Antonin Dvořák, (1841-1904), Lyrisches Märchen in drei Akten, Libretto: Jaroslav Kvapil nach verschiedenen Vorlagen (F.H. de la Motte Fouquet, H. Chr. Andersen u. J.R. Hauptmann)
UA: 31. März 1901 Prag, National Theater
Regie Mark Daniel Hirsch, Bühne: Helmut Stürmer, Kostüme: Dieter Hauber, Karin Stephany, Licht: Max Karbe, Video: Andu Dumitruscu, Choregraphie: Bärbel Stenzenberger
Dirigent: Jaroslav Kyzlink, das Beethoven Orchester und Chor des Theater Bonn, Choreinstudierung: Ulrich Zippelius
Solistem: George Oniani (Prinz), Anjara I. Bartz (Fremde Fürstin), Irina Oknina (Rusalka), Renatus Mészár (Wassermann), Daniela Denschlag (Hexe), Boris Beletsky (Förster), Susanne Blattert (Küchenjunge), Vardeni Davidian, Kathrin Leidig, Lisa Wedekind (Drei Waldnymphen) u.a.
Besuchte Aufführung: 3. April 2011 (Premier, in tschechischer Sprache)
Die Nixe Rusalka hat sich in einen unbekannten Mann verliebt, der in ihrem See gebadet hatte. Sie bittet die Hexe Ježibabah, ihr einen Menschenkörper zu geben. Als der unbekannte Mann, ein Prinz, sie sieht, verliebt er sich sofort in sie. Bald wird er aber gewahr, daß sie ihm nicht die erwartete irdische Liebe schenken kann. Darüber hinaus ist sie auch noch stumm. Eine Fremde Fürstin kommt zum Schloß. Sie wirkt sofort auf des Prinzen Begierde, der er nachgibt. Über diese Treulosigkeit ist Rusalka zu Tode betrübt und geht zurück in ihr nasses Reich. Als dann die fremde Frau den Prinzen verläßt, sucht dieser wieder nach Rusalka. Doch als er sie wiederfindet und sie ihn küßt, muß er sterben, so waren die Bedingungen der Hexe.
Aufführung
Ein fast den gesamten Bühnenraum einnehmender viereckiger Kasten, ähnlich einem riesigen Aquarium, zeigt sich beim Öffnen des Vorhangs. Die Wände weisen Baumstämme auf, deren Äst ineinander verschlungen sind. Manchmal sind sie in graues, manchmal in blaues oder fast weißes Licht getaucht. Ein facettenreiches Bild unter Wasser wird so vermittelt. In der Bühnenmitte findet sich die Halbfigur eines bärtigen Neptuns als mit muskulösen Armen. Seitlich links befindet sich die schmale Front eines Glashauses, das im späteren Verlauf immer wieder in die Bühne hineingezogen wird, manchmal von der menschengroßen Katze, die sich mit ihren graziösen (Hinter)beinen auf hohen Stöckelschuhen einherbewegt. Aus diesem Haus kommt die Hexe (Ježibabah). Im zweiten Akt sieht man einen braungetäfelten Saal mit vielen Kronleuchtern. In der Mitte findet sich ein überreich gedecktes Büffet. Die Festgesellschaft ist äußerst bunt und ausgefallen gekleidet. Alle tragen Masken mit Ausnahme des Prinzen, der Fremden Fürstin und Rusalka. Im letzten Akt befinden wir uns wieder „unter Wasser“ im viereckigen Kasten mit dem bärtigen Wassermann.
Sänger und Orchester
Jaroslav Kyzlink, Chefdirigent des Slowakischen Nationaltheaters Bratislava (Preßburg), läßt aus dunklen Tiefen das Thema bei der Ouvertüre auftauchen, wohlklingend von den Streichern gestaltet. Die Einsätze der Blechbläser und ihr Zusammengehen mit den Sängern sind gut. Auch die Holzbläser spielen ihre Soli vorzüglich und die Harfenistin, gestaltet ihren Part perfekt. Gegen die Masse des ziemlich häufig im Fortissimo spielenden Orchesters (trotz anderer Partiturvorschriften) gehen die Sänger häufig in den Klangmasse unter. Es sind besonders die tiefen Töne, die man von den Sängern oft nur undeutlich wahrnehmen kann. In der Höhe sind die Sänger gezwungen, auch bei Pianostellen stark zu forcieren, was dem Timbre schadet. Irina Okninas (Rusalka) Mond-Arie im ersten Akt läßt ihre Stimme erblühen, doch starkes Vibrato überlagert in anderen Solostellen in den Höhenlagen ihr angenehmes Timbre. George Onianis (Prinz) Stimmführung ist gut atemgeführt, die Höhen allerdings bereiten auch ihm Probleme. Anjara I. Bartz (Fremde Fürstin) singt dynamisch auf weite Strecken lediglich Mezzoforte bis Forte und ihre Höhen schneiden nicht nur Rusalka ins Herz. Daniela Denschlag (Hexe) mit furchterregenden Kostüm und wirrem grauem Haarschopf wirkt schauspielerisch gut, aber ihre Stimme flößt Angst ein, denn sie ist hart und durchdringend. Renatus Mészár (Wassermann) liebt seine Tochter Rusalka, leider ist er ohne Einfluß bzgl. ihrer Selbstverwirklichungspläne. Die Arie: Liebt dich ein Mensch auch noch so sehr trägt er mit großer Wärme und Inbrunst vor. Susanne Blattert (Küchenjunge) und Boris Beletsky (Förster) meistern ihre Partien gut. Eine Überraschung sind die Drei Waldnymphen Vardeni Davidian, Kathrin Leidig, Lisa Wedekind. Sie sind mit ihren jeweils langen blonden Haaren kaum voneinander zu unterscheiden, doch ihr Gesang ist eigentlich ein Höhepunkt dieser Aufführung! Als letztes sei noch der Chor erwähnt, der mit seiner perfekten Gesangsleistung die Aufführung abrundete.
Fazit
Großer Applaus, besonders für den Dirigenten aber auch für das Regieteam, und das, scheint mir, zu Recht.
Dr. Olaf Zenner
Bild: Thilo Beu
Das Bild zeigt: Irina Oknina als Rusalka in ihrem nassen Element