La Gioconda – Karlsruhe, Badisches Staatstheater

von Amilcare Ponchielli (1834-1886), Dramma lirico in vier Akten, Libretto: Arrigo Boito unter dem Pseudonym Tobia Gorrio nach Victor Hugos Schauspiel Angelo, tyran de Padoue, UA 12. Februar 1880, Teatro alla Scala di Milano (der 5. Fassung):

Regie: Annegret Ritzel, Bühne: Siegfried E. Mayer, Kostüme: Annegret Ritzel/Siegfried E. Mayer, Dramaturgie: Margrit Poremba,

Retie: Christoph Gedschold, Badische Staatskapelle, Staatsopernchor und Extrachor, Choreinstudierung: Ulrich Wagner,

Solisten: Barbara Dobrzanska (La Gioconda), Anna Maria Dur (Die Blinde), Lance Ryan (Enzo Grimaldo), Konstantin Gorny (Alvise Badoero), Sabina Willeit (Laura), Walter Donati (Barnaba), Alexander de Paula (Zuàne), Gideon Poppe (Isèpo), Andrey Grabovsky (un Cantore/un’ altra voce), Jan Heinrich Kuschel (una voce), Ballettensemble des Badischen Staatstheater, Admill Kuyler (ein Tänzer), Barbara Blanche, Elisiane Büchele, Sabrina Delafield, Jussuasa Fonseca, Harriet Mills, Larissa Mota, Blythe Newman, Rafaelle Queiroz, Shiri Shai (Tänzerinnen)

Choreographie: Flavio Salamanka

Besuchte Aufführung: 9. April 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Der Inquisitionsspitzel Barnaba begehrt vergeblich die Sängerin La Gioconda. Um sich für ihre Abweisung zu rächen, klagt er ihre blinde Mutter der Hexerei an. Enzo, Geliebter der Gioconda, kommt – zurück nach Venedig und trifft – als Schiffskapitän verkleidet, auf Laura, seine frühere Geliebte. Laura, inzwischen mit Alvise verheiratet, kann die Alte vor dem Flammentod retten. Barnabas List ist gescheitert, doch erkennt er Enzo. Sich ewige Liebe schwörend bereiten Laura und Enzo ihre gemeinsame Flucht vor. Alvise, dem Barnaba das Rendezvous verraten hat, verfolgt aber das Schiff. Um sich und Laura zu retten, legt Enzo auf dem Boot Feuer. Der betrogene Alvise zwingt Laura, sich zu vergiften. Doch Gioconda kann das Gift mit einem Schlaftrunk vertauschen. Und auch Enzo rettet sie das Leben, indem sie sich Barnaba anbietet, damit dieser den Gefangenen befreit. Sobald sie das Paar glücklich vereint weiß, erdolcht sie sich vor den Augen Barnabas – daß dieser ihre Mutter hat töten lassen hört sie schon nicht mehr.

Aufführung

Wenn sich der Vorhang nach dem Vorspiel öffnet zeigen sich dem Publikum große, nach hinten ansteigende, marmorierte Stufen in einem hohen, golden schimmernden Raum. Männer in je grauem, und Frauen in je rotem Einheitsgewand schmettern den Eröffnungschor zum Fest, begleitet von Feuerwerk und Luftschlangenregen. Funkenmariechen bereichern die Feier mit ihrem Tanz. Barnaba ist dem Anlaß entsprechend mit venezianischer Karnevalsmaske ausgestattet. Auch Zuàne und Isèpo sind in opulenten Karnevalskostümen gekleidet, kontrastreich zu den einheitlichen Gewändern des Volkes und besonders der schlichten Kulisse, die für alle vier Akte gleichbleibt. Der berühmte Danza delle ore – Tanz der Stunden ist mit viel Liebe zum Detail choreographiert.

Sänger und Orchester

Walter Donati (Barnaba) verleiht seiner Rolle des intriganten Spitzels darstellerisch Authentizität, stimmlich fehlt es jedoch manchmal an der nötigen Expressivität, vor allem innerhalb der Ensemblepartien. Ebenso verhält es sich mit Konstantin Gorny (Alvise Badoero), der schauspielerisch gleichwohl einen glaubhaften machtgierigen Inquisitor gibt, sich im Ensemble aber nicht immer durchsetzen kann. Allzeit glaubhaft ist Anna Maria Dur (die Blinde), als blinde, gebrechliche Alte. Mit viel Sinn für Klangfarben interpretiert sie ihren Part mit angenehm warmem Alt. Sabina Willeit (Laura) meistert die Anforderungen an ihre Partie souverän, ihr etwas dunkel-timbrierter Sopran erweist sich als gelungen kontrastiv zum hellen, dramatischen Sopran einer ebenso fabelhaften Barbara Dobrzanska (La Gioconda). In den Spitzentönen intonationssicher wie immer, offenbart sie aber eine ungewöhnliche, hörbare Diskrepanz zwischen hoher und tiefer Lage. Lance Ryans überzeugt als Enzo Grimaldo mit seinem strahlenden, leicht metallischen, schlanken Heldentenor.

Nicht effekthascherisch, dennoch stets präsent zeigte sich das Orchester unter der feinsinnigen Führung von Christoph Gedschold, der mit großartigem Gespür und Verständnis für die Vielseitigkeit der Musik dirigierte.

Fazit

Bravo-Rufe am Ende und auch spontaner Szenenapplaus sprechen durchaus für die musikalische Darbietung der Oper, wenngleich auch die gesangliche Leistung durchwachsen war. Inszenatorisch wird nichts Neues gezeigt, geschieht prinzipiell nicht viel – eine harmlose Interpretation einer fürchterlich verzwickten Geschichte über den Triumph der Liebe zur Zeit der Inquisition.

Isabell Seider

Bild: Jacqueline Krause-Burberg

Das Bild zeigt: Barbara Dobrzanska (La Gioconda), Walter Donati, (Barnaba), Lance Ryan (Enzo Grimaldo), Opernchor

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