Parsifal – Basel, Theater

von Richard Wagner (1813-1883), Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügen, Dichtung: Richard Wagner, nach dem mittelalterlichen Epos von Wolfram von Eschenbach, UA: 1882, Bayreuth

Regie: Benedikt von Peter, Bühne: Natascha von Steiger, Kostüme: Katrin Wittig, Licht: Hermann Münzer, Video: Bert Zander, Viviane Andereggen

Dirigent: Axel Kober, Sinfonieorchester Basel, Chor und Extrachor des Theater Basel, Knabenkantorei Basel, Choreinstudierung: Henryk Polus, Markus Teutschbein

Solisten: Alfred Walker (Amfortas), Liang Li (Gurnemanz), Ursula Füri-Bernhard (Kundry), Rolf Romei (Parsifal), Stefan Stoll (Klingsor), Allan Evans (Titurel)

Besuchte Aufführung: 3. April 2011 (Premiere, in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln)

Kurzinhalt

Es ist das frühe Mittelalter. Der durch Mitleid wissend gewordene reine Tor wäre fähig, Amfortas zu retten, der in der Burg der Gralshüter regiert. Amfortas waren zwei heilige Reliquien Christi anvertraut: der Speer, der den Gekreuzigten durchstach und der Weinkelch des letzen Abendmals, der Gral. Doch ist er unheilbar krank durch die Verführung Kundrys geworden, als Klingsor ihm den Speer entwendete und damit verletzte. Er hofft dennoch auf seine Erlösung. Der alte Gralsritter Gurnemanz versucht Amfortas zu helfen. Als ein junger nichts wissender Mann einen weißen Schwan im heiligen Wald tötet, wird Gurnemanz aufmerksam und schützt ihn vor dem allgemeines Entsetzen über die Tat, doch zu herzlos erscheint ihm der Junge und er schickt ihn fort. Kundry weiß viel über diesen Mann zu berichten. Sie soll auf Klingsors Befehl hin den Jungen zu verführen. Doch ihr Kuß enthüllt Parsifal das Leiden des Amfortas. Dem standhaften Parsifal gelingt die Vernichtung von Klingsors Reich. Daraufhin wird er zum König und Gralshüter gesalbt. Parsifal befreit Amfortas von seinen Qualen und schließt seine Wunde. Bei seiner Gralsenthüllung zeigt sich eine weiße Taube vom Himmel, als Zeichen der Gnade.

Aufführung

Der Bühnenvorhang ist noch geschlossen, davor steht ein Schreibtisch. Hier hat der Autor seinen Platz, der ihm bleibt, den er manchmal verläßt um auf der Bühne mitzuwirken. Für die Dauer der Vorstellung bleibt die Bühne düster, mit drei hohen Scheinwerfer-Türmen bestückt, die manchmal Licht spenden. Darauf werden hin und wieder Gegenstände wie der Gral oder die Blumen abgestellt. Der Gral und später auch der Speer werden in die Höhe befördert, wo sie, durch zusätzlich kleinere bewegliche gelbe Leuchter, hell beleuchtet werden. Zum Vorspiel des zweiten Aufzugs ist der Zuschauerraum noch eine Weile hell beleuchtet, es regnet und gluckert auf dem hinteren Teil der Bühne. Durch die geöffnete Türe schaut man auf ein gewöhnliches Dorf. Die Kostüme sind in zeitgenössischer Manier, Parsifal trägt eine Ritterrüstung. Die Blumenmädchen tragen aufgesetzte Rockimitationen. Viele Blumen überschwemmen einen Teil der Bühne. Ein brennender Stuntman zeigt sich am Ende des zweiten Aufzugs. Etwas Schneefall und Wolkentreiben sorgt für Stimmung. Mit großen Besen werden Blumen und Schneeflocken in die Bodenlücken gekehrt, dies aber zu der Musik der Karfreitagsverwandlung.

Sänger und Orchester

Das Sinfonieorchester Basel spielte unter der Leitung von Axel Kober mit einem satten dynamischen Klang, doch ließ er ausreichend Raum für die Stimme: die Klangbalance war ausgewogen. Leicht zu verstehen waren Sänger und Chöre. Rolf Romei (Parsifal) trat erst mit dem großen weißen Schwan auf, verführerisch in Unterwäsche und mit langen hellen Haaren, nicht weniger bezaubern in der edlen Rüstung. Stimmlich klar und mit guter Intonation war er ein überzeugender Retter, Beispiel: Zu ihm, des tiefe Klagen (3. Aufzug). Der kranke Amfortas wurde von Alfred Walker nicht nur gut gesungen, sondern sein Leiden war geradezu nachzuvollziehbar. Mit viel Wärme gestaltete er Recht so! Habt Dank! (1. Aufzug). Die große Rolle des Gurnemanz sang Liang Li durchdringend und zugleich erquickend. Die wilde natürliche Rauheit und ein tiefes Gehorsam, Müdigkeit und Sinnlichkeit wechselten sich ab in Usula Füri-Bernhards Darstellung von Kundry. Ihre angenehm geschmeidige dunkle Stimme mit vielen emotionalen Höhepunkten brillierte vor allem im zweiten Aufzug. Stefan Stoll stellte einen mächtigen Klingsor auf die Bühne.

Fazit

Basel feierte die Premiere des Parsifal mit viel Applaus für die spielerische und musikalische Leistung. Das Regie Team erntete dagegen auch Buh-Rufe. Starke Farb- und Lichteffekte des Foyer-Spektakels in den Pausen weckten höhere Erwartungen der Zuhörerschaft, als das was man auf der kaum eingerichteten Bühne wahrnehmen konnte.

Ruta Akelyte Hermann

Bild: Tanja Dorendorf/T+T Fotografie

Das Bild zeigt:  links Usula Füri-Bernhard (Kundry) und Rolf Romei (Parsifal)

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