Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein – TIEFLAND

Von Eugen d’Albert (1864-1932), Musikdrama in einem Vorspiel und zwei Aufzügen, Libretto von Rudolf Lothar nach einer Dichtung von Angel Guimerà, UA: 15. November 1903
Regie: Elmar Fulda, Bühne/Kostüme: Florian Parbs
Dirigent: Hans Wallat, Düsseldorfer Symphoniker, Opernchor, Einstudierung: Christoph Kurig
Solisten: Stefan Heidemann (Sebastiano), Alfred Kuhn (Tommaso), Ludwig Grabmeier (Moruccio), Carol Wilson (Marta), Lisa Griffith (Pepa), Stephanie Woodling (Antonia), Monique Simon (Rosalia), Alfons Eberz (Pedro), Martin Koch (Nando), Netta Or (Nuri)
Besuchte Vorstellung: 9. Mai 2008 (Premiere)

Kurzinhalt

duesseldorf-tiefland.jpgDer Schäfer Pedro lebt zurückgezogen in den Bergen. Sein einziger Wunsch ist es, eine Ehefrau zu bekommen. Dieser Wunsch scheint sich zu erfüllen, als Sebastiano, der Herr über alle Ländereien, seine Ziehtochter Marta zu Pedro bringt und die beiden verheiraten will. Er begibt sich ins Tiefland um Marta zur Frau zu nehmen. Aber Marta, die seit Jahren Sebastianos Geliebte ist, fleht ihren Herrn an, sie vor einer Hochzeit mit Pedro zu bewahren. Sebastiano zeigt sich unbarmherzig.

Währenddessen erzählt der Knecht Moruccio dem Dorfältesten Tommaso, was Sebastiano in Wahrheit mit der Hochzeit zwischen Marta und Pedro bezweckt: er will Marta in eine Scheinehe drängen, um eine reiche Frau heiraten zu können. Tommaso stellt bei einer Unterredung mit Sebastiano fest, daß Moruccio recht hat. Eines Tages lauert Sebastiano Marta, die inzwischen mit Pedro verheiratet ist, in ihrem Zimmer auf. Doch Marta weist seine Annäherungen zurück. Tommaso offenbart sie, daß sie Pedro liebt, aber Angst hat, ihm die ganze Wahrheit zu sagen. Tommaso macht ihr Mut. Nach Martas „Beichte“ will Pedro zurück in die Berg. Marta bittet ihn inständig zu bleiben. Pedro kann Marta beschwichtigen und will sie nun in die Berge mitnehmen. Auf dem Weg dorthin begegnen sie Sebastiano, dessen Heirat mit der reichen Frau Tommaso verhindert hat. Pedro stürzt sich auf ihn und erwürgt ihn. Pedro und Marta können nun in die Berge gehen.
Vorbemerkung
Bei dieser Oper handelt es sich um eine veristische Opern in Deutschland. Der Verismo (von vero-wahr) war ein Opernstil zwischen 1890-1910 und italienischen Ursprungs. Es gibt auch Einflüsse Wagners, da sich d’Albert der Leitmotivtechnik bedient. Tiefland ist d’Alberts bekannteste Oper, wird aber mittlerweile auch nur noch selten aufgeführt.
Aufführung
Durch eine schlichte Bühnengestaltung, die auf romantische Details verzichtete, setzte die Düsseldorfer Inszenierung ganz auf den naturalistischen Charakter des Stückes. Das Hochland wurde aufgegriffen durch Holzplatten, die auf dem Boden verteilt lagen, sowie einem Zelt auf der rechten Seite. Im Vordergrund brannte ein Feuer, im Hintergrund leuchtete ein Sternenhimmel.
Das Tiefland wurde durch eine Art Guckkasten versinnbildlicht. Er erinnerte an das Innere eines modernen Konferenzraumes, verkleidet mit hellen Holztäfelungen. Besondere Effekte erzielte die Bühnenkonstruktion am Ende, als sich der Boden anhob und der Raum sozusagen zusammenfaltete, so daß die Sänger in der Schräge agieren mußten.
Die Kostüme paßten sich der Umgebung weitestgehend an. Die beiden Schäfer, gespielt von Alfons Eberz und Martin Koch, erinnerten in ihrer Kleidung an moderne Tramper. Stefan Heidman (Sebastiano) und Carol Wilson (Marta) waren elegant gekleidet. Ein wenig aus dem Konzept fielen allerdings die Dorfbewohner in ihren blauen Arbeitsanzüge und Helm.
Die direkte Gegenüberstellung des Berglandes und der Ebene wurden in dem Stück besonders in den Vordergrund gestellt. Dieser Unterschied, der schon in der Musik zu spüren war, wurde durch die Inszenierung noch deutlicher. Die Bewegungen und Handlungen auf der Bühne aller Mitwirkenden war absolut hervorragend, und soll hier besonders erwähnt werden. Besonders Lisa Griffith (Pepa), Stephanie Woodling (Antonia) und Monique Simon (Rosalia) schafften es durch ihre extrovertierte Art, die Verlogenheit und das Getratsche der Dorfbewohner zu charakterisieren. Ebenso gelang es der Amerikanerin Carol Wilson durch eine sehr wandelbare Gestik und Mimik, ihrer Rolle den nötigen Tiefgang zukommen zu lassen. Besonders beeindruckend war aber Stefan Heidmann, der sich als perfekte Besetzung für die Rolle des Sebastianos entlarvte. Seine Bühnenpräsenz und sein offensives Schauspielen machten es nicht schwer, seine Machtbesessenheit zu durchschauen.
Auch musikalisch ließ der Abend nur wenige Wünsche offen. Nach kleinen Startschwierigkeiten, bei denen die hohen Töne zunächst etwas zaghaft kamen, entpuppte sich Alfons Eberz (Pedro) glasklarer, metallischer Tenor, die sich perfekt der Stimmung anpaßte, als wahrer Genuß. Auch Carol Wilsons (Marta) kräftiger Sopran, der durch ein warmes Timbre sehr zerbrechlich wirkte, verlieh ihrer Rolle sehr viel Ausdruck.
Stefan Heidemann markierte den herrschsüchtigen, unsympathischen Sebastiano nicht nur schauspielerisch perfekt, sondern auch gesanglich. Sein schmetternder Bariton, den er sehr akzentuiert und ausdrucksvoll einsetzte, unterstütze die Falschheit Sebastianos zusätzlich. Etwas enttäuschend war Alfred Kuhn (Tommaso), der mehr sprach als sang.
Schade war auch, daß die Forti des Orchesters nicht genug zurückgenommen wurde. An einigen Stellen wurde der Gesang durch die Instrumentalmusik überlagert. Ansonsten wurde aber auch hier unter der Leitung von Hans Wallat musikalisch höchstes Niveau geboten.
Fazit
Eugen d’Alberts einzigartige Oper wurde der Vorlage entsprechend gut inszeniert. Der veristische Charakter der Oper kam dabei besonders zur Geltung. Nicht zu vergessen sind die großartigen Stimmen, die letztendlich den Erfolg ausmachten.
Melanie Joannidis
Bild: Deutsche Oper am Rhein

Veröffentlicht unter Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein

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