von Jacques Offenbach (1819-1880), Operette in zwei Akten, Libretto: Hector Crémieux in deutscher Übersetzung von Ludwig Kalisch, UA: 1858, Paris, Théâtre des Bouffes-Parisiens
Regie: Tom Ryser, Bühne: Stefan Rieckhoff, Kostüme: Stefan Rieckhoff, Licht: Bernhard Oesterle, Dramaturgie: Heike Müller-Merten, Dominica Volkert
Dirigent: Jimmy Chiang, Orchester: Philharmonisches Orchester Freiburg, Opernchor des Theater Freiburg, Choreinstudierung: Bernhard Moncado
Solisten: Roberto Gionfriddo (Orpheus), Lini Gong (Eurydike), Christoph Waltle (Pluto), Christian Voigt (Jupiter), Marie Bonnet (Juno), Victor Calero (Merkur), Sally Wilson (Cupido), Sang Hee Kim (Venus), Anna Baxter (Diana), Alejandro Lárraga Schleske (Mars), Ullo von Peinen (Hans Styx), Moritz Knapp (Die öffentliche Meinung)
Besuchte Aufführung: 28. Mai 2011 (Premiere)
Das antike Ehepaar Orpheus und Eurydike hat sich auseinandergelebt. Beide haben jeweils einen anderen Liebhaber. Eurydikes Partner entpuppt sich als Pluto, Gott der Unterwelt, der sie gerne mit sich nehmen möchte. Sie willigt ein. Orpheus ist begeistert über seine neue Freiheit. Doch da tritt Die öffentliche Meinung auf und zwingt ihn, sich auf den Olymp zu begeben, um Götterherrscher Jupiter darum zu bitten, ihm Eurydike zurückzugeben. Jupiter willigt ein. Alle Götter machen sich auf in die Unterwelt und feiern dort eine Party. Hierbei werden Eurydike und Jupiter inflagranti erwischt. An sein Versprechen gebunden, stellt er Orpheus die Bedingung, er bekomme Eurydike nur zurück, wenn er sich auf dem Rückweg nicht umdrehe. Weil Orpheus sich daran hält, schleudert Jupiter einen Blitz, so daß Orpheus sich doch umdreht. Von Jupiter zur Bacchantin ernannt, macht sich die nun freie Eurydike erneut auf den Weg.
Aufführung
Das in beiden Akten prinzipiell gleichbleibende Bühnenbild stellt eine in sämtlichen Details exakte Verlängerung des Zuschauerraums dar, so den Umstand berücksichtigend, das Offenbachs Operetten immer auch Gesellschaftssatiren, beziehungsweise Spiegelbilder für das Publikum sind. In die Mitte der hinteren Bühnenwand befindet sich ein Fahrstuhl, mit dem die Figuren in den Himmel oder in die Hölle fahren. Auf dem Olymp deutet kahles Gezweig und herabfallender Schnee auf ewigen Winter hin. Die Unterwelt unterscheidet sich von der Oberwelt lediglich dadurch, daß sie mehr Raum zum Feiern bietet und ein Kronleuchter von der Decke hängt. Jupiters Verwandlung in eine Biene in der Mitte des zweiten Aktes wird lediglich angedeutet. Am Schluß erwählt sich Eurydike einen neuen Partner aus dem Publikum, mit dem sie die Bühne verläßt.
Sänger und Orchester
Sämtliche Beteiligten spielen, singen und musizieren mit jener lustvollen Leichtigkeit wie sie für das Gelingen einer Offenbachiade nötig erscheint. Allen voran die neckisch mit koloratursoubrettenhaftem Charme auftrumpfende Lini Gong, deren geschmeidiger Sopran die zahlreichen Schwierigkeiten der Partie der Eurydike spielend meistert. Ähnlich schalkhaft gibt sich Roberto Gionfriddo (Orpheus), der zwar weniger zu singen hat, seinen Part aber buffonesk und mit stimmlicher Plastizität versieht. Christoph Waltles sympathisch dämonischer Pluto singt sowohl auf deutsch als auch auf französisch verständlich, klanglich fehlt es jedoch an der letzten Brillanz, vor allem in der Höhe. Sein Gegenpart Christian Voigt (Jupiter), hingegen läßt es auch stimmlich in der Rolle des Jupiters an nichts fehlen. Marie Bonnet (Juno), Victor Calero (Merkur), Sally Wilson (Cupido), Sang Hee Kim (Venus) sowie Anna Baxter (Diana) und Alejandro Lárraga Schleske (Mars) haben gesanglich selten etwas zu tun, überzeugen dafür aber schauspielerisch umso mehr und bilden ein im Ensembleklang homogen wohltönendes Göttergespann. Ähnliches gilt für Ullo von Peinen, der sich als Hans Styx gegenüber Eurydike mit wunderbar gespielter devoter Nervosität präsentiert. Die öffentliche Meinung mit dem sich noch im Kindesalter befindenden Moritz Knapp zu besetzen, erweist sich als kleiner Geniestreich. Jimmy Chiang und das Philharmonische Orchester Freiburg musizieren zwar genau und schwungvoll, doch dynamisch vielleicht etwas zu zurückhaltend. Spätestens beim populären Can Can in der Unterwelt gegen Ende läuft dann aber alles auf Hochtouren.
Fazit
Das Publikum zeigte sich von der Premiere, in der die meisten Pointen zündeten, ausnahmslos begeistert. Viel Applaus gab es auch für die an Offenbachs Original orientierte Regiearbeit. Am stärksten bejubelt wurde allerdings das Freiburger Gesangsensemble, das sich erfreulicherweise als operettentauglich erwiesen hatte.
Aron Sayed
Bild: M.KORBEL
Das Bild zeigt v.l.n.r.: Sally Wilson (Cupido), Sang Hee Kim (Venus), Alejandro Lárraga Schleske (Mars), Christian Voigt (Jupiter), und Marie Bonnet (Juno) auf dem Olymp