DIE LUSTIGE WITWE – Solingen, Theater- und Konzerthaus

von Franz Lehár (1870-1948), Operette in drei Akten, Libretto von Victor Léon und Leo Stein, UA: 30. Dezember 1905, Wien

Regie: Pascale-Sabine Chevroton, Bühnenbild: Jürgen Kirner, Kostüme: Tanja Liebermann, Dramaturgie: Ulrike Olbrich

Dirigent: Florian Frannek, Bergische Symphoniker, Opernchor der Wuppertaler Bühnen, Choreinstudierung: Jens Bingert, Statisterie der Wuppertaler Bühnen

Solisten: Susanne Geb (Hanna Glawari), Thomas Laske (Graf Danilo Danilowitsch), Dorothea Brandt (Valencienne), Boris Leisenheimer (Camille de Rosillon), Miljan Milovic (Baron Mirko Zeta), Hans Richter (Njegus), Tomasz Kwiatkowski (Vicomte Cascada), Nathan Northrup (Raoul de St. Brioche), Diane Claars (Sylviane), Andreas Heichlinger (Kromow), Annemarie Tributh (Olga), Margo Agostini (Pritschitsch), Angelika März (Praskowia), Javier Zapata Vera (Bodanowitsch)

Besuchte Aufführung: 02. Juni 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Der Balkanstaat Pontevedro steht unmittelbar vor dem Bankrott, was die Gesellschaft nicht von ausschweifenden Feierlichkeiten abhält. Erwartet wird die Ankunft der reichen Witwe des ehemaligen Staatsbankdirektors, Hanna Glawari. Baron Mirko Zeta möchte diese mit dem attraktiven Grafen Danilo Danilowitsch verheiraten, um ihre Millionen für das Vaterland zu erhalten. Allerdings haben auch einige Pariser ein Auge auf die Witwe geworfen. Doch Danilowitsch hat nicht nur einen anrüchigen Lebenswandel, zudem verweigerte seine aristokratische Familie vor Jahren eine Hochzeit mit der damals noch armen Hanna Glawari. Beide lehnen deswegen zunächst eine Hochzeit ab. Doch ihre alte Liebe flammt wieder auf. Als Hanna am Ende des Beziehungsspieles vorgibt, ohne Geld zu sein, entdeckt sie, dass Danilowitsch immer noch nur sie liebt und nicht ihr Geld, wie alle anderen.

Aufführung

Zu Beginn der Aufführung überspannt eine gigantische rote Fahne mit Wappen die Bühne. Mit dem Einsetzen der Musik wird diese angehoben und man bekommt die Wand eines abgetakelten Palastes zu sehen. An Tischen, die teilweise der Palastwand gleichen und teilweise aus rustikalem Holz gestaltet sind, begeht die pontedevrinische Gesellschaft ihr Fest. Die Spitzen der Regierung sind militärisch gekleidet, ansonsten überwiegen traditionelle Anzüge. Einige Türen und Klappen in der Wand machen plötzliche Auftritte möglich, eine rot ausgeleuchtete Klappe stellt das Maxim‘s dar. Ab dem zweiten Akt weicht dieses Bild dem Palast von Hanna Glawari. Die Bühne nimmt eine überdimensionale Handtasche ein, die unter anderem als Pavillon genutzt wird. Hinzu kommen im Hintergrund zwei Wände mit Tür und einer Öffnung in der Höhe. Von dort  treten auch der Baron und seine Gefolgschaft im schwarzen Anzug auf.

Sänger und Orchester

Seit Monaten steht im Bergischen Land eine Orchesterfusion zwischen Solingen und Wuppertal im Raum. Mittlerweile scheinen die Gegner einer solchen Zusammenlegung die Oberhand zu behalten. Der Besuch dieser Aufführung bestätigte einmal mehr deren Argument des Klassenunterschiedes zwischen den Orchestern. Trotz des klaren Dirigats von Florian Frannek sind die Bergischen Symphoniker mehrfach nicht mit dem Bühnengeschehen zusammen. Weiß das Orchester während des Duetts von Hanna und Danilo im zweiten Akt zu überzeugen, zeigt besonders das Blech oftmals Probleme, allgemein tönt es sehr breit aus dem Orchestergraben. Darunter leidet besonders Dorothea Brandt (Valencienne), deren schlank-schöner Sopran einige Male untergeht. Sie hat man schon besser erlebt. Besonders fällt an diesem Abend Miljan Milovic (Baron Mirko Zeta) positiv auf. Mit klarem Stimmansatz konzentriert er seine Stimme, so daß er weder im Ensemble untergeht noch mit zu breiter Stimme singt. Man kann gespannt sein, ob sich diese Entwicklung in der nächsten Spielzeit fortsetzt. Boris Leisenheimer (Camille de Rosillon) gestaltet die Höhe hingegen ein wenig zu forciert, so daß er zum Beispiel im Finale des zweiten Akts, Ha! Ha! Wir fragen, ein wenig herausfällt. Susanne Geb (Hanna Glawari) kann bei Es lebt eine Vilja mit lyrischer Stimme beeindrucken. Leider benötigt sie jedoch sonst oftmals sehr viel Vibrato, um gegen das Orchester zu bestehen. Auch versteht man bei ihr so gut wie keinen Text. Thomas Laske (Graf Danilo Danilowitsch) überzeugt wie gewohnt, ohne sich in Ensembleszenen unnötig in den Vordergrund zu drängen. Während in der dramatischen Gestaltung vielleicht noch ein wenig mehr möglich wäre, ist vor allem seine kantable Mittellage sein Trumpf.

Fazit

Die Inszenierung verzichtet auf tagespolitische Anspielungen (Griechenland). Das Publikum bedankt sich für einen unterhaltsamen Abend, trotz musikalischer Einschränkungen, ohne hierbei jedoch in Ekstase zu verfallen.

Malte Wasem

Bild: Andreas Fischer

Das Bild zeigt: Njegus (Hans Richter), Valencienne (Dorothea Brandt), Baron Mirko Zeta (Milian Milovic), Camille de Rosillon (Boris Leisenheimer), Hanna Glawari (Susanne Geb)

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