von Giacomo Puccini (1858-1924), Melodramma in 3 Akten, nach dem Drama La Tosca von Victorien Sardou, Libretto: Luigi Illica und Giuseppe Giacosa, UA: 1900, Rom, Teatro Costanzi
Regie: Jens-Daniel Herzog, Bühne/Kostüme: Mathis Neidhardt
Dirigent: Christof Prick, Nürnberger Philharmoniker, Chor des Staatstheaters Nürnberg,
Einstudierung: Edgar Hykel und Nürnberger Jugendchor des Lehrergesangsvereins, Einstudierung: Barbara Labudde
Solisten: Mardi Byers (Floria Tosca), David Yim (Mario Cavaradossi), Mikolaj Zalasinski (Baron Scarpia), Vladislav Solodyagin (Cesare Angelotti), Daeyoung Kim (Der Mesner), Richard Kindley (Spoletta), Suren Manukyan (Sciarrone) u.a.
Besuchte Aufführung: 4. Juni 2011 (Premiere)
Die Sängerin Floria Tosca und der Maler Mario Cavaradossi sind im Rom des 18. Jahrhunderts ein leidenschaftliches Liebespaar. In der Kirche San Andrea della Valle in Rom trifft der Maler Cavaradossi seinen Freund Angelotti, einem aus dem Gefängnis entflohenen Revolutionär. Als dessen Flucht, entdeckt wird versteckt Cavaradossi ihn in einem Brunnen im Garten seines Landhauses. Daraufhin läßt der Polizeichef Scarpia Cavaradossi auf Verdacht verhaften. Als Tosca davon erfährt, eilt sie zu Scarpia, um ihren Geliebten zu retten. Dafür soll sie sich jedoch Scarpia im Liebesakt hingeben. Sie willigt scheinbar ein, will aber dafür von Scarpia Dokumente für die Flucht Cavaradossis. Nachdem Scarpia diese unterzeichnet hat, ersticht sie ihn. Nach der vereinbarten Scheinhinrichtung Cavaradossis wollen die Liebenden mit Scarpias Freischein fliehen. Jedoch hat Scarpia Tosca getäuscht und seine Befehle nicht geändert, so daß Cavaradossi tatsächlich getötet wird. Tosca stürzt sich aus Verzweiflung von der Engelsburg.
Aufführung
Der erste Akt spielt in der Nische einer Kirche, in der an der rechten Wand eine Staffelei steht. Links befindet sich eine Madonnenfigur, im Hintergrund ist das Mittelschiff mit einigen Stuhlreihen zu sehen. Nach hinten wird die Szene durch einen bemalten Vorhang begrenzt, der die gegenüberliegende Nische darstellt. Nach vorne hin wird die Bühne durch einen roten, in Volants gelegten Samtvorhang eingerahmt, der auf der rechten Bühnenseite zusätzlich den Eingang in die Kapelle der Familie Attavanti bildet. Zu Beginn tragen alle Beteiligten historische Kostüme, Scarpia und seine Männer erscheinen aber in moderner Kleidung. Mit ihnen erscheinen Statisten, die ein Regieteam und Maskenbildner darstellen. Der zweite Akt findet in Toscas Künstlergarderobe statt, einem kleinen, auch nach oben hin begrenzten, modernen Raum, den eine weiße Schrankwand dominiert. Im dritten Akt gibt sieht man den „nackten“ Bühnenraum, einige Kulissen aus dem ersten Akt stehen am Rand. Anstelle des Hirten tritt eine Putzfrau auf, die die Bühne wischt. Auch das Ende weicht etwas vom Original ab: Tosca begeht keinen Selbstmord, sondern wird von Spoletta erdrosselt.
Sänger und Orchester
Der Publikumsliebling des Abends war David Yim (Cavaradossi), der als jugendlicher Heldentenor überzeugen konnte. Mit klarer Stimme und einer sauberen Intonation kam er gut über das Orchester und konnte sich kraftvoll durchsetzen. E lucevan le stelle – Und es leuchten die Sterne (3. Akt) gestaltete er leidenschaftlich und mit differenzierter Dynamik. Einzig bei Vittoria! – Sieg! (2. Akt) fehlte ihm die Stärke, um den Anforderungen dieser zentralen Arie gerecht zu werden. Nicht ganz so befriedigend war Mardi Byers (Tosca), auch wenn sich ihre Leistung im Laufe des Abends steigerte. Ihr eher dunkles Timbre kam zwar der Dramatik zugute, doch konnte sie ihr Tremolo nicht immer kunstvoll einsetzen. Ein großes Lob verdient jedoch ihre dynamische Gestaltung, da Byers über ein wunderschönes Piano verfügt, mit dem es ihr gelang, die berühmte Arie Vissi d’arte – Ich lebte für die Kunst (2. Akt) äußerst berührend vorzutragen. Lobenswert ist ebenfalls Mikolaj Zalasinskis Scarpia, den er weniger aggressiv sondern vielmehr gleichgültig-kalt interpretierte. Besonders ansprechend gelang ihm A doppia mira – Ein doppeltes Ziel (1. Akt): Er sang die Arie differenziert und voll zorniger Erregung. Das Orchester unter Christof Brick meisterte die Tücken der Partitur ausgezeichnet und bescherte dem Publikum abwechslungsreiche Klangfarben und stellenweise virtuos ausgeführte, kammermusikalische Passagen. Es stellte sich stets in den Dienste der Sänger, um diese nicht zu überdecken, was meist grandios gelang.
Fazit
Das Publikum im fast ausverkauften Staatstheater nahm die Inszenierung gut an und belohnte sie schon zur Pause mit wohlwollendem Applaus. Es war ein emotionaler Abend, der sowohl Lacher als auch Tränen bescherte und insgesamt als eine erfreulich gute Leistung des Ensembles angesehen werden kann.
Laura Knoll
Bild: Jutta Missbach
Das Bild zeigt: Mardi Byers (Tosca)