DON GIOVANNI – Hof, Theater

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Dramma giocoso in zwei Akten von Lorenzo da Ponte, UA: 1787, Prag

Regie: Uwe Drechsel, Ausstattung: Thomas Mogendorf

Dirigent: Arn Goerke, Hofer Symphoniker, Opernchor Theater Hof

Solisten: Björn Larsson (Don Giovanni), Avtandil Kaspeli (Komtur), Petra van der Mieden (Donna Anna), Chong Sun (Don Ottavio), Ingrid Katzengruber (Donna Elvira), Thomas Rettensteiner (Leporello), Karsten Schröter (Masetto), Inga Lisa Lehr (Zerlina)

Besuchte Aufführung: 10. Juni 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Sevilla bei Nacht. Don Giovanni, ein skrupelloser Frauenverführer, stürzt aus dem Haus des Komturs, gefolgt von dessen Tochter Donna Anna. Don Giovanni tötet den sich ihm in den Weg stellenden Komtur. Nun erscheint nicht nur die von Don Giovanni verlassene und liebeskranke Donna Elvira, sondern auch das Brautpaar Masetto und Zerlina. Don Giovanni nähert sich Zerlina, doch Donna Elvira greift ein und beschuldigt Don Giovanni als gefährlichen Schwerenöter. Gleichzeitig erkennt Donna Anna in ihm den Mörder ihres Vaters und schwört, gemeinsam mit ihrem Verlobten Don Ottavio, Rache. Um sich Zerlina zu nähern, greift man zu einer Verwechslungskomödie: Don Giovannis Diener Leporello gibt sich als dessen Herr aus. Dann stehen beiden vor der Statue des toten Komturs. Die Statue beginnt zu sprechen und fordert von Don Giovanni, seine Untaten zu bereuen. Als dieser sich weigert, öffnen sich die Pforten der Hölle und Don Giovanni stürzt in die Tiefe.

Aufführung

Das Bühnenbild zeigt zwei faltbare Stelltafeln, die variable Wände, Türen oder ganz Räume bilden. Benötigte Requisiten für die Szenen wie zwei runde Sitzbänke (beliebig kombinierbar) oder zwei gedeckte Tische mit dem Abendessen für Don Giovanni werden von vier barock gekleideten Dienern auf- und abgetragen. Dir Rückseite des Grabmals des Komturs ist eine gemalte Kulisse. Dafür erscheint der Komtur persönlich und taucht mit Don Giovanni in einer blauen Flammenprojektion in die Hölle ein – eine Versenkung gibt es nicht. Im Schlußbild sieht man Don Giovanni mit Proserpina knutschen – allerdings in moderner Straßenkleidung. Auch die übrigen Darsteller legen die barocke Kleidung ab und tragen auf einmal moderne Straßenkleidung. Die barocke Kleidung ist sehr einfach gehalten, dunkle Kleidung für die Herren und weiße Kleidung für die Damen, was auch eine gewisse Verwechslungsgefahr es gibt keine Unterschiede.

Sänger und Orchester

Musikalisch bleibt diese Produktion in vielen Bereichen farblos und spannungsfrei. Für Arn Goerke ist Don Giovanni kein Drama mit teuflischen Abgründen, sondern eher eine harmlose Liebeskomödie, die er sehr verhalten und viel zu lyrisch angeht. Harmonische Störungen wie der Auftritt des Komturs verpuffen wirkungslos. Der heutigen Aufführungspraxis entspricht, daß Ingrid Katzengruber (Donna Elvira) ihre Arie Mi Tradi, quell’alma ingrataMich verriet der Undankbare singen darf. Aber sie stößt dabei deutlich an ihre Grenzen. Die hohen Lagen erreicht sie nur mit viel Kraft, Klang-Schönheit kann sie in dieser Rolle nicht verbreiten. Vielleicht wäre für ihren mittlerweile eher dramatischen Sopran eher die Rolle der Donna Anna geeignet gewesen, diese ist jedoch bei Petra van der Mieden in den besten Händen. Ruhig, verhalten, dabei jedoch immer mit strahlender lyrischer Verve und viel persönlicher Ausstrahlung gibt sie der Verzweiflung der Donna Anna viel Raum. Genauso gelungen die Leistung von Avtandil Kaspeli als Komtur, der ein sehr tiefensicherer Baß mit leicht schwarzer Stimme ist. Schwach hingegen die Abschiedsrolle von Chong Sun, der mit der Gestaltung der Höhen und der Koloraturen des Don Ottavio überfordert ist. Ebenso farblos ist Björn Larsson als Don Giovanni. Dort, wo lyrisches Piano gefordert ist, fehlt seiner Stimme die Geschmeidigkeit, in den hohen Lagen weicht er ins Piano oder ins Falsett aus. In den tiefen Lagen fehlt ihm die Durchschlagskraft, so daß er mühelos von Thomas Rettensteiner (Leporello) an die Wand gesungen wird. Dieser ist ein Helden-Baß-Bariton mit großer Spielfreude und sicheren Koloraturen in allen Lagen. Inga Lisa Lehr ist als Zerlina das lyrische Vögelein, während Karsten Schröter (Masetto) gewaltig zu kämpfen hat.

Fazit

Freundlicher Beifall für die gesamte Produktion, lediglich der Haus-Bariton Thomas Rettensteiner und Petra van der Mieden erhalten deutlich mehr Applaus. Zum Abschied hätte sich der scheidende Intendant Uwe Drechsel ruhig etwas mehr herausnehmen dürfen. So bleibt eine musikalisch streckenweise interessante Produktion fast ohne Striche, die leider von der musikalischen Lesart so spannungsfrei ist wie die Inszenierung.

Oliver Hohlbach

Bild: SFF-Fotodesign, Hof

Das Bild zeigt: Im Finale des I. Aktes: Masetto, Zerlina, Donna Elvira, Don Giovanni, Donna Anna, Don Ottavio, Leporello

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