Festkonzert am Sonntag, 19. Juni 2011
Charles Gounod (1818-1893): Cäcilienmesse für Soli, Chor und Orchester
Georges Bizet (1838-1875): Te Deum für Soli, Chor und Orchester
Zum 66. Mal fand am Wochenende nach Pfingsten (18./19. Juni 2011) das Eifeler Musikfest statt. Der Aachener Domkapellmeister Professor Rehmann wollte direkt nach dem Zweiten Weltkrieg seinen hungernden Musikern ein paar Tage guter und kalorienreicher Klosterverpflegung zukommen lassen, im Gegenzug dazu sollte der vom Krieg schwer geschädigten Eifeler Bevölkerung ein kulturelles Angebot mit festlicher Musik gemacht werden.
Neben einem Kammerkonzert am Samstagnachmittag gibt es ein Festhochamt am Sonntag, das vom Steinfelder Kirchenchor gestaltet wird, dessen Leiter Hans Peter Göttgens auch der Intendant und Organisator des Festivals ist.
Das Festkonzert am Sonntagnachmittag in der Basilika wurde bisher oft von auswärtigen Musikern bestritten, dieses Jahr aber waren zwei einheimische Chöre die Hauptmitwirkenden. Das Motto lautete Der Klang der Kathedralen – Französische Kirchenmusik der Romantik. Die Chorgemeinschaft Allegro Vivace und der Kirchenchor Marmagen sangen die Cäcilinemesse von Charles Gounod und das Te Deum von Georges Bizet
Beide Chöre werden von Paul F. Irmen geleitet und haben schon oft eindrucksvolle Projekte in der Region vorgestellt. Das Schoeneck-Ensemble Koblenz besteht vorwiegend aus jungen Musikern, teils Musikstudenten, teils begabten Amateuren. Die Solisten beherrschen ein umfangreiches Repertoire im Oratorien-, Opern- und Liedbereich und sind auch international mit bekannten Dirigenten aufgetreten.
Die Cäcilienmesse von Gounod ist in mehrerer Hinsicht ein außergewöhnliches Werk. Sie hat – vor allem in den solistisch dargebotenen Teilen – prunkvolle opernhafte Passagen, ist aber auch zart und melodiös zum Beispiel bei der Textinterpretation des Et vitam venturi zum Schluß des Credo. Viele Meßkompositionen enden hier mit einer gigantischen Fuge, bei Gounod wird der Satz zweimal im Piano gesungen, untermalt mit romantischen Harfenklängen. Dafür erklingt das Bekenntnis zur Heiligen Katholischen Kirche fast martialisch im Fortissimo mit lauter Blechbläser-Begleitung. Die beiden Chöre und das Orchester – allesamt Amateur-Musiker – haben hier Großartiges geleistet. Zu Recht wurde im Vorfeld in der örtlichen Presse darauf hingewiesen, welch enormer Einsatz den Mitwirkenden bei der Erarbeitung der beiden großen Chorwerke abverlangt wurde. Vor diesem Hintergrund kann man von kleinen Unschönheiten in der Intonation (etwas flach klingende Vokale, ein Problem fast aller Chorsänger) und einem Absinken vor allem der Sopranstimmen an einigen allerdings wirklich schwierigen Stellen absehen.
Eine weitere Besonderheit der Cäcilienmesse sind Orchestereinlagen über den üblichen Messtext hinaus und die Vertonung des Herr, ich bin nicht würdig. Gounod hat es für Tenor- und Sopransolo in das Agnus Dei eingebettet.
Bei den Solisten gefiel vor allem Adréana Kraschewski, die in den lyrischen Passagen der Messe ebenso überzeugte wie im dramatischen Solopart des Te Deum von Bizet.
Andreas Wagners Tenorstimme neigte zu Härte und Schärfe in der Höhe, vor allem das Sanctus der Messe sollte aber weich und lyrisch klingen. Im Te Deum war sein Timbre passend.
Auch Carsten Siedentop (Baß) klang im Anfang etwas zu metallisch, fügte sich aber dann gut in den Gesamtklang ein.
Bizets Te Deum, das er im Alter von 20 Jahren schrieb, ist kaum bekannt, erfreulich, daß Paul F. Irmen es hier zur Aufführung brachte. Bizet war Schüler von Gounod und so ist es nicht verwunderlich, daß Ähnlichkeiten zur Cäcilienmesse erkennbar sind. Der Gesamtcharakter des Stückes ist marschähnlich vorantreibend. Chor, Orchester und Solisten (Sopran und Tenor) konnten hier ihre Begeisterung und ihr insgesamt überaus beachtliches Können zeigen.
Das Publikum – das Konzert war ausverkauft – dankte den Mitwirkenden mit lang anhaltendem Beifall.
Dorothee Riesenkönig
Bild: Hans Wittmann
Das Bild zeigt: Chor, Orchester, Solisten Carsten Siedentop, Andreas Wagner, Adréana Kraschewski (v.l.), Dirigent Paul F. Irmen