LOHENGRIN – Bayreuther Festspiele

von Richard Wagner (1813-1883), Romantische Oper in drei Aufzügen, Libretto: Richard Wagner, UA: 28. August 1850, Weimar, Großherzogliches Hoftheater

Regie: Hans Neuenfels, Bühne: Reinhard von der Thannen

Dirigent: Andris Nelsons, Festspielorchester und Festspielchor Solisten: Klaus Florian Vogt (Lohengrin), Astrid Weber (Elsa von Brabant), Tómas Tómasson (Telramund), Petra Lang (Ortrud), Georg Zeppenfeld (König Heinrich)

Besuchte Aufführung: 2. August 2011 (Premiere: 25. Juli 2010)

Kurzinhalt

Graf Telramund klagt Elsa von Brabant vor König Heinrich des Brudermordes an. Der König beschließt, einen Zweikampf als Gottesurteil über Elsas Schuld ausrichten zu lassen. Auf ihr Gebet hin erscheint ein Fremder im Boot, das von einem Schwan gezogen wird. Er verspricht, für Elsa zu kämpfen und sie zu ehelichen, wenn sie einwilligt, ihn nie nach Namen und Herkunft zu fragen. Telramund wird vom Unbekannten besiegt, doch am Leben gelassen. Er und seine Gattin Ortrud schmieden Intrigen und bezichtigen den Fremden am Hochzeitstag vor dem Münster öffentlich der Zauberei und des Betruges. Elsa vertraut ihrem Bräutigam, doch stellt sie ihm im Brautgemach schließlich die verbotenen Fragen. Im selben Moment überfällt Telramund das Brautpaar und wird von Lohengrin im Kampf getötet. Lohengrin offenbart nun seinen Namen und Herkunft. Nach der Enthüllung seiner Identität erscheint wieder der Schwan, um Lohengrin mit sich zu nehmen. Elsas Bruder Gottfried wird von Ortruds Zauber erlöst. Sie und Elsa sinken tot zu Boden.

Aufführung

Neben dem roten Königsthron oder Eichenbäumchen bestimmen Schwarz und Weiß das Bühnenbild und die Kostüme der Hauptdarsteller. Elsas Gemach erscheint als offener Glaskasten mit weißem Boden und Porzellanschwan in der Mitte, das Ehegemach mit einem weißen Bett und im Halbkreis angeordneten schwarzen Holzstühlen. Bereits während der Ouvertüre steht Lohengrin mit schwarzer Hose und weißem Hemd bekleidet allein vor einer weißen Wand mit drei schiffslukenartigen, unregelmäßig angeordneten Fenstern im dunklen Raum. König Heinrich tritt ganz in schwarz auf, Elsa wie Ortrud mit wechselnd schwarzen und weißen Kleidern. Farbenfrohe, kontrastierende Akzente setzt der Chor in Form von gelben Anzügen oder bunten Seidenkleidern.

Sänger und Orchester

Allen sängerischen Leistungen des Abends voran stand Klaus Florian Vogt als Lohengrin. Er verstand es, mit seiner hellen und kraftvollen Stimme, der es auch an dynamischem Facettenreichtum nicht mangelte, der männlichen Hauptpartie vom lyrischen Gesang seines ersten Auftritts im ersten Akt bis hin zur Enthüllung seiner Herkunft und der Gralslegende im dritten Akt eine ausdrucksstarke Stimme zu verleihen. Als Elsa von Brabant lieferte Astrid Weber eine in weiten Strecken überzeugende Darbietung. Sie verlieh der Figur mit einem weichen und organisch mit dem Orchesterklang verschmelzenden Sopran Ausdruck, wobei sie sich nicht immer problemlos über das Orchester hinwegsetzen konnte und an Stellen wie ihrem ersten Auftritt vor dem König im ersten Akt zum Teil mit einer instabilen Intonation zu kämpfen hatte. Konträr zu den weichen, lyrischen Stimmen Lohengrins und Elsas standen Petra Lang (Ortrud) und Tómas Tómasson (Telramund). Passend zu den Charakteren ihrer Figuren lag bei beiden stetig ein durchgängig schneidender Ton in der Stimme, die besonders Petra Lang durch ihre Artikulation des Textes, die begleitende Mimik und Gestik und Effekte beispielsweise den fließenden Übergang von einem kraftvollen hohen langgezogenen Ton in ein hämisches Lachen wie am Beginn des zweiten Aktes oder ihrem Streit mit Elsa am Hochzeitstag vor dem Münster noch zu verstärken wußte. Georg Zeppenfeld trat in der Rolle des Königs mit einem soliden und intonationsreinen Baß auf, dem es jedoch an einigen Stellen an Volumen und Artikulation fehlte, um sich deutlich und textverständlich über den Orchesterklang hinwegzusetzen, wie beispielsweise in der Gerichtsszene des ersten Aktes. Sowohl das Festspielorchester unter der Leitung von Andris Nelsons als auch der Festspielchor glänzten durch differenzierte Dynamik und farbenreichen Klang, z.B. die kristallklaren, leisen hohen Töne der Streicher am Beginn der Ouvertüre und die Frische des Bläserthemas im Vorspiel zum dritten Akt.

Fazit

Ein packender Festspielabend, den das Publikum mit begeistertem Beifall nach jedem Akt und nicht enden wollenden Schlußapplaus belohnte.

Friederike Jurth

Bild: Enrico Nawrath

Das Bild zeigt: Georg Zeppenfeld (König Heinrich), Klaus Florian Vogt (Lohengrin), Annette Dasch (Elsa)

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