Die verkaufte Braut
von Bedrich Smetana (1824-1884), Komische Oper in 3 Akten, Libretto: Karel Sabrina, UA 1866 in Prag, Interimstheater, Erstaufführung der Rezitativfassung am 11. Januar 1871 in St. Petersburg
Regie: Josef Novák, Kostüme: Ute Krajewski
Dirigent: Siegfried Heinrich, Orchester: Virtuosi Brunensis, Chor: Hersfelder Festspielchor (Mitglieder des Frankfurter und Marburger Konzertchores sowie des Polnischen Bachchores), Tanz-& Ballettschule Michèle Meckbach, Bad Hersfeld
Solisten: Michael Chacewicz (Kruschina), Manuela Bress (Kathinka), Amber Opheim (Marie) Young-ho Jeong (Micha) Julia Fercho (Agnes), David Sitka (Wenzel), Fritz Feilhaber (Hans) Martin Ohu (Kezal) Przemyslaw Cierniewski (Springer) Anne-May Krüger (Esmeralda) Mateusz Eckert (Muff)
Besuchte Aufführung: 10. August 2011 (Premiere in deutscher Sprache)
Die Hersfelder Stiftskirche, 1144 vollendet, war das größte romanische Gotteshaus nördlich der Alpen. 1761 diente es der französischen Armee als Hauptverpflegungslager und wurde zerstört, als die Vorräte angezündet wurden, damit sie nicht in feindliche Hände gelangten. Ein Wiederaufbau sollte nicht stattfinden, im Gegenteil, es wurden Gelder für den Abbruch zur Verfügung gestellt. Diese jedoch verwendete der Landesbaumeister Leonhard Müller eigenmächtig für den Erhalt der Ruine. Auch im Zweiten Weltkrieg gab es eine gefährliche Situation, aber eine Sprengung des Munitionslagers konnte gerade noch verhindert werden. So blieb eine großartige Spielstätte für Oper, Schauspiel und Musical erhalten.
Als Bühne dient der gesamte Altarraum. Kulissen und Requisiten gibt es nur wenige, und diese werden fast choreografisch von den Mitwirkenden, hauptsächlich vom Chor, wie nebenbei auf die Bühne gebracht, umgestellt und weggetragen, denn es gibt keinen Vorhang. Neben einer guten Bühnenbeleuchtung trägt die Natur viel zur Atmosphäre bei. Die Vorstellungen beginnen bei einsetzender Dämmerung, der Himmel verdunkelt sich langsam, Tauben, Schwalben und später auch Fledermäuse „spielen mit“.
Der Inhalt dürfte bekannt sein. Man kann ihn außerdem in zahlreichen Rezensionen des OPERAPOINT finden
Aufführung
Ute Krajewski hat phantasievolle und farbenprächtige Kostüme entworfen, die dem bäuerlichen Umfeld des böhmischen Dorfes entsprechen. Der riesige Chor und die Kinder der Ballettschule agierten mit herrlicher Spielfreude auf der gesamten Breite der Stiftsruinenbühne. Da der erste und dritte Akt auf dem Dorfplatz spielen, ist der große freie Altarraum eine ideale Kulisse.
Sänger und Orchester
Großes Lob gebührt den Chorsängern, die auch als Tänzer eine gute Figur abgaben. Amber Opheim sang eine bewegende Marie. Mit intensiver Ausdruckskraft gab sie Freude, Trauer und Zorn Gestalt. Fritz Feilhaber (Hans) klang anfangs etwas hart, konnte aber im Lauf der Aufführung mehr und mehr überzeugen. Der Kezal von Martin Ohu war stimmlich und schauspielerisch großartig, sein Duett mit Hans ein echter Höhepunkt. David Sitka sang und spielte den stotternden Wenzel herrlich tölpelhaft, ohne je zu übertreiben. Die beiden Elternpaare waren gut besetzt, ihre Rollen eher von nebensächlicher Bedeutung. Kurz aber eindrucksvoll gestaltete Anne-May Krüger (Esmeralda) ihren Auftritt im Duett mit Wenzel, was ebenfalls ein Höhepunkt der Aufführung wurde.
Die Virtuosi Brunensis trafen gleich mit der schmissigen Ouvertüre den tschechischen Nationalklang, der so typisch für die Werke Smetanas und auch seiner Nachfolger ist. Die hervorragende Akustik der Stiftsruine trug zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Sängern und Orchester bei, souverän geführt von Siegfried Heinrich.
Fazit
Eine rundum stimmige Aufführung in einer idealen Kulisse. Trotz der internationalen Besetzung war der deutsch gesungene Text weitgehend gut zu verstehen. Chor und Mitwirkende der Ballettschule spielten ehrenamtlich mit.
Während des herzlichen Schlußbeifalls gab es eine Rose für alle Mitwirkenden.
Dorothee Riesenkönig
Bild: Elisabeth Mühleder
Das Bild zeigt: Amber Opheim (Marie), Fritz Feilhaber (Hans)