Der Barbier von Sevilla – Landestheater Coburg

von Gioacchino Rossini, komische Oper in 2 Akten, Dichtung von Cesare Sterbini nach der Komödie von P. A. Caron de Beaumarchais, UA: 1816, Rom

Regie: Carlos Wagner, Bühne, Kostüme: Christof Cremer

Dirigent: Roland Kluttig, Philharmonisches Orchester und Herrenchor des Landestheaters Coburg, Choreinstudierung: Stefan Meier

Solisten: Roman Payer (Graf Almaviva), Benjamin Werth (Figaro), Michael Lion (Bartolo), Verena Usemann (Rosina), Rainer Scheerer (Don Basilio), Martin Trepl (Fiorillo), Thomas Unger (Offizier)

Besuchte Aufführung: 13. Juli 2011

Kurzinhalt

Bartolo will sein Mündel Rosina, die er in seinem Haus in Sevilla streng bewacht, heiraten. Doch diese liebt den Grafen Almaviva. Damit es zu einem glücklichen Ende kommt, unterstützt Figaro – einfallsreicher Vermittler jeglicher Geschäfte – das Liebespaar mit List und Tücke, guten Ratschlägen und vor allem mit Bestechungen, die jedoch über kurz oder lang von seinem Gegenspieler Bartolo und Basilio (Rosinas Musiklehrer) aufgedeckt oder abgewendet werden. Selbst ein gut geplanter Fluchtversuch der beiden Liebenden scheitert, doch gelingt es Almaviva noch rechtzeitig Rosina zu heiraten: Figaro arrangiert die Eheschließung der beiden mit einem Notar, der eigentlich die Hochzeit zwischen Bartolo und Rosina vornehmen sollte. Bartolo wird mit der Mitgift entschädigt, so sind alle zufrieden.

Aufführung

Opera seria trifft Comedia Dell’Arte: Die Hauptdarsteller sind Archetypen einer Verwechslungskomödie – also eine Art Harlekine. Bartolo ist ein böser Clown, oder der böse Kaufmann Pantalone mit Anzug und Bart. Don Basilio ist der bolognesische Gelehrte, Figaro hingegen ist der Diener, der als Tausendsassa auf einem lustigen Dienstrad daherkommt. Die Rolle der Berta ist aufgewertet und eine Mischung aus einer listenreichen Zofe und einer derben Dienstmagd. Rosina und Almaviva sind dagegen ein normales Liebespaar.

Diese Produktion kommt mit wenigen Requisiten aus: Schnell sind sie aufgebaut und wieder verschwunden. Tücher bilden den Hintergrund und genügend Möglichkeiten für einen schnellen Auftritt. Dekorationen kommen und gehen auf der Drehbühne: So deutet ein Schrank das Haus von Bartolo nur an. Nur der Käfig ist ein Fixpunkt in dieser Inszenierung. Er ermöglicht es Bartolo, sein Mündel Rosina zu überwachen – unter allerlei komödiantischen Verwicklungen.

Sänger und Orchester

Roland Kluttig gelingt der Nachweis wie tiefschürfend Rossinis Barbier gespielt werden kann. Pointiert kommen hier die vielen musikalischen Themen zum Tragen: Ein mitreißend musizierter italienischer Abend. Sängerisch sind alle Rollen hervorragend besetzt: Roman Payer ist ein wunderbar ausgewogener italienischer Tenor. Das ist schon sensationell wie schwerelos selbst die Höhen dahinströmen. Verena Usemann ist als Rosina das leichte Vögelein, das auf der Stange glockenklar zwitschert. Benjamin Werth lies sich zwar ansagen, singt aber technisch sauber und kann sich sein berühmtes Auftrittslied des Figaro sehr effektiv einteilen. Michael Lion, der in allen Belangen überzeugende Haus-Baß, findet in der Rolle des Bartolo seine beste Rolle der Saison. Es ist schon ein Erlebnis wie er die Abgründe in der Rolle auslotet und auch die Bösartigkeit stimmlich mit dunkler Verve auslebt. Auch die Nebenrollen sind sehr gut besetzt: So ist Rainer Scheerer ein solider Don Basilio (mit sehr schön gesungenen Arien) und Ulrike Barz kann mit ihrem klangschönen Sopran die Nebenrolle der Berta aufwerten, die meist komplett gestrichen wird.

Fazit

Das Parkett tobte und die Galerie wackelte: Selten zeigte sich das Coburger Publikum so einhellig begeistert über musikalische Leistung und Inszenierung. Die handwerklich überaus pointierte Personenführung hält sich minutiös an die Partitur und beweist eindrucksvoll, daß sich das Stück selbst trägt – auch ohne irgendwelche Regieeinfälle. Die Reduzierung und Abstrahierung des Bühnenbildes auf wenige Objekte unterstützt diesen Eindruck. Das Bild des leichten Vögelchens Rosina im Käfig spricht für sich selbst. Die hervorragende musikalische Besetzung komplettiert einen musikalisch hochanspruchsvollen, aber auch lustigen und somit gelungenen Theaterabend.

Oliver Hohlbach

Das Bild zeigt: Der Graf Almaviva gibt – unterstützt von Figaro an der Gitarre – Rosina ein Ständchen.

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