von: Johann Strauß, Operette in drei Akten, Libretto: Carl Haffner und Richard Genée , UA: 5. April 1874, Theater an der Wien, Wien
Regie: Ewa Teilmans, Bühne: Oliver Brendel
Dirigent: Péter Halász, Aachener Sinfonieorchester und Opernchor des Theater Aachen, Choreinstudierung: Andreas Klippert
Solisten: Rüdiger Nikodem Lasa (Eisenstein), Katharina Hagopian (Rosalinde), Pawel Lawreszuk (Gefängnisdirektor Frank), Astrid Pyttlik (Orlofsky), Louis Kim (Alfred), Hrólfur Saemundsson (Dr. Falke), Patricio Arroyo (Blind), Jelena Rakic (Adele), Katrin Stösel (Ida)
Besuchte Aufführung: 25. September 2011 (Premiere)
Der Rentier Eisenstein muß eine achttägige Haftstrafe verbüßen. Kurz vor seiner Inhaftierung genießt er noch einmal die Freiheit: maskiert als Marquis besucht er mit seinem Freund Dr. Falke das Souper des Prinzen Orlofsky. Insgeheim ist dies Teil von Dr. Falkes Retourkutsche für einen Streich, den Eisenstein ihm gespielt hatte. Alfred, der Gesangslehrer Orlofskys, verführt währenddessen Eisensteins Frau Rosalinde. Allerdings wird er von dem Gefängnisdirektor Frank, im Glauben er sei Eisenstein, festgenommen, bevor er seine Verführung zu Ende führen kann. Auf Orlofskys Souper geht das Maskenspiel weiter: Rosalinde überzeugt sich, als Ungarin verkleidet, von der Untreue ihres Mannes. Ihr Mann flirtet in der Rolle des Marquis heftig mit ihr, ohne zu ahnen, daß es sich dabei um seine Frau handelt. Erst im Gefängnis erfährt er von der Verführungsepisode zwischen Alfred und seiner Frau. Im Moment des Ehestreits erscheint Dr. Falke mit der Soupergesellschaft und deckt seine Intrige auf.
Aufführung
Der Schauplatz stellte ein Herrschaftshaus im Jugendstil dar. Passend dazu wurden eine Chaiselongue und zwei Sessel in weißer Farbe aufgestellt. Vor dieser stilvollen Kulisse räkelte sich Eisenstein in der ersten Etage in obszönen Stellungen mit nuttig-kostümierten Ballett-Tänzerinnen. Im Erdgeschoss torkelte der betrunkene Falke als Fledermaus verkleidet herum. Die Vorgeschichte stimmte ein auf eine Inszenierung, die gespickt war von sexuellen Anspielungen. Das Schloß des Prinzen stellte sich beispielsweise eher als ein Bordell dar, in dem es hemmungslos zugeht. Der komische Kontrast zwischen der Fassade des bürgerlichen Anstands und der darunter lodernden Sexgier wurde auch durch die Kostüme hervorgehoben. Die Korsagen-Kleider der Damen betonten (bei Rosalinde in auffälligem Rot) ihre Weiblichkeit. Das männliche Personal präsentierte sich eher lässig im Dandy Look.
Sänger und Orchester
Das Dirigat von Péter Halasz führte das Orchester sicher durch den Abend. Schon bei der Ouvertüre wählte er ein angemessen beschwingtes Tempo, welches durchgehalten wurde. Im ersten Akt konnte Jelena Rakic (Adele) mit ihrem glockenreinen Sopran gut in die Handlung einleiten. Ihre Gesangskunst stellte sie aber besonders im zweiten Akt in der bekannten Arie Mein Herr Marquis unter Beweis: sie sang die Rolle der emanzipierten Kammerzofe mit stimmlicher Leichtigkeit und artikulierte den Text dabei sehr deutlich. Dies war bei Rüdiger Nikodem Lasa (Eisenstein) leider nicht immer der Fall. Sein kräftiger und hallender Bariton ließ manchmal den Text undeutlich werden. Schauspielerisch paßte er allerdings sehr gut in die Rolle des karikierten Ehemanns. Seine ungeschickten Versuche mit anderen Frauen zu flirten, erschienen sehr komisch. Katharina Hagopian (Rosalinde) spielte zwar die pflichtbewußte Ehefrau, konnte aber durch ihr Schauspiel deutlich machen, daß die Ehe für sie eigentlich eine Farce darstellt. Im zweiten Akt sang sie das Stück Klänge der Heimat mit besonders viel Temperament und erotischer Ausstrahlung, da ihr warmer und samtiger Sopran sich sehr gut den hohen Tönen anschmiegte. Ihr Verehrer, Louis Kim (Alfred) konnte seine Verführungskünste mit einem großvolumigen Tenor unter Beweis stellen. Sein klarer und akzentuierter Stimmeinsatz belustigte beim Rezitieren verschiedener Opern-Arien. Den cleveren Intriganten stellte Hrólfur Saemundsson (Dr. Falke) dar. Seine Arie Brüderlein und Schwesterlein im zweiten Akt betonte er durch einen schmelzenden Bariton, der besonders in den Höhen sein Volumen entfalten konnte. Astrid Pyttliks (Prinz Orlofsky) Auftritt trieb die sexuelle Spannung auf die Spitze. Sie ahmte Orlofsky mit ihrer inbrünstigen Mezzosopranstimme als androgynen Mann in High-Heels gekonnt nach. Das metallische Timbre ihrer Stimme eignete sich besonders gut für die Machtstellung des Prinzen und sein Wenn ich mit andern sitz beim Wein im zweiten Akt brachte ihm schallenden Applaus.
Fazit
Die Strauß-Operette wurde mit Sinn für Humor, aber auch mit nachdenklichem Unterton inszeniert. Besonders der originale Schauplatz und die Kostüme sorgten für authentische Operetten-Stimmung. Man fühlte sich in das 19. Jahrhundert versetzt. Das Publikum nahm die Aufführung sehr positiv auf. Eine gelungene Vorstellung!
Melanie Joannidis
Bild: Ludwig Koerfer
Das Bild zeigt: Chor, Pawel Lawreszuk (Gefängnisdirektor Frank), Hrólfur Saemundsson (Dr. Falke), Katrin Stösel (Ida)