von Gioacchino Rossini, Dramma buffo per musica in zwei Akten, Libretto von Felice Romani
UA: 14. August 1814, Mailand, Teatro alla Scala
Regie: Tobias Richter, Bühnenbild und Kostüme: Gian Maurizio Fercioni
Dirigent: Rainer Mühlbach, Duisburger Philharmoniker und Chor der Deutschen Oper am Rhein, Choreinstudierung: Gerhard Michalski
Solisten: Günes Gürle (Selim), Oleg Bryjak (Geronio), Ekaterina Morozova (Fiorilla), Antonis Koroneos (Narciso), Heikki Kilpeläinen (Prosdocimo), Léa Pasquel (Zaida), Markus Müller (Albazar)
Besuchte Vorstellung: 14. Juni 2008 (Premiere)
Kurzinhalt
Fiorilla betrügt ihren Ehemann Geronio mit dem Türken Selim. Doch auch Selim hat eine Geliebte, Zaida, die ihn zurückhaben möchte. Geronio schafft es nicht seine Frau davon abzuhalten ihn zu hintergehen. Fiorilla will mit Selim zu fliehen. Inzwischen verträgt sich Selim mit wieder Zaida, doch Fiorilla kommt dazwischen. Fiorilla will, daß Selim sich zwischen ihr und Zaida entscheidet. Als er zögert ist Zaida gekränkt und überlässt ihn Fiorilla. Geronio erfährt von Prosdocimo, daß ein Maskenfest stattfinden soll. Er hat vor sich als Türke zu verkleiden, um den Fluchtplan seiner Frau zu verhindern. Narciso, Fiorillas ehemaliger Liebhaber, plant dasselbe. Beide gehen als Türken verkleidet zu dem Maskenball. Das Chaos ist perfekt: Geronio erkennt seine eigene Frau nicht, da auch Zaida sich als Fiorilla verkleidet hat. Geronio sieht keine andere Wahl als Fiorilla mit der Scheidung zu drohen. Da kommt Fiorilla zur Vernunft. Sie kehrt zu ihrem Ehemann zurück und Selim und Zaida reisen glücklich wiedervereint in die Türkei zurück.
Aufführung
Die Inszenierung des Regisseurs Tobias Richter traf genau den Nerv der Oper. Die Produktion, eine Zusammenarbeit mit der Opéra de Lausanne und dem Théâtre du Capitole Toulouse, feierte schon in Düsseldorf großen Erfolg und büßte nun auch bei der Übernahme in Duisburg nichts von seinem Ruhm ein. Selten genug ist es, daß eine Oper modern inszeniert wird und trotzdem ihre Authentizität beibehält. Genau dies gelang in Duisburg durch eine Darstellung, bei der alles harmonierte: Gesang, Schauspiel, Bühne, Kostüme und Orchesterbegleitung.
Bühne und Kostüme versprühten den Charme der fünfziger Jahre: Bunte Petticoats bei den Damen und mondäne Anzüge in beige Tönen bei den Herren wurden eingerahmt durch die Darstellung eines vornehmen Salons, einer Hotel-Lobby mit Bar und Caféhaus-Atmosphäre. Das Licht tauchte die Bühne in edle Weißtöne. Inspiriert wurde dieses stimmige Bild von den italienischen Filmen der Fünfziger Jahre und erinnerte sehr an einen Streifen von Fellini (wie etwa La dolce vita). Die Chormitglieder traten als Touristen auf und sorgten für Urlaubsstimmung.
Ausführende
Mit einem Aufgebot hervorragender Sängerinnen und Sänger sorgte der Abend auch stimmlich für Unterhaltung, allen voran Günes Gürle (Selim), verkleidet als reicher Seemann von Welt, ging in seiner Rolle als Türke auf, der die Herzen der Frauen im Sturm erobert. Sein voluminöses und sattes Baßstimmen unterstrich die Erhabenheit eines Türken und zeigte sich auch in schwierigen Passagen sehr beweglich. Aber auch Oleg Bryjak (Geronio) wurde, dank seines kräftigen und ausdrucksvollen Stimmens, jedem Anspruch gerecht. Erwähnenswert ist auch seine situationskomische Darstellung des trotteligen Ehemanns.
Insgesamt ist die schauspielerische Leistung des Ensembles sehr zu loben. Sie gestaltete ein Bild der Lebensfreude und des Esprits auf der Bühne, das dem lebendigen Charakter der Musik sehr entgegen kam. Hier sei auch der Auftritt des Schauspielers Harald Beutelstahl (Barkeeper Harald) erwähnt, der für einige Lacher sorgte und gut in die Szene passte.
Einer der Höhepunkte des Abends war Ekaterina Morova (Fiorilla). Ihr schillernder, warmer Sopran meisterte auch die schnellen Partien ihrer Rolle mit vielseitigem Stimmeinsatz. Die Darstellung der Fiorilla gelang ihr ebenso gut. Schon am Anfang wurde klar, daß es dieser Frau vor allen Dingen um eins geht, nämlich Spaß. Der übertrug sich dann auch auf das Publikum. Ihr alter Liebhaber Narciso, gespielt von Antonis Koroneos, hatte allerdings weniger zu lachen. Sein zarter, fast zerbrechlich wirkender Tenor klang zwar an einigen Stellen etwas heiser, passte aber trotzdem sehr gut zu dem verzweifelten Charakter seiner Rolle.
Hier sollte auch noch das Orchester erwähnt werden, das unter Rainer Mühlbachs Leitung von Anfang bis Ende eine konstante Leistung erbrachte.
Fazit
Diese Inszenierung zeigte eine Opera Buffa wie sie im Buche steht. Ein kurzweiliger und unterhaltsamer Abend garantiert mit mehreren musikalischen Höhepunkten und einem absolut hervorragend gewählten Bühnenbild. Als Publikumslieblinge teilten sich Günes Gürle und Ekaterina Morozova den ersten Platz.
Melanie Joannidis
Bild: Deutsche Oper am Rhein
Das Bild zeigt Ekaterina Morozova als Fiorilla und Günes Gürle als Selim.