Musikfestspiele Potsdam, Sanssouci – LA ROSINDA

von Francesco Cavalli (1602-1676); Drama per musica in drei Akten; Text von Giovanni Faustini; Uraufführung: 1651 in Venedig.
Regie: Alexander Schulin, Bühnenbild und Kostüme: Bettina Meyer
Dirigent: Mike Fentross, Ensemble La Sfera Armoniosa
Solisten: Emanuela Galli (Nerea), Francesca Lombardi Mazzuli (Rosinda), Makoto Sakurada (Clitofonte), Nicola Ebau (Thisandro), Fulvio Bettini (Rudione), Mirco Palazzi (Plutone / Meandro), Silvia Vajente (Proserpina / Aurilla), Milena Storti (Cillena), Roberto Romagnino (Vafrillo).
Besuchte Vorstellung am 14.Juni 2008 (Premiere: 10.Juni 2008)

Kurzinhalt
potsdam-la-rosinda.jpgEs handelt sich um eine humorvolle Barock-Oper, um zwei fürstliche und ein bürgerliches Liebespärchen, die unter der Mitwirkung der Götter Pluto und Proserpina, eines Zauberers, eines ewig hungrigen Knappen und einer Zofe ein wechselvolles Beziehungsspiel erleben.
Unter der Einwirkung des Zauberes Meandro verlässt Rosinda Thisandro, um sich Clitofonte zuzuwenden, der dafür Nerea verlassen hat. Aber Meandro kann Nerea nicht für sich gewinnen. Nerea sucht Proserpina auf, um ihre Hilfe zu erflehen. Rosinda und Clitofonte sind auf eine wilde Insel geflohen, finden dort eine Nachricht von Thisandro, dass er aus Liebeskummer gestorben sei. Rudione will um ihn trauern, ist aber vor Durst und Hunger dazu nicht fähig und wird zu allem Übel von einem Riesen gefangen genommen. Rosinda eilt ihrem Knappen zu Hilfe während der mittlerweile eingetroffene Thisandro auf Clitofonte trifft. Rosinda trinkt das Gegenmittel, Clitofonte kehrt zu Nerea zurück, Thisandro zu Rosinda.
Aufführung
Ein gewaltiges Problem bei Koproduktionen wie dieser zwischen den „Musikfestspielen Potsdam“ und dem „Bayreuther Barock“ ist es die Inszenierung den Anforderungen der jeweiligen Bühnentechniken anzupassen, hier geht es um das Schlosstheater Potsdam und das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth. Heraus kam ein statisches Bühnenbild, im Vordergrund eine Sitzecke, im Hintergrund eine weiße Zelle. Die Handlung wird in die heutige Zeit verlegt, gezeigt wird ein Rollenspiel mit drei Pärchen unter der Leitung des Psychotherapeuten „Zauberer Meandro“, der auch den Pluto verkörpert. Dieser Ansatz geht leider nicht auf, denn ein wirkliches psychologisches Ergebnis gibt es nicht. Der Partnertausch „Zurück“ im dritten Akt kann nicht überzeugen, denn er wirkt nur aufgesetzt und die handelnden Personen stehen nur statisch auf der Bühne. Barocke Bühneneffekte gibt es nicht, der Kampf der Riesen wird wenig effektvoll durch Hochheben der Personen dargestellt. Dennoch wird dies ein spannender Opernabend und das liegt an der Leistung des Komponisten, denn seine musikalischen Gedanken sind nicht auf Personen sondern auf dramatische Situationen fixiert. Cavalli entwickelt dazu eine eigene Musiksprache. Für denjenigen, der sich auf die Wirkung dieser Musik einlässt, werden die Handlung, die inneren Beziehungen und äußerlichen Handlungen und Kämpfe als gefühltes inneres Erlebnis mehr als deutlich. Auch wenn leider einige Zuschauer in der Pause gegangen sind – wie sie sich äußerten wegen der „langweiligen Inszenierung“. Die Zurückgebliebenen feierten ein großartiges Ensemble mit langanhaltendem Applaus.
Orchester
Das Orchester La Sfera Armoniosa ist auf die Musik des 17. und 18 Jahrhunderts spezialisiert und versucht neben den bekannten Barock-Komponisten auch heute unbekannte Komponisten zur Aufführung zu bringen. Das gelingt ihm seit 1992 nicht nur bei den Potsdamer Musikfestspielen, sondern auch bei anderen bekannten Festivals, meist in den Niederlanden.
Das Orchester stellt an diesem Abend unter Beweis, dass es zu den hierzulande unbekannten, nichtsdestotrotz zu den führenden Barock-Orchestern gehört. Sie besticht nicht nur durch die technische Brillanz auf den barocken Instrumenten, wie bei den schnell gespielten Teilen (wahrlich prestissimo!), sondern auch der eigens für diese Serie erstellten Spielfassung mit eigener Partitur.
Sänger
Selten gelingt ein so überzeugender Nachweis, dass es noch viele herausragende Barock-Solisten zu entdecken gilt, wie in dieser Produktion. Alle Sänger verdienen großes Lob, besonders empfehlenswert Emanuela Galli als Königin Nerea, die im Gegensatz zum Titel des Stücks die Hauptdarstellerin ist, und Francesca Mazzulli als Prinzessin Rosinda, die nur die zweite Rolle spielt, gesanglich aber genauso mit perlenden Koloraturen überzeugen kann.
Fazit
Ein musikalisch sehr spannender Opernabend, der den hohen musikalischen Anspruch in der Szene nicht halten kann. Trotzdem ist der Besuch dringend empfehlenswert, man muss sich aber auf die Musik eingehen können.

Oliver Hohlbach
Bild: Monika Rittershaus, Francesca Lombardi Mazzulli (Rosinda) landet mit ihrem Geliebten, Makoto Sakurada (Clitofonte) auf der verwilderten Insel.

Veröffentlicht unter Opern, Potsdam, Sanssouci