Von Henry Purcell, Oper in einem Prolog (verschollen) und drei Akten. Libretto: Nahum Tate nach Vergils Aeneis. UA: Frühjahr 1689 in einem Mädchenpensionat
Regie und Choreographie: Margit Legler
Dirigent: Bernhard Klapprott, Cantus Thuringia, Capella Thuringia, Les plaisirs de la dance.
Solisten: Gudrun Sidonie Otto (Dido), Margret Hunter (Belinda, ihre Schwester) Manja Stephan (zweite Frau) Ingolf Seidel (Aeneas) Alexandra Rawohl (Zauberin) Marja Weihrauch (erste Hexe, Merkur) Carsten Krüger (Seemann)
Besuchte Aufführung: 7.6.2008 (Händel Festspiele, Halle)
Kurzinhalt
Dido, die Königin von Karthago, hat geschworen, nie wieder zu lieben, nachdem ihr Mann ermordet wurde. Äneas, auf dem Weg nach Italien, um ein neues Troja aufzubauen, ist in Karthage gelandet und wurde von Dido gastfreundlich aufgenommen. Zwischen beiden flammt Liebe auf und Dido fürchtet, ihren Schwur zu brechen. Ihre Schwester Belinda muntert sie auf, dem Werben Äneas’ nachzugeben. Obwohl sie weiß, daß Äneas sie verlassen wird, gibt sie seinem Drängen nach, zur Freude Belindas und des ganzen Hofstaats. Doch dunkle Kräfte wollen das Glück der Königin zerstören. Merkur, in Wirklichkeit ein böser Geist, der nur die Gestalt angenommen hat, überbringt Äneas den Befehl, Dido zu verlassen. Eine Jagdpartie wird durch einen Sturm auseinander getrieben, Äneas, allein zurück geblieben, erhält den Befehl von dem Geist im Namen Jupiters, sofort aufzubrechen und seine Bestimmung, in Italien ein neues Reich zu gründen, zu erfüllen. Dido ist verzweifelt, Äneas bereut seine Entscheidung und will bei ihr bleiben, sie aber weist ihn nun zurück und befiehlt ihm, aufzubrechen. Dido stirbt an gebrochenem Herzen, da sie ohne Äneas nicht leben kann.
Aufführung
Selten habe ich eine so dichte, geschlossene und stimmige Opernaufführung gesehen. Margit Legler, Spezialistin für Barocktanz, barocke Choreographie und historische Schauspielkunst hat streng nach den Regeln der Barockzeit gearbeitet sowohl bei der Position der Personen nach ihrer Rangordnung, als auch bei stilistisch richtigem Einsatz von Gestik und Mimik der Personen und ganz besonders bei den Tänzen. Das Ensemble Cantus Thutingia &Capella musizierte nach anfänglichen Abstimmungsunebenheiten lebhaft und überzeugend, jeder eigentlich ein Solist. Auch die Sängerinnen und Sänger, allesamt auf Barockmusik spezialisiert, meisterten ihre Partien makellos. Besonderes Lob gebührt Gudrun Sidonie Otto, die der Dido Wärme und Tiefe verlieh, ihre Trauer authentisch zum Ausdruck brachte. Im zweiten Akt gefiel vor allem die frisch-freche Sing- und Spielweise der Zauberin und der Hexen.
Bernhard Klapprott als Dirigent war für mich der Star der Aufführung. Hier muß man im wahrsten Sinn des Wortes von musikalischer Leitung sprechen, da er sowohl die Instrumentalisten als auch Solisten, Chorsänger und Tänzer wie ein Marionettenspieler sicher führte und dabei auch noch das Cembalo spielte. Seine Aussage im Programmheft trifft in vollem Maße zu – ihm und seinem Ensemble ist eine Synthese von musikalischer und darstellerischer Aufführungspraxis gelungen. Dazu hat sicherlich auch die einzigartige Atmosphäre des wunderschönen Goethe-Theaters beigetragen, in dem natürlich eine viel größere Nähe zwischen Spielern und Publikum gegeben ist als in einem großen Opernhaus.
Dorothee Riesenkönig
Bild: Patricia Reese