von D.F.E. Auber (1782-1871); Opera comique in drei Akten; Dichtung von Eugene Scribe; Uraufführung: 28. Januar 1830, Paris.
Regie: Ulrich Peters, Bühnenbild: Herbert Buckmiller, Kostüme: Götz Lanzelot Fischer
Dirigent: Thomas Kalb, Orchester, Chor und Extrachor des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Solisten: Tilmann Unger (Fra Diavolo), Daniel Fiolka (Lord Kookburn), Rita Kapfhammer (Pamela), Peter Sonn (Lorenzo), Christian Hübner (Matteo), Christina Gerstberger (Zerline), Mario Podrecnik (Beppo), Johannes Wiedecke (Giacomo), Fritz Graas (Francesco).
Besuchte Aufführung: 24. Mai 2008 (Premiere: 10. Mai 2008)
Inhalt
Lord Kookburn, auf Hochzeitsreise mit seiner Frau Pamela, wird von Banditen überfallen und ausgeplündert. Sie flüchten in das Gasthaus von Terracina, wo sie auf eine Freiwilligengruppe treffen, die unter der Führung des Offiziers Lorenzo die Jagd auf die Banditen aufnehmen. Zurück bleibt Zerline, die den mittellosen Lorenzo liebt, vom Vater Matteo aber mit dem reichen Francesco verheiratet werden soll. Da erscheint ein Marquis von San Marco, der niemand anderes als der Räuberhauptmann Fra Diavolo ist. Dieser ist zurückgekehrt, denn die Banditen haben nicht alles geraubt: Der Schmuck der Lady ist in ihrem Kleid eingenäht. Zusammen mit zwei Gehilfen (Beppo und Giacomo), die sich als Pilger ausgeben, versucht man nun den Schmuck der Lady zu erbeuten, indem sich alle im Zimmer Zerlines verstecken. Nachdem der Zugriff gescheitert ist, wird er schließlich von den zurückkehrenden Soldaten verhaftet. (In einer späteren Fassung gelingt ihm noch die Flucht wird aber von Dragonern erschossen.)
Lorenzo aber erhält die Belohnung für die Ergreifung der Räuber und Zerline.
Aufführung
Kennen Sie alle „Dick und Doof-Filme“? Der Regisseur (gleichzeitig auch Intendant des Gärtnerplatztheaters) Ulrich Peters orientiert sich nämlich weniger an der Partitur als an dem Film Fra Diavolo mit Stan Laurel und Oliver Hardy. Und die Wahl ist gut, denn der Film zeichnet sich mehr durch tiefsinnigen Humor als derben Slapstick aus. Gleiches gelingt auch auf der Bühne! So ziehen sich durch die Inszenierung einige typische Running Gags a la Stan Laurel, wie das Versteckspiel in Zerlines Kammer – hinter vorgehaltener Kleidung und hinter dem Bett/Schrank. Es gibt auch Gags über viel Verkehr vor einer Toilettentür (um auf die desolate Toilettensituation im Gärtnerplatztheater hinzuweisen?) und über Lord Kookburn, der very british ist. Das ist so jugendgerecht unterhaltsam, daß man gezielt Kinder ab sechs Jahre in die Vorstellung eingeladen hat.
Und man bindet das Publikum in die Handlung ein: Man läßt es abstimmen, welche Fassung gespielt werden soll: Ob der Räuberhauptmann gefangen genommen werden soll, oder ob er davon kommt (die Erschießung wird gestrichen). Das Publikum entscheidet sich – kein Wunder – für den Räuberhauptmann.
Sänger
Die Entscheidung für den Räuber lag auch an dessen sehr sympathischer Darstellung durch Tilmann Unger, einem Tenor mit Ausstrahlung, auch wenn ihm manchmal der Glanz in den hohen Lagen fehlt. Zu recht sehr stark umjubelt das Liebespärchen Christine Gerstberger (Zerline) und Peter Sonn (Lorenzo). Mario Podrecnik und Johannes Wiedecke wurden mehr für die schauspielerische Leistung als Gaunerpärchen Beppo und Giacomo gefeiert.
Thomas Kalbs musikalische Lesart wird Aubers Esprit gerecht. Es gelingt ihm die prickelnde Verbindung zwischen der Leichtigkeit der französischen Oper mit den vielen Marschrhythmen, die diese Oper prägen.
Fazit
Ein wirklich erheiternder Opernabend, um geschaffen Kinder an die Oper heranzuführen. Und: Mit solchen Abenden schafft es das Gärtnerplatztheater immer öfter, der Staatsoper den Rang abzulaufen. Lang anhaltender Beifall.
Oliver Hohlbach
Bild: Ida Zenna
Das Bild zeigt Christina Gerstberger (Zerline), Peter Sonn (Lorenzo) und Rita Kapfhammer (Pamela).