DIE WALKÜRE – Ludwigshafen, Theater im Pfalzbau

von Richard Wagner (1813–1883), Musikdrama in drei Aufzügen, erster Tag des Bühnenfestspiels Der Ring des Nibelungen, Libretto vom Komponisten, UA: 1870 München

Regie, Bühne und Kostüme: Hansgünther Heyme

Dirigent: Karl-Heinz Steffens, Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

Solisten: Thomas Mohr (Siegmund), Christoph Stegemann (Hunding), Gerard Kim (Wotan), Carola Höhn (Sieglinde), Lisa Livingston (Brünnhilde), Julia Faylenbogen (Fricka), Ines Lex (Gerhilde), Anke Berndt (Ortlinde), Uta Christina Georg (Waltraute), Eva-Maria Wurlitzer (Schwertleite), Susanne Gasch (Helmwige), Susanne Wild (Siegrune), Sandra Maxheimer (Grimgerde), Melanie Hirsch (Rossweiße)

Besuchte Aufführung: 21. Oktober 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Der verfolgte Wälsunge Siegmund findet bei der verlorengeglaubten Zwillingsschwester Sieglinde Zuflucht und zeugt Siegfried. Fricka verlangt Sühne für Ehebruch und Blutschande. Durch die eigenen Gesetze gebunden, muß Wotan Siegmund opfern. Todgeweiht will Siegmund die Schwester lieber töten, als ungeschützt zurückzulassen. Da beschließt Brünnhilde, entgegen Wotans Befehl, die Wälsungen zu retten, doch Wotan bewirkt Siegmunds Tod. Brünnhilde flieht zunächst mit Sieglinde vor Wotan, aber Wotan bestraft Brünnhilde und bettet sie in einen Feuerring, aus dem nur ein Held sie erretten kann.

Aufführung

Das Einheitsbühnenbild aus Rheingold in Halle stellt auch das Bühnenbildes der Walküre dar: Die Schachtelwand bildet wieder den Hintergrund. Während des Walkürenritts werden fleißig die Hinterlassenschaften der toten Helden eingeschachtelt. Vorne quer zur Rampe befindet sich ein Graben, in dem Loge den Feuerzauber lodern läßt. Ebenso gibt es einen Flickenteppich, der für vielerlei Perspektivwechsel sorgt. Dieser Zwischenvorhang trägt den Titel Dahinter die Tagtraumwelt einer immerhin gestaltbaren Möglichkeit. In den Zwischenraum zwischen Schachtelwand und Flammengraben kommen noch die situationsbezogenen Dekorationen. Hundings Hütte besteht aus Herd, Tisch und Stühlen. Im zweiten Akt hat sich Wotan in eine Nachtbar mit zwei lesbischen Barmädchen geflüchtet. Durch eine Drehung wird aus der Bar eine Flughafenhalle, aus der Siegmund und Sieglinde im Trenchcoat fliehen wollen. Für den Walkürenritt ermöglichen Aufzüge den Walküren den Zugriff auf die Schachteln. Die Kostüme der Walküren gleichen Punksubjekten. Siegmund ist Mitglied einer Motorradgang, Sieglinde und Hunding entstammen einer grauen Arbeiterklasse, die Götter einer dekadenten mondänen Halbwelt.

Sänger und Orchester

Genauso wie im Rheingold (Ludwigshafen) setzt Gerard Kim (Wotan) die stimmlichen Maßstäbe. Er verfügt über eine gut fundierte Tiefe, kann aber auch die Höhen mitreißend gestalten. Seine Wortverständlichkeit ist beispielhaft, was für den Siegmund nicht gilt. Thomas Mohr ist ein Wagner-Tenor mit hoher baritonal gefärbter Durchschlagskraft und strahlender Höhe. Er muß aber noch an der Wortverständlichkeit und somit an der Phrasierung arbeiten. Corola Höhn wirkt als Sieglinde leider sehr unerotisch. Besonders im ersten Akt fehlt ihr die lyrische Gesangslinie und sie neigt zum Tremolieren. Als dramatischer Sopran kann sie jedoch die hysterischen Ausbrüche der Verzweiflung glaubhaft gestalten. Christoph Stegemann besitzt einen tiefen Baß, lediglich noch etwas mehr Schwärze fehlt ihm, um die Bösartigkeit des Hunding lebendig zu machen. Lisa Livingston, als hochdramatischer Sopran, gestaltet eine überzeugende Brünnhilde, auch wenn es nicht ohne heftiges Tremolo und Schärfen abgeht. Julia Faylenbogen steht eher für Schöngesang, daher fehlt ihr der keifige Moment, der für die Rolle der Fricka notwendig ist. Ebenso wie im Rheingold gelingt es auch hier in Halle, die kleinen Rollen gleichwertig zu besetzen. So harmonieren die acht Walküren miteinander und geben ein einheitlich geschlossenes Bild ab. Karl-Heinz Steffens macht klar, daß die Walküre mehr ist als eine Aneinanderreihung von Leitmotiven. Es gelingt ihm die Wagnerschen Klangbögen zu einem großen Ganzen zu schmieden. Gerade der erste Akt wird zu einem Höhepunkt romantisch mitreißenden Musizierens, wie in einem Wunschkonzert.

Fazit

Eines zeichnet sich nach dem ersten Tag der Ring-Tetralogie ab, nämlich daß mittlerweile auch kleine Häuser in der Lage sind einen Ring zu stemmen. Selbst im Theater im Pfalzbau in Ludwigshafen, das über kein eigenes Opernensemble verfügt. So gelingt Hansgünther Heyme in Koproduktion mit der Oper Halle eine von fast 1.100 euphorisch applaudierenden Gästen gefeierte Walküre.

Oliver Hohlbach

Bild: Gert Kiermeyer

Das Bild zeigt: Wotan sucht Brünnhilde auf dem Walkürenfelsen

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