von Richard Wagner (1813-1883), Vorabend des Bühnenfestspiels Der Ring des Nibelungen , Libretto: R. Wagner, UA: 22. September 1869, München, Hoftheater
Regie, Bühne und Kostüme: Hansgünther Heyme
Dirigent: Andreas Henning, Staatskapelle Halle
Solisten: Gerard Kim (Wotan), Ulrike Schneider (Fricka), Anke Berndt (Freia), Asgeir Pall Agustsson (Donner), Nils Giesecke (Froh), Brenden Gunnell (Loge), Gerd Vogel (Alberich), Ralph Ertel (Mime), Alexander Vassiliev (Fasolt), Christoph Stegemann (Fafner), Julia Faylenbogen (Erda), Ines Lex (Woglinde), Melanie Hirsch (Wellgunde), Sandra Maxheimer (Floßhilde)
Besuchte Aufführung: 4. November 2011 (B-Premiere Halle)
Alberich wirbt um die drei Rheintöchter, die ihn aber nur verspotten. Daraufhin entsagt er der Liebe und stiehlt ihnen das Rheingold. Aus diesem Gold läßt er einen machtvollen Ring schmieden, mit dessen Kraft er sich die Nibelungen untertänig macht. Die Riesen Fafner und Fasolt haben für den Gott Wotan die Burg Walhall erbaut, und fordern nun von ihm als ihren Lohn die Göttin Freia. Doch Wotan will Freia nicht herausgeben, und der intrigante Gott Loge überzeugt ihn davon, als Ersatz Alberich den Ring und das Rheingold wieder zu entreißen. Alberich verflucht den Ring, den Wotan den Riesen reicht, um Freia zu lösen. Fafner erschlägt seinen Bruder, die Götter aber ziehen in die Burg Walhall ein.
Aufführung
Koproduktionen sind zur Zeit weit verbreitet, problematisch ist dabei, daß sich Einschränkungen ergeben können, wenn z.B. auf Bühnentechnik verzichtet werden muß. Für Hangsgünther Heyme ist das kein Problem sondern eine Chance, er setzt auf ein Einheitsbühnenbild, großformatige Videoprojektionen und einen Flickenteppich als Zwischenvorhang. Dieser Vorhang ermöglicht überraschende Blickwinkel und Auftrittsmöglichkeiten und besteht aus vielen Bildern und Assoziationen zum Thema Macht des Rings und der Schrift Vor-Schein auf der Fernsichtreichen Höhe der Zeit. Den Hintergrund bildet eine große Schachtelwand. Diese sind durchnumeriert und nehmen die Hinterlassenschaften der gefallenen Helden auf. In diesem Fall entsorgen die Walküren als Boten des Todes die Reste von Fasolt. Vorne quer zur Rampe befindet sich ein Graben. Dies ist der Tummelplatz der Rheintöchter bis Alberich das Gold in einer Art Netz aus den Fluten des Rheins zieht, später zündet hier Loge seinen Feuerzauber. Das Sammelsurium der Kostüme läßt sich nicht recht einordnen: Die Götter tragen helle Sommeranzüge und die Göttinnen haben ein hellenistisches Aussehen wieder entdeckt. Loge trägt feinen dunklen Zwirn, Alberich hingegen abgewetzte Lederkleidung und Mime gestreifte Sträflingskleidung. Dagegen wirken die Riesen wie Zimmermann-Wandergesellen und die Rheintöchter einfach bunt.
Sänger und Orchester
Eine der Vorzüge dieser Vorstellung ist ohne Zweifel das Duell zwischen Alberich und Wotan auf hohem sängerischem Niveau. Gerard Kim als Wotan hat eine gut fundierte Tiefe, kann aber auch gleich zu Anfang mit den höher gelegenen Phrasen wie Vollendet das ewige Werk glänzen. Besonders zu loben die genaue Artikulation, hier findet Sprache und Gesangslinie zu einer eigenen Interpretation zusammen. Aufmerksamkeit zieht auch Gerd Vogel als Alberich auf sich, denn bei ihm dominiert die Gesangslinie. Er macht deutlich, daß man diese Rolle auch singen kann und nicht als bloße Sprechrolle gestalten muß! Ralph Ertel ist ein lyrischer Tenor, der aus der baritonalen Lage heraus glanzvoll aussingen kann – jammern kann er als Mime auch überzeugend. Brenden Gunnell ist kurzfristig für Paul McNamara eingesprungen, kann aber seine Charakterstudie der Verlogenheit Loges sehr beweglich gestalten, wobei er in den Höhen manchmal nasal klingt. Solide sind die kleineren Götter besetzt, wobei besonders Nils Giesecke (Froh) als zwar etwas wackliger, aber guter lyrischer Tenor besticht. Julia Faylenbogen als Erda singt zwar sehr lyrisch aus, es fehlen aber die Farben, um das mystische dieser Rolle glaubhaft zu machen. Besonders anzumerken ist, daß die drei Rheintöchter Ines Lex, Melanie Hirsch und Sandra Maxheimer sehr miteinander harmonieren und ein einheitliches Bild abgeben. Der musikalische Vater des Erfolges ist Karl-Heinz Steffens, an diesem Abend vertritt ihn Andreas Henning. Seine Einstudierung verfolgt zum einen die klare Ausziselierung der Leitmotive ohne daß die monumentale Wucht dieses Werkes zu kurz kommt: Gerade die Zwischenmusiken oder der Einzug nach Walhall werden als Symphonische Dichtungen zelebriert.
Fazit
Nach spannungsgeladen zwei Stunden bricht sich die Euphorie Bahn: Enthusiastisch wird der Einstieg in den Ring des Nibelungen in Halle gefeiert. Das ist zum einen der musikalischen Seite zu danken: Ein bestens eingestelltes Orchester (aus Platzmangel stehen die Harfen auf dem Rang!) trifft auf motivierte Sänger, die die Akustik eines mittleren Hauses zu füllen verstehen. Die Inszenierung von Hansgünther Heyme macht deutlich wie faszinierend Regietheater sein kann, wenn es eine durchdachte Personenführung auf die Bühne stellt. Dieser Ring verdient mehr als Beachtung!
Oliver Hohlbach
Bild: Gert Kiermeyer
Das Bild zeigt: Die Riesen ringen um das Gold, Freia aber ist erlöst.