von Giuseppe Verdi (1813-1901), Lyrische Komödie in drei Akten, Libretto: Arrigo Boito, UA: 9. Februar 1893, Mailand, Teatro alla Scala
Regie: Johannes Weigand, Bühne: Moritz Nische, Kostüme: Judith Fischer, Dramaturgie: Ulrike Olbrich
Dirigent: Hilary Griffiths, Sinfonieorchester und Opernchor Wuppertaler, Choreinstudierung: Jens Bingert
Solisten: Kiril Manolov (Falstaff), Thomas Laske (Ford), Banu Böke (Alice Ford), Dorothea Brandt (Nannetta), Christian Sturm (Fenton), Stephan Boving (Dr. Cajus), Ralf Rachbauer (Bardolfo), Thomas Schobert (Pistola), Diane Pilcher (Mrs. Quickly), Joslyn Rechter (Meg Page)
Besuchte Aufführung: 27. November 2011 (Premiere)
Ritter John Falstaff genießt ausschweifend sein Leben am Rande der Legalität. Die Beschwerden von Dr. Cajus, daß Falstaffs Diener ihn ausgeraubt hätten, tut er ganz einfach ab. Erst als die Wirtin ihm eine Rechnung präsentiert, muß er erkennen, daß er kein Geld mehr hat. Um an Geld zu kommen, schickt er zwei im Wortlaut identische Liebesbriefe an Alice Ford und Meg Page. Die beiden Frauen stellen jedoch fest, daß sich ihre Briefe gleichen und beschließen, Falstaff eine Falle zu stellen. So geht Alice scheinbar auf seine Avancen ein, doch während ihres Stelldicheins erscheint plötzlich ihr Mann. Falstaff muß sich in einem Wäschekorb verstecken, der in den Fluß ausgeleert wird. Zu allem Überfluß erwischt Ford bei seiner Suche nach Falstaff auch noch seine Tochter Nannetta in trauter Zweisamkeit mit Fenton anstatt mit dem von ihm prolongierten Dr. Cajus.
Selbstbewusst nimmt Falstaff auch die Gelegenheit zu einem weiteren Rendezvous an: Dieses Mal erwartet ihn die gesamte Gesellschaft verkleidet im Wald, wo sie ihn kräftig verprügeln.
Aufführung
Die Bühne stellt die schicke Strandpromenade eines teuren Hotels dar. Links die Tische des Cafés, wo Falstaff es sich gutgehen läßt. Rechts wird die Bühne von zwei Umkleidekabinen begrenzt. Etwas in den Hintergrund versetzt, werden die beiden äußeren Enden mit der Strandpromenade verbunden: Sonnenschirme und Liegestühle sorgen für das passende Flair, ein Steg ragt nach hinten in das Wasser hinein, es dominieren Weiß und helle Farben.
Die Kostüme sind entsprechend an die Umgebung angepaßt: So tragen die Diener von Falstaff Matrosenanzüge, Ford und Fenton betreten die Bühne zunächst im Tennis-Outfit. Bei der Verkleidung im dritten Akt werden surrealistische Kostüme präsentiert. Deutlich dunklere Beleuchtung bilden einen starken Kontrast zum eröffnenden Bühnenbild.
Sänger und Orchester
Kiril Manolov verkörpert den beleibten Ritter Falstaff und ist von der ersten Minute an voll präsent: Das dunkle Timbre seiner Stimme verhindert nicht, daß er bei schnellen Passagen schwerfällig wirkt. Bei seiner Beschuldigung der Diener als Diebe überzeugt er zudem mit großem Stimmumfang, der jedoch kontrolliert geführt wird. Sein Klagemonolog zu Beginn des dritten Aktes zeigt zudem die Fähigkeit, auch lyrische Passagen ansprechend zu gestalten. Zudem zeigt er eine enorme Fähigkeit als Schauspieler. Diese ist auch Stephan Boving (Dr. Cajus) zu eigen. Zeigt sein erster Auftritt zu Beginn des Stückes vor allem einen lyrischen Tenor, so fällt auf, daß er vor allem in den üppigen Finalszenen trotzdem nicht untergeht, da er durch Fokussierung auch sehr markant auftreten kann, ohne in Gebrüll zu verfallen. Während der Briefszene widerfährt Dorothea Brandt (Nannetta) genau dieses Schicksal. Die großen kantablen Bögen, die sie jedoch an anderen Stellen entfaltet, wiegen das mehr als auf. Bezeichnend ist dabei vor allem, wie sie diese Melodien ohne überflüssigen Schmalz oder breiten Pathos erklingen läßt. Einmal mehr fällt auch ihre Fähigkeit zum nahtlosen Übergang zwischen weit auseinander liegenden Lautstärkeregistern auf. Diese stimmlichen Fähigkeiten lassen sich in ähnlicher Manier auf Christian Sturm (Fenton) projizieren. Vor allem seine Klage im dritten Akt überzeugt mit klarer Stimmführung, das juvenile Liebespaar grenzt sich so von den anderen Protagonisten der Oper auf eine eigene Art und Weise ab. Bei Banu Böke (Alice Ford) gefällt vor allem die intelligente Gestaltung ihrer musikalischen Linien. Zudem gelingen ihr Ähnliches mit Joslyn Rechter (Meg Page), obwohl diese über einen deutlich weicheren Stimmansatz verfügt. Das Sinfonieorchester Wuppertal unter der Leitung von Hilary Griffiths begleitet die Sänger abwechslungsreich: Während im zweiten Akt die Tendenz zur großen Linie herrscht, wird diese gerade zu Beginn der Oper vermieden.
Fazit
Eine gute Leistung von allen Beteiligten würdigt das Publikum mit entsprechendem Applaus. Die Bravorufe für Kiril Manolov und die Regie waren durchaus berechtigt, ein sehr unterhaltsamer Abend.
Malte Wasem
Bild: Uwe Stratmann
Das Bild zeigt: Alice Ford (Banu Böke), Nannetta (Dorothea Brandt) und verkleidete Feen (Damenchor der Wuppertaler Bühnen)