Dresden, Semperoper – RIGOLETTO

von Giuseppe Verdi; Oper in drei Akten von Francesco Maria Piave; U.A.: 11.März 1851, Venedig
Regie: Nikolaus Lehnhoff, Bühnenbild: Raimund Bauer, Kostüme: Bettina Walter
Dirigent: Fabio Luisi, Sächsische Staatskapelle Dresden, Staatsopernchor
Solisten: Juan Diego Flórez (Herzog von Mantua), Zeljko Lucic (Rigoletto), Diana Damrau (Gilda), Markus Marquardt (Graf von Monterone), Markus Butter (Graf von Ceprano), Kyung-Hae Kang (Gräfin Ceprano), Matthias Henneberg (Marullo), Oliver Ringelhahn (Borsa), Georg Zeppenfeld (Sparafucile), Christa Mayer (Maddalena), Angela Liebold (Giovanna), Dominik Licht (Gerichtsdiener), Lin Lin Fan (Page).
Besuchte Aufführung: 21. Juni 2008 (Premiere)

Kurzinhalt
dresden-rigoletto.jpgIm Palast des Herzogs findet ein Maskenball statt. Die Orgie ist in vollem Gang, der Herzog stellt der Gräfin Ceprano nach, weswegen Rigoletto den Grafen verspottet, worauf dieser sich an Rigoletto rächen will. Graf Monterone verflucht den Herzog wegen der Entehrung seiner Tochter und Rigoletto wegen des Spottes, den dieser über ihn ausschüttet.
Rigoletto kehrt nach Hause zu seiner Tochter Gilda zurück, die er vor seiner Umwelt streng verborgen hält. Gilda verliebt sich in den Herzog, der sich trotzdem in Rigolettos Haus eingeschlichen hat. Kaum ist der Herzog gegangen, dringen die Höflinge, die von der Existenz Gildas erfahren haben, ein und entführen Gilda. Dies geschieht in Anwesenheit Rigolettos, dem eine andere Entführung vorgegaukelt wird.
Rigoletto eilt in den Palast und stellt mit Entsetzen fest, daß Gilda schon in den Fängen des Herzogs ist. Gilda kehrt zwar zu Rigoletto zurück, hält aber an ihrer Liebe zum Herzog fest. Beim Verlassen des Palastes schwört Rigoletto Rache.
Rigoletto hat Sparafucile als Mörder des Herzogs gedungen und zwingt Gilda mitanzusehen, wie der Herzog ein neues Liebesabenteuer mit Maddalena beginnt. Rogoletto drängt Gilda dazu, nach Verona zu fliehen. Sie kehrt jedoch zurück und hört, wie Maddalena Sparafucile überzeugt, statt des Herzogs einen Fremden zu töten. Gilda opfert sich für den Herzog, ihre Leiche steckt in dem Sack den Sparafucile Rigoletto übergibt. Als Rigoletto dies erkennt bricht er zusammen.
Aufführung
Eigentlich hat der ehemalige Wieland-Wagner-Assistent Nikolaus Lehnhoff den Rigoletto sehr plakativ ins Bild gesetzt. Er verläßt sich eher auf den Gesamteindruck des Bühnenbildes und der Kostüme als auf eine schlüssige Personenführung. Deswegen wirken einige szenische Lösungen eher absurd, z.B. wenn der Herzog sich in Gildas Zimmer zuerst hinter der Tür und dann „fast unsichtbar“ hinter dem Bett versteckt.
Die Oper wird als ein dunkles, voller Symbolik steckendes Werk interpretiert. Der Palast des Herzogs ist ein marmorschwarzer Keller, geeignet für Orgien und Folterungen zugleich. Auf dem Maskenball (maskiert als Vögel oder Reptilien) vertreiben sich die Hofschranzen und der Herzog sehr ästhetisch und steril die Zeit, während sie barbusige Damen umkreisen.
Das zweite Bild zeigt Rigolettos privates „Gefängnis“, gestaltet als violett ausgeleuchtetes Luftschloß: In Gildas nur mit einem Kinderbett möblierten Mädchenzimmer mit Sternen an der Wand, nimmt das Unheil seinen Lauf. Während des Duetts Gildas mit dem Herzog verwandelt sich dieser Raum in ein sterndurchflutetes Universum für zwei Liebende, um nach der Entführung Gildas zum Käfig für Rigoletto zu werden: Das Gitter schließt sich zu spät.
Zurückgehrt in den Palast läßt die Hofgesellschaft die Masken fallen, es sind alle Teufel.
Auch die Absteige im letzten Bild ist ein abstraktes Konstrukt: Ein Raum im Raum ohne Tür, dafür mit einem Bett abgehoben im Hintergrund für den Herzog. So müssen alle anstelle an eine Tür heftig an die Wand klopfen, um unter Umgehung der Wand ins Innere zu gelangen.
Sänger
Musikalisch und sängerisch ist hier von einer sehr guten, geschlossenen Ensemble-Leistung zu sprechen. Am stärksten umjubelt wurde der Hauptdarsteller Zeljko Lucic als Rigoletto: Es ist seine Paraderolle! Die Arie des Rigoletto im 2. Akt ist auch stimmlich das Porträt eines Menschen, der langsam der Wut der Rache, also dem Wahnsinn verfällt. Nicht minder umjubelt wurde Diana Damrau als Gilda, die keine Wünsche hinsichtlich Höhen, Leuchtkraft oder glockenreinem Klang offen gelassen hat. Der beste Herzog unserer Tage ist wahrscheinlich Juan Diego Flórez, den man bestens von seinen Konzerten oder Aufnahmen kennt, auch wenn er nicht unbedingt seinen besten Abend hatte.
Ein großes Plus des Abends ist die großartige Besetzung auch in den kleinen Rollen. Besonders zu erwähnen ist Georg Zeppenfeld, dessen wagner-erprobter Baß viel dämonische Wucht und schöne Tiefe hat. Christa Mayer konnte dagegen als Maddalena nicht überzeugen und ging im Terzett unter.
Wenn ein Italiener eine italienische Oper dirigiert, und es sich handelt obendrein noch um den uns sehr bekannten Italiener Dresdens Fabio Luisi handelt, dann ist der Erfolg eigentlich nicht aufzuhalten. Das Gefühl für die vielen italienischen Momente in der Oper, für Amore und Dramatik, das liegt Luisi im Blut. Er führte die Staatskapelle Dresden zu einem wahrlich italienischen Opernabend.
Fazit
Dieser außergewöhnliche Abend wurde auf Arte übertragen. Es bleibt zu hoffen, daß diese Produktion auch auf CD und DVD erscheint. Als Referenzaufnahme gehörte sie in jedes Archiv.
Langer stürmischer Applaus für Sänger und das Regieteam. Endlich ein Abend ohne Buhs!

Oliver Hohlbach
Bild: Matthias Creutziger
Das Bild zeigt Diana Damrau (Gilda), Juan Diego Flórez (Der Herzog von Mantua).

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