von W.A. Mozart (1756-1791), Dramma giocoso in zwei Akten, Libretto: Lorenzo da Ponte, UA: 29. Oktober 1787 Prag, Gräflich Nostitzsches National-Theater
Regie: Johannes Schaaf, Bühne: Ralph Koltai, Beleuchtung: Paul Pyant, Choreographie: Gali Abaidulov, Dramaturg: Wolfgang Willaschek
Dirigent: Pavel Smelkov, Symphonie-Orchester und Chor des Mariinski Theaters, Choreinstudierung: Andrei Petrenko
Solisten: Ildar Abdrazakov (Don Giovanni), Askar Abdrazakov (Leporello), Mikhail Kolelishvili (Commendatore), Mlada Khudolei (Donna Anna), Yevgeny Akimov (Don Octavio), Tatiana Pavlovskaya (Donna Elvira), Oxana Shilova (Zerlina), Yuri Vorobiew (Masetto)
Besuchte Aufführung: 10. Dezember 2011
Der Komtur, Donna Annas Vater; wird im Duell von Don Giovanni getötet. Sein Diener, Leporello, berichtet Donna Elvira von den unzähligen Erfolgen seines Herrn bei Frauen aller Stände. Don Giovanni macht auf einer Bauernhochzeit der Braut Zerlina den Hof und lädt alle zu einem Fest auf sein Schloß ein. Dort versucht er; Zerline zu verführen. Doch Donna Elvira, Donna Anna und ihr Verlobter Don Octavio erkennen in ihm den Mörder des Komturs und klagen ihn an. Er flieht mit Leporello. Von allen verfolgt finden sie Zuflucht auf einem Friedhof. Dort wird Don Giovanni von der Steinstatue des Komturs zur Rede gestellt. Don Giovanni lädt ihn leichtfertig zu Abendessen ein. Leporello zittert vor Angst. Donna Elvira macht einen letzten, vergeblichen Versuch, ihren ehemaligen Geliebten zu retten, als der Komtur eintritt und ihn in die Hölle verdammt.
Aufführung
Der Bühnenbildner arbeitete mit einfachen modernen Mitteln, die sich nicht störend auf die Aufführung auswirken. Das bühnenhohe Bild einer halbnakten, gepeinigten Frau als Leitmotiv und ein Wechselspiel viereckiger sich verschiebenden, verschieden beleuchteter Kulissen, ein paar Bänke und Tische, ein Kerzenleuchter, ein Friedhofskreuz. Die Kostüme mit wenigen Ausnahmen in schwarz und weiß. Eine Beleuchtung ohne besondere Effekte. Eine sorgfältig durchdachte Chereographie. Einige merkwürdige Regieeinfälle fallen auf: die vielfältige Erdolchung des Komturs, als gelte es, Rasputin zu ermorden, die Aufwischfrau mit Lappen und Eimer, um die Blutspuren zu entfernen, das leichtbekleidete Mädchen, das auf der Tafel des Festmahl ausgestreckt liegt und schließlich in der Schlußszene der Butler, der nach der Verdammnis Don Giovannis den geschockten Überlebenden ein Tasse Tee anbietet.
Sänger und Orchester
Ildar Abdrazakov mit reichem, klangvollem Bariton war ein eindruckvoller Don Giovanni, nicht nur mitreißend in der Champagnerarie Finch’han dal vino, sondern auch lyrisch-zart in der Serenade Deh vieni alla finestra. Sein älterer Bruder Askar Abdrazakov sang mit warmen, vollen Baß und spielte mit Witz und Galgenhumor den Leporello, wie in der Registerarie Madamina! Il catalogo è questo. Yevgeny Akimov muß wohl indisponiert gewesen sein, denn seine an diesem Abend dünne, klanglose Stimme wurde seiner Rolle als Oktavian nicht gerecht. Tatiana Pavlovskaya spielte und sang Donna Elvira nicht resigniert leidend, sondern stürmisch-leidenschaftlich, in einem erotischen, roten, enganliegenden Samtkleid und mit langen roten Haaren. Ihre volle reiche Stimme kommt durch eine selten schöne, tiefe, fast gutturalen Klangfarbe dem Alt näher als dem Sopran. Mlada Khudolei als Donna Anna, in langem schwarzem Kleid, war ganz Rachegöttin und Vestalin. Ihr Sopran enthüllte sich in seiner ganzen Fülle in der sehr verhalten und nuanciert gesungenen Arie Non me dir bell idol mio. Ganz bezaubernd mit reiner Sopranstimme sang und spielte Oxana Shilova in kurzem weißen Hochzeitskleid die kokette Zerlina – unwiderstehlich in der Arie Batti, batti, o bel Masetto, und stimmlich noch weiter entfaltet in ihrer zweiten großen Arie Vedrai, carino. Yuri Vorobiev war ein gefälliger Masetto und Mikhail Kolelishvili ein würdiger Komtur. Dennoch hätte man sich für diese letztere Rolle insgeheim vielleicht erhofft, einen jener fast überirdisch klingenden, ganz tief orgelnden Baß zu hören, wie man sie aus der russisch-orthodoxen Liturgie kennt.
Pavel Smelkov dirigierte das Mariinski Symphonie Orchester schwungvoll, wobei er auch die Bläser gebührend zur Geltung kommen liess.
Fazit
Eine sehr gelungene Aufführung in einem ausverkauften Haus. Die Aufführenden wurden mit viel Applaus bedacht.
Alexander Jordis-Lohausen
Bild: Valentin Baranovsky and Natasha Razina
Das Bild zeigt: Oxana Shilova (Zerlina), Ildar Abdrazakov (Don Giovanni)